Ampulle mit Spritze
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Narkosemittel | Lieferschwierigkeiten

KAUM NACHSCHUB

Ein beliebtes Narkosemittel geht zur Neige: Remifentanil kann bis auf weiteres nicht mehr in ausreichender Menge geliefert werden. Noch bis 2018 soll daran Mangel herrschen, informiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

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Als die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Mittwoch titelte: „Ärzten geht Narkosemittel aus“ und die Herstellerfirma würde überhaupt nur noch zwei Kliniken in Deutschland beliefern, rauschte es wenig später im Blätterwald. Das Opioid Remifentanil ist besonders beliebt bei ambulanten Operationen: Es ist gut steuerbar beim An- und Abfluten, der Patient kann schnell in tiefe Narkose versetzt werden und wacht schnell wieder auf. Bevorzugte Personengruppen sind Kinder und ältere Menschen, da das Mittel besonders gut verträglich ist. Und das soll nun vorbei sein?

Nach der FAZ stürzten sich auch andere Zeitungen auf das Thema, die ZEIT und der SPIEGEL berichteten, der Branchendienst apotheke adhoc titelte: „Krisensitzung beim BfArM“, die Bild-Zeitung fragte bang: „Muss meine OP jetzt verschoben werden?“ Während das Boulevardblatt einen Anästhesisten aus Frankfurt zitiert („Ein Ersatzmittel steht kurzfristig nicht zur Verfügung. Jedenfalls keines, das auch nur annähernd die gleiche Verträglichkeit aufweist“), ärgert sich Professor Gunter Nils Schmidt von der Asklepios-Klinik Hamburg: „Es sind genügend andere Medikamente verfügbar mit denen man eine gute, sichere und verträgliche Allgemein-Anästhesie durchführen kann. Zum Beispiel Sufentanil und Alfentanil.“

Über die Gründe des Lieferengpasses ist nichts genaues zu erfahren. Der Spiegel erwähnt mögliche Verunreinigungen bei der Produktion in Indien und Osteuropa, die FAZ schreibt über „Hinweise, dass Mittel in Märkte umgeleitet werden, in denen höhere Margen zu verdienen seien“.

Zwar schoss die Firma GlaxoSmithKline (GSK), die 80 Prozent des Marktes mit Remifentanil abdeckt, gestern zurück: „Durch die Nachfrage konkret unseres Originalproduktes versuchen wir täglich, weitere verfügbare Mengen unseres Produktes breitestmöglich verfügbar zu machen.“ Der Hersteller verweist sogar auf Generika. Doch auch dort sieht es mau aus, vielfach ist das Narkosemittel defekt.

Wer lange genug nach möglichen Ursachen für den Lieferengpass gräbt, wird vielleicht im Jahre 2013 fündig. In diesem Jahr verzichtete das Biotech-Unternehmen Paion auf die Markteinführung von Remifentanil „wegen rapide gesunkener Preise.“

Alexandra Regner, PTA und Redaktion

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