Ab einem bestimmten Entwicklungsstadium bilden die Raupen feine Haare aus. Dadurch sehen sie flauschig und weich aus – die Haare sind allerdings giftig. © Stock.adobe.com/ countrypixel

Waldbesuch | Hautausschlag

EICHENPROZESSIONSSPINNER BREITET SICH WEITER AUS

Viel Wirbel wird zurzeit um den kleinen Falter gemacht, genauer gesagt um die Raupe, die gerne mal dieser Falter werden möchte. Klein, haarig und giftig – der Kontakt mit ihr kann zu schweren Hautauschlägen führen.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Die Meldungen der letzten Tage um den Eichenprozessionsspinner häufen sich: In Merhoog (Kreis Wesel, Nordrheinwestfalen) blieb eine Grundschule geschlossen, in Hamm schlug ein Freibad Alarm und ein Jugendturnier im Sportszentrum Potsdam musste abgesagt werden – um nur einige Schlagzeilen der vergangenen Tage zu nennen. In den letzten 20 Jahren führte ein stetiger Anstieg der Population pünktlich ab dem Frühjahr bis in den Frühsommer hinein immer wieder zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen in Deutschland.

Der nachtaktive Falter ist dabei nicht das Problem, sondern seine Larvenstadien, die Raupen. Ab einem gewissen Entwicklungsstadium tragen diese nämlich Gifthaare, um sich auf ihren Wanderungen vor potenziellen Fressfeinden zu schützen. Der Name hat dabei Programm: hunderte der Raupen begeben sich eng hintereinander auf Wanderschaft, wie bei einer Prozession. Das Ziel ihrer Reise sind meist Eichen, optimale Bedingungen finden sie vor allem an Straßen- und Stadträndern. In den Kronen der Bäume angekommen fressen sie junge Blätter und Triebe, die Eiche geht bei starkem Befall nicht selten dabei zugrunde. Über Tag finden sie sich zu geselligen Gruppen zusammen und bilden ein Gespinst um sich. Bis ein fertiger Falter entsteht, durchlaufen die Raupen mehrere Häutungen und Stadien. Ab dem Übergang vom Gifthaarstadium in fortlaufende Stadien, finden sich die abgestreiften Haare auch in den Gespinstnestern, weshalb auch diese giftig werden. Auch wenn der Eichenprozessionsspinner als fertiger Falter den Baum verlässt, die Nester bleiben zurück und damit auch die potenzielle gesundheitliche Gefährdung. Der Klimawandel begünstigt die zunehmende Ausbreitung des Falters in Deutschland, der ursprünglich in Vorderasien, dem südlichen Russland und in Südeuropa vorkommt.

Der Kontakt mit den Gifthaaren kann zu unterschiedlichen Beschwerden führen. Zu den Symptomen der allergischen Reaktion zählen vor allem lokale Hautausschläge (Raupen-Dermatitis) mit Schwellungen, Rötungen, Quaddeln, Juckreiz und Brennen. Die Brennhaare sind allerdings so fein, dass sie sich auch über die Luft verteilen und eingeatmet werden können. So können Reizungen an der Mund- und Nasenschleimhaut auftreten, Bindehautentzündungen sowie Bronchitis oder Asthma ausgelöst werden. Aber auch begleitende, unspezifische Symptome wie Schwindel, Fieber oder Müdigkeit sind keine Seltenheit. Zudem verfügen die hohlen Brennhaare über Widerhaken, sodass sie sich an Kleidung, Taschen oder Rucksäcken festsetzen und bei Kontakt immer wieder zu Beschwerden führen können. Wobei sich die Stärke der Symptome mit wiederholtem Kontakt steigert.

Bei Kontakt mit den Brennhaaren sollte ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel werden bei leichten Beschwerden Antihistaminika und kühlende Salben oder Gele verschrieben. Bei stärkeren Beschwerden oder Vorbelastung (zum Beispiel Asthmatiker) können auch Corticoide zum Einsatz kommen.
Generell sollten größere Befalls-Areale gemieden und die Raupen oder ihre Gespinste auf keinen Fall berührt werden. Sollte es doch zu einem Kontakt mit den Brennhaaren kommen, kann durch einen sofortigen Kleiderwechsel und eine gründliche Dusche inklusive Haarwäsche Schlimmeres verhindert werden. Auch wenn nur kleine Nester im heimischen Garten auftreten, diese auf keinen Fall eigenständig entfernen, sondern Profis rufen. Mit Hilfe eines sehr großen staubsaugerartigen Geräts können die Nester gefahrlos abgesaugt werden.

Nicht zu verwechseln ist der Eichenprozessionsspinner übrigens mit der Gespinstmotte. Diese Raupen weben zwischen die Äste der Bäume feine, weiße Fäden ein, die den Baum geisterhaft erscheinen lassen, für den Menschen aber ungefährlich sind.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: www.ndr.de
   www.wald-rlp.de
   www.swr.de
   www.lwf.bayern.de

×