Ein Pärchen macht einen Schwangerschaftstest.
Während der Coronapandemie scheint auch der Kinderwunsch bei vielen Paaren gestiegen zu sein. © AntonioGuillem / iStock / Getty Images Plus

Embryonen | Familiengründung

KINDERWUNSCH IN KRISENZEITEN

In der Corona-Pandemie haben viele Menschen mehr Zeit für wesentliche Dinge wie die Familienplanung. 2020 gab es einen regelrechten Run auf Kinderwunschzentren.

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Kinderwunschzentren in Berlin und Brandenburg haben in der Corona-Pandemie einen deutlich stärkeren Andrang erlebt als im Vorjahr. 2020 ist die Zahl der Behandlungen durch Embryonenübertragungen von rund 9500 auf rund 10 700 gestiegen – etwa zwölf Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus einer Auswertung des IVF-Registers hervorgeht. „Viele Menschen sind 2020 nicht verreist, hatten viel Zeit und haben sich auf das Wesentliche besonnen. Dazu gehört für viele auch die Familiengründung“, sagt Andreas Tandler-Schneider, ärztlicher Leiter des Fertility Center Berlin, der an der Auswertung der Daten beteiligt war.

Kurzarbeit und Homeoffice hätten zudem für mehr Flexibilität gesorgt, was Besuche in der Praxis erleichtere, erklärt Tandler-Schneider, dessen Zentrum demnach einen Zuwachs von 20 Prozent verzeichnete. „Früher konnten viele Leute häufig nur vor der Arbeit in die Praxis kommen. Jetzt sind oft auch tagsüber Termine möglich“, berichtet der Arzt. Staatliche Zuschüsse erleichterten Paaren zudem die Finanzierung der Behandlungen, wobei Brandenburg deutlich großzügiger sei als Berlin. Tandler-Schneider sagt:

„Brandenburg zahlt schon ab dem ersten Behandlungszyklus einen Zuschuss, Berlin erst ab dem zweiten Zyklus. Den erreicht die Hälfte aller Paare aber gar nicht, weil sie entweder ein Kind bekommen haben oder nach dem ersten Zyklus aufgeben.“

 

Außerdem zahlt Brandenburg - anders als Berlin - deutlich mehr an Geld an unverheiratete als an verheiratete Paare, da bei ersteren die finanzielle Unterstützung durch die Krankenkassen entfällt. Diese unterstützen nur Ehepaare. Brandenburg will beide Gruppen gleichstellen. Diese Politik schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Das Förderprogramm werde sehr gut angenommen, sagt der Sprecher des Potsdamer Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse:

„Im ersten Jahr des Förderprogramms 2019 wurden insgesamt 118 Paare begünstigt. Im Jahr 2020 hat sich diese Zahl fast verdreifacht - 325 Paare wurden begünstigt.“

Die Zahl der bewilligten Anträge stieg von 352 auf 575. Zahlte das Land aus seinen Mitteln im Jahr 2019 noch rund 206 000 Euro aus, waren es ein Jahr später rund 317 000 Euro.

Anders in Berlin: Wurden 2019 noch 327 Anträge bewilligt, waren es laut Gesundheitsverwaltung 2020 nur noch 211 Anträge. Die Ausgaben des Landes sanken von rund 113 000 im Jahr 2019 auf rund 83 500 im Pandemiejahr 2020.

Weitere Zuschüsse für die Behandlungen kommen jeweils aus Bundesmitteln. Unterstützt werden Behandlungen nach Art der In-vitro-Fertilisation (IVF) und der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI). Beides sind Methoden, bei denen Eizellen außerhalb des Körpers befruchtet und danach in die Gebärmutter eingesetzt werden. Die Chancen, auf diese Weise schwanger zu werden, liegen laut Tandler-Schneider bei etwa 30 Prozent. Zur Geburt eines Babys kommt es im Schnitt nach jeder vierten Übertragung von Embryonen.

Quelle: dpa

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