Die Aufklärungsquote über Impfungen und deren Wichtigkeit ist sehr gering. © aivolie / 123rf.com

Bangladesch | Diphtherie

DIPHTHERIE-AUSBRUCH IM FLÜCHTLINGSLAGER

Wie die Organisation Ärzte ohne Grenzen nun meldete, sind in Flüchtlingslagern für Angehörige der Rohingya in Bangladesch bis zum Jahreswechsel mehr als 3000 Verdachtsfälle der bakteriellen Infektionskrankheit Diphtherie aufgetreten. Es wird befürchtet, dass weitere Krankheitsausbrüche drohen.

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Als wäre die Situation für die Rohingya nicht schon schlimm genug, kommt nun neben einem bereits vorhandenen Masern-Ausbruch auch noch dieser Diphtherie-Ausbruch. Betroffen sind vor allem Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren wie der Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Bangladesch, Pavlos Kolovos, berichtet. Hinzu kommt, dass nur wenige Menschen geimpft sind.

Natürlich wurde direkt eine Massenimpfung gestartet. Allerdings wird der Schutz erst richtig wirksam, wenn innerhalb von vier Wochen mindestens zwei Impfungen vorgenommen wurden. Auch die Aufklärungsquote über Impfungen und deren Wichtigkeit ist sehr gering. Daher fehlt bei vielen Menschen das Verständnis dafür, schon wieder gepiekst zu werden.

Ein weiteres Problem ist die Behandlung derjenigen Personen, die erkrankt sind, denn Diphtherie-Bakterien bilden Toxine, die in der Lage sind, auch nach mehreren Wochen noch das Nervensystem, Nieren und Herz anzugreifen und zu schädigen. Bleibt eine Behandlung aus, ist das Risiko, daran zu sterben, auch später noch hoch, gibt die Hilfsorganisation zu bedenken. Deshalb benötigen die Menschen ein Diphtherie-Antitoxin. Und hier kommt auch gleich das nächste Problem auf die Erkrankten und auch auf die Hilfsorganisation zu. Dadurch, dass die Krankheit in einer Vielzahl von Ländern durch eine entsprechende Impfung weit zurückgedrängt wurde, gibt es derzeit weltweit nur 5000 Ampullen des Antitoxins. Leider ist bislang nur ein Bruchteil der benötigten Ampullen im Infektionsgebiet eingetroffen, sodass nicht alle Patienten behandelt werden können und die Ärzte vor Ort gezwungen sind, schwierige Entscheidungen zu treffen. Bereits im Jemen gab es im Herbst des vergangenen Jahres einen Diphtherie-Ausbruch. Um die Infektion langfristig in den Griff zu bekommen, wurden von der WHO 1000 Ampullen Antitoxin in das Bürgerkriegsland geschickt.

Es wird das Menschenmöglichste getan, um die Situation in den Flüchtlingslagern in Bangladesch zu verbessern. Hierfür wurden spezielle Behandlungszentren eingerichtet. Es wird weiterhin so vorgegangen, dass das nähere Umfeld eines Erkrankten zunächst identifiziert und anschließend präventiv mit Antibiotika behandelt werden. Und dennoch warnt Ärzte ohne Grenzen vor einer weiteren Verschlechterung der Situation, denn die schlechten hygienischen Bedingungen und die kritische Wasserversorgung könnten zu weiteren Krankheitsausbrüchen führen.

Nadine Hofmann
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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