Eine Ölpalmenplantage aus der Vogelperspektive
Große Flächen werden für den Anbau der Ölpalme benötigt - häufig wird Regenwald hierfür abgeholzt. © adiartana / iStock / Getty Images Plus

Ölgewinnung | Nachhaltigkeit

PALMÖL: DAS PROBLEM IST KOMPLEXER ALS GEDACHT

Beinahe gar nichts ist so böse wie es aussieht, und das gilt auch für die Umweltbilanz von Palmöl. Wie deutsche Forscher in einer Studie belegten, würde dreimal so viel Fläche benötigt, würde man andere Pflanzen als die Ölpalme für die Gewinnung des Rohstoffes nutzen.

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Elaeis guineensis, die Ölpalme, wird in den Tropen bereits seit Jahrhunderten zur Ölgewinnung genutzt. Doch seit sich auch im Rest der Welt herumgesprochen hat, dass sich aus den Früchten dieses Baumes ein hochwertiges Fett pressen lässt, explodierte der Ölpalmenanbau regelrecht: „Die weltweit mit Ölpalmen bepflanzte Fläche ist von rund fünf Millionen Hektar im Jahr 1980 auf mehr als 20 Millionen Hektar im Jahr 2018 angestiegen“, berichtet Martin Qaim von der Universität Göttingen.

Das hat natürlich Folgen: Der exzessive Anbau hat zur Entwaldung der Tropen und dem damit verbundenen Verlust der Artenvielfalt beigetragen, außerdem zur Emission von Treibhausgasen, zur Degradation von Landflächen, zu Bränden und auch zur Verschmutzung von Luft und Wasser. Da auch Großkonzerne an den großen Palmölplantagen häufig beteiligt sind, haben sie wirtschaftlich einen schlechten Nimbus, auch weil die „Großen“ die lokalen Gemeinschaften eventuell unrentabel machen.

Diese Annahmen haben die Wissenschaftler nun einmal genauer untersucht. Mit dem Fazit: Sie stimmen nicht ganz. Zwar ist der Anbau der vielen Palmen beispielsweise in Malaysia zu 47 Prozent für die dortige Entwaldung verantwortlich, doch: „Deswegen die Produktion und den Handel mit Palmöl zu verbieten, wäre keine nachhaltige Lösung“, sagt Qaim. „Denn die Ölpalme produziert pro Hektar Fläche mehr als dreimal so viel Öl wie etwa Soja, Raps oder Sonnenblumen. Wollte man Palmöl komplett durch andere Pflanzenöle ersetzen, bräuchte man also deutlich mehr Fläche und müsste zusätzliche Wälder und Naturräume in Ackerland umwandeln.“ Hinzu käme, dass längst nicht alle Plantagen von Großkonzernen und Agrarmultis angelegt und verwaltet werden. „In Wirklichkeit“, so Qaim, „wird rund die Hälfte des Palmöls weltweit von Kleinbauern produziert.“ Das aber bringt dieser eher armen Bevölkerungsgruppe mehr Einkommen und mehr Beschäftigung. In Indonesien beispielsweise hat der Ölpalmenboom die ländliche Armut deutlich reduziert.

Palmöl zu verbieten, hätte demnach zwar sicher einige positive Auswirkungen auf die Umwelt und den Erhalt der Regenwälder, gleichzeitig aber würde dies zu negativen wirtschaftlichen und sozialen Effekten in den produzierenden Ländern führen. Ziel müsse es daher sein, die Palmölproduktion umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten.

Die Forscher schlagen daher vor, die weitere Ausdehnung der Plantagenflächen in Regenwaldgebieten durch strikte Schutzmaßnahmen zu unterbinden. Gleichzeitig solle durch Optimierung von Anbau und die Zucht besonders ertragreicher Sorten die Erträge auf den schon genutzten Plantagenflächen erhöht werden.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: wissenschaft.de

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