Filmklappe © Fernando Gregory / 123rf.com
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Kino – Schon gesehen?

DALLAS BUYERS CLUB

Der Film des Regisseurs Jean-Marc Vallée basiert auf der Biografie von Ron Woodroof, der 1988 den Verein gründete. Schauspieler Matthew McConaughey und Jared Leto erhielten einen Oscar.

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Ron Woodroof aus Dallas liebt das Risiko kleiner Betrügereien, ist ein Rodeo-Fan und konsumiert regelmäßig Alkohol, Kokain und Metamphetamin. Als er im Jahre 1985 wegen eines Stromschlags in einem Krankenhaus landet, eröffnen ihm die Ärzte Dr. Sevard (Denis O´Hare) und Dr. Eve Saks (Jennifer Garner), dass er HIV-positiv sei und seine Lebenserwartung nur noch bei 30 Tagen liege.

Ron kann dies nicht glauben, schließlich sei er heterosexuell – bestimmt haben die Ärzte die Blutproben vertauscht. Der 35-Jährige beschimpft Dr. Sevard als „Wichser“ und verlässt das Krankenhaus. Obwohl Ron an der Diagnose zweifelt, setzt er sich mit dem Thema AIDS auseinander und recherchiert über die Erkrankung.

Zur Vorsicht behandelt er sich selbst mit dem Wirkstoff Azidothymidin (AZT), der in den 60er-Jahren in der Onkologie erfolglos eingesetzt wurde und an dem Dr. Sevard nun im Zusammenhang mit HIV forscht.

Das Medikament erhält er von Krankenhausmitarbeitern, denen er Geld zusteckt. Eines Tages bricht Ron auf der Rampe des Hospitals zusammen und wird in die Abteilung von Dr. Sevard, direkt neben die aidskranke transsexuelle Rayon (Jared Leto), gebracht.

Aufgrund seiner homophoben Einstellung tut er alles dafür, um sich Rayon irgendwie vom Leib zu halten. Als er sich körperlich ein wenig erholt hat, verschwindet er einfach aus dem Krankenhaus. Eine neue Regelung führt unverhofft dazu, dass die Entsorgung abgelaufener Medikamente von heute auf morgen strenger kontrolliert wird. Die Folge ist, dass Ron plötzlich nicht mehr mit AZT beliefert werden kann. Daher reist er zunächst einmal nach Mexiko.

Als er auch dort zusammenbricht, gerät er an den Mediziner Dr. Vass (Griffin Dunne), dem vor einiger Zeit seine Approbation entzogen wurde. Dieser untersucht Ron und stellt fest, dass sein Immunsystem stark angegriffen ist – wahrscheinlich aufgrund des Drogenkonsums sowie der Einnahme des Azidothymidins.

Er verordnet dem Patienten eine Arzneimittel-Kombination, die in den USA nicht zugelassen ist. Ron geht es daraufhin immer besser. Da er nach Dallas zurückkehren möchte, packt er den Kofferraum voller Tabletten und verkleidet sich als Geistlicher. An der Grenze fliegt er jedoch wegen der mitgeführten Medikamente auf. Man zieht daraufhin Richard Barkley (Michael O´Neill), Mitglied der Food and Drug Administration (FDA), hinzu und es stellt sich heraus, dass die Einfuhr der nicht zugelassenen Wirkstoffe erlaubt ist, vorausgesetzt die Menge überschreitet einen Eigenbedarf von 90 Tagen nicht.

Zuhause angekommen erlebt Ron eine böse Überraschung: Das Schloss seines Trailers wurde während seiner Abwesenheit ausgetauscht – da AIDS als „Schwulenseuche“ verschrien ist, wird er von nun an ausgegrenzt. Im Frühjahr des Jahres 1987 wird AZT schließlich von der FDA zugelassen. Dr. Sevard propagiert das Medikament weiterhin, auch wenn mittlerweile erwiesen ist, dass der Wirkstoff in der damals üblichen Dosierung lebensbedrohliche Anämien hervorruft.

Ron hingegen gründet mit Hilfe seines Rechtsanwalts David Wayne (Dallas Roberts) den „Dallas Buyers Club“ und führt Geschäfte mit den aus dem Ausland eingeschmuggelten Arzneimitteln. Seine homophobe Einstellung hat er mittlerweile überwunden, sodass er auch Rayon mithelfen lässt. Die Strategie des Vereins besteht darin, die Substanzen nicht zu verkaufen, denn dann wäre mit hohen Strafen zu rechnen. Stattdessen zahlen die Clubmitglieder einen monatlichen Beitrag von 400 Dollar und erhalten die Präparate von Ron und Rayon als Geschenk.

ÜBERBLICK
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte
Krankheitsthemen vor:
+ Fleisch (Organspende)
+ Anschlag auf den Präsidenten (Ebola)
+ Grüne Tomaten (Krebs oder Wechseljahre)
+ Medicus (Pest)
+ Freundinnen (Kardiomyopathie)
+ Contagion (Viruserkrankungen wie Sars)
+ Beim Leben meiner Schwester (Leukämie)
+ The Bay (Endoparasitenplage)
+ Million Dollar Baby (Querschnittslähmung)
+ Wenn der Wind weht (Strahlenkrankheit)

Einmal gehen die beiden gemeinsam in den Supermarkt und treffen dort einen alten Freund von Ron. Als dieser vor einer Berührung mit der Transsexuellen zurückschreckt, zwingt Ron ihn mit Gewalt dazu, ihr die Hand zu reichen. Im Verlauf der Zeit bricht er erneut zusammen und wird wieder ins Krankenhaus eingeliefert. Dr. Sevard behandelt ihn dort mit AZT, woraufhin Ron sich die Infusion aus dem Arm reißt. Währenddessen setzt Barkley von der FDA alles daran, den Dallas Buyers Club von den Behörden schließen zu lassen.

Zunächst versucht er dies erfolglos mit der Steuerfahndung, woraufhin er die Vorräte der nicht zugelassenen Medikamente von der Polizei beschlagnahmen lässt. Inzwischen geht es Ron bei der Versorgung anderer HIV-positiver Patienten nicht mehr nur um das große Geld, sondern auch um seine Überzeugung: Er möchte sich für den freien Zugang offensichtlich wirksamer Arzneistoffe einsetzen. Um für Nachschub zu sorgen, reist er wieder einmal ins Ausland. Als er zurück kommt, ist Rayon tot. Auch für Ron sind es die letzten Wochen: Er nimmt noch einmal an einem Rodeo teil und stirbt schließlich auch – sieben Jahre nach seiner HIV-Diagnose.

Aktuelles zu HIV Bereits seit einem Vierteljahrhundert versuchen HIV-Forscher, die passive Immunisierung gegen den Erreger zu nutzen. Was in Tierversuchen Erfolg hatte, konnte jedoch nicht reproduziert werden, da die Viren wegen ihrer Wandlungsfähigkeit den Attacken der Antikörper entkommen konnten. Nun schöpfen die Mediziner aufgrund einer Isolierung eines Antikörpers aus dem Serum eines HIV-1- Infizierten, bei dem die Unterdrückung des Erregers durch das Immunglobulin besonders erfolgreich war, Hoffnung.

In einer Studie der Forschergruppe um Dr. Marina Caskey von der Rockefeller-Universität verringerte sich bei den Probanden die Viruslast unter der Gabe der höchsten Antikörperdosis. Nachteilig war, dass die Senkung nur 28 Tage anhielt und sich bei einigen Studienteilnehmern Resistenzen entwickelten. Die Zukunft dieses sogenannten Antikörperpräparats 3BNC117 sehen Wissenschaftler daher in einer Kombination mit der antiretroviralen Therapie sowie in der Entdeckung eines anderen Antikörpers.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/15 ab Seite 122.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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