Filmklappe © Fernando Gregory / 123rf.com
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Kino – Schon gesehen?

A BEAUTIFUL MIND

Im Jahr 2001 nimmt der Hollywood-Regisseur Ron Howard die Biografie des schizophrenen Wirtschaftsmathematikers und Nobelpreisträger John Forbes Nash Jr. ins Visier, der insbesondere durch seine Spieltheorie bekannt wurde.

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Der 20-jährige Mathematikstudent John Nash , ein Junge aus einfachen Verhältnissen, beginnt 1947 aufgrund eines Stipendiums sein Studium in Princeton. Er besitzt bereits den Ruf eines Genies, ist jedoch auch für sein Außenseiterdasein bekannt. Nash liebt es, alleine zu sein, möchte keine Vorlesungen besuchen, weil diese seinen Geist am Denken hindern würden, und äußert sich zudem verächtlich über die Arbeit seiner Kommilitonen.

Bei einem Kneipenbesuch mit einigen anderen Studenten betritt eine attraktive Blondine mit ihren unscheinbaren Freundinnen die Gaststätte. Die Männer werden schlagartig zu Rivalen und werben um die hübsche Frau, doch Nash hält sich zurück. Seiner Meinung nach stehen sie sich ansonsten bloß im Wege und gehen am Ende alle leer aus. Nach seiner Taktik dagegen ist es am erfolgreichsten, die Blondine zu ignorieren und sich umso mehr um ihre Freundinnen zu kümmern. Aus dieser Grundidee entwickelt Nash den spieltheoretischen Ansatz, der ihm noch zu großem Ansehen verhelfen wird.

Trotz seiner sozialen Schwierigkeiten lernt der junge Mathematiker die hübsche Alicia kennen und die beiden heiraten. Als Nash tatsächlich eine revolutionäre mathematische Theorie aufstellt, wird selbst das Pentagon auf ihn aufmerksam. Er wird vom US-Verteidigungsministerium aufgefordert, einen sowjetischen Geheimcode zu knacken, der von den Russen in US-Zeitungen versteckt wird. Nur Nash sei fähig, die Muster zu durchschauen und somit sein Land zu retten. Die Situation gerät für Nash außer Kontrolle und nach einer wilden Verfolgungsjagd fühlt er sich selbst zuhause nicht mehr sicher. Entsetzt findet er heraus, dass anscheinend auch sein damaliger Kommilitone Charles (Paul Bettany) in die politischen Machenschaften involviert ist.

Während Nash eines Tages einen Vortrag hält, sieht er seine Verfolger schließlich überall um sich herum, wehrt sich mit allen Kräften gegen sie – bis er sich schließlich in der Psychiatrie in den Händen des Arztes Dr. Rosen (Christopher Plummer) wiederfindet. Die Diagnose lautet: Schizophrenie. Nash hinterfragt in den folgenden Jahren sein gesamtes Leben, möchte herausfinden, was um ihn herum überhaupt echt ist – seine größte Herausforderung ist von nun an seine Erkrankung. Auch als er 1994 den Wirtschafts-Nobelpreis erhält, ist seine Krankheit noch nicht überwunden. Er bedankt sich in einer Rede anlässlich der Verleihung bei seiner Frau für die jahrelange Unterstützung, denn ohne sie wäre es ihm nicht gelungen, gegen die Schizophrenie anzukämpfen.

Hintergrund Die Bezeichnung Schizophrenie stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „gespaltene Seele“. Es handelt sich dabei um eine schwere, chronische Gehirnerkrankung, die mit Symptomen wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen einhergeht. Schizophrenie ist keine einzelne, eng umschriebene Erkrankung, sondern ein Oberbegriff für eine Reihe von Störungen, die sich durch Veränderungen im Bereich der Wahrnehmung und des Denkens kennzeichnen. Betroffene Personen nehmen ihre Umwelt anders wahr, haben einen veränderten Gefühlsausdruck und ein andersartiges emotionales Erleben. In manchen Phasen ist ihr Denken ungeordnet und es treten ungewöhnliche sprachliche Äußerungen auf.

Symptome Man unterscheidet so genannte positive und negative Krankheitsanzeichen. Typische Positivsymptome sind Halluzinationen (häufig akustischer Art). Patienten hören dann Stimmen, die ihnen zum Beispiel etwas befehlen oder ihr Verhalten kommentieren, ohne dass Menschen tatsächlich in ihrer Umgebung sprechen.

Auch die Wahnsymptomatik fällt unter die positiven Beschwerden. Dabei besteht eine feste Überzeugung zu einem Sachverhalt, der nicht mit der Realität übereinstimmt (z. B. Verfolgungs- oder Größenwahn). Halluzinationen und Wahn sind wahrscheinlich die landläufig prominentesten Symptome einer schizophrenen Erkrankung. Sie werden häufig auch mit dem Begriff der „Psychose“ in Zusammenhang gebracht.

Überblick
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:
+ P.S. Ich liebe Dich (Hirntumor)
+ Mein linker Fuss (Athetose)
+ Irgendwo in Iowa (Suizid/Depression)
+ Der Doktor – Ein gewöhnlicher Patient (Kehlkopfkrebs)
+ Shutter Island (Psychose)
+ Love Story (Leukämie)
+ Marias letzte Reise (Krebs)
+ Benny & Joon (Neurose)
+ Durchgeknallt (Borderline)
+ Vertigo (Höhenangst)
+ Reine Nervensache (Panikattacken)

Im Rahmen der Positivsymptome kann es auch zu einer ungeordneten Denk- und Sprechweise kommen: Betroffene reden am Gesprächspartner vorbei oder brechen Sätze plötzlich ab. Die schizophrene Negativsymptomatik zeigt sich auf den ersten Blick weniger eindrucksvoll. Zu ihr gehören eine Verarmung der Sprache und des Denkens, eine eingeschränkte Mimik und Gestik sowie ein verringertes emotionales Erleben. Betroffene wirken oft teilnahmslos und desinteressiert, nicht selten bestehen begleitend depressive Beschwerden.

Es existieren keine klaren biologischen Marker, um eine schizophrene Erkrankung zu diagnostizieren. Vielmehr wird ein Psychiater oder Psychologe im Gespräch mit dem Patienten dessen Symptomatik explorieren und so zu einer entsprechenden Diagnose kommen. Genetische Komponenten, Stressoren in der Umwelt und Infektionen während der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit werden als Ursachen diskutiert. Viele aktuelle Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit charakteristischen Veränderungen, die im Gehirn schizophrener Patienten auftreten.

Diese Veränderungen können die Struktur, den Stoffwechsel oder die Funktion des Gehirns betreffen. Häufig beobachtet man bei Schizophrenen eine verminderte Aktivität im vorderen Bereich des Gehirns. Zudem weisen Veränderungen der Neurotransmitter (vorwiegend Dopamin) auf eine derartige Erkrankung hin.

Therapie Antipsychotika besitzen einen starken Effekt auf den Neurotransmitter Dopamin und werden bei schizophrenen Erkrankungen eingesetzt. Man unterscheidet so genannte typische und atypische Substanzen. Zu Ersteren gehören Wirkstoffe wie Fluspirilen oder Haloperidol. Atypische Antipsychotika sind gewissermaßen eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Arzneimittel (z. B. Clozapin, Risperidon, Sulpirid oder Olanzapin).

Beide Substanzklassen lindern die schizophrene Positivsymptomatik, die beiden Gruppen unterscheiden sich jedoch in ihren Effekten auf die Negativsymptome. Atypische Antipsychotika haben in der Regel weniger unerwünschte Begleiterscheinungen. Die Auswahl eines Medikaments ist abhängig von unterschiedlichen Aspekten: Die individuellen Symptome, das Wirkungs- und Nebenwirkungsprofil der einzelnen Substanzen sowie frühere Erfahrungen des Patienten mit entsprechenden Medikamenten spielen dabei eine Rolle.

Es kann vorkommen, dass bestimmte Wirkstoffe auch aufgrund von körperlichen Vorerkrankungen oder der gleichzeitigen Einnahme anderer Arzneimittel nicht geeignet sind. Letztlich bleibt die Auswahl des Präparates eine Einzelfallentscheidung, in die der behandelnde Arzt die Gesamtsituation des Betroffenen sowie die spezifischen Vorund Nachteile der einzelnen Substanzen mit einbezieht.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/14 ab Seite 90.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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