Nahrungsergänzungsmittel für Sportler
PTA-Fortbildung

Höher, schneller, weiter

Eiweiß-Shakes, Proteinriegel oder Präparate mit Vitaminen und Mineralstoffen sind bei Sportlern äußerst beliebt. Nicht nur Athleten im Leistungssport, auch Breitensportler erhoffen sich davon leistungssteigernde Effekte.

20 Minuten

Aber sind diese Produkte wirklich die perfekten Begleiter für mehr Power? Welche Sportler benötigen Supplemente oder spezielle Sportlerpräparate wirklich? Besteht bei Sporttreibenden überhaupt ein Mehrbedarf an Mikronährstoffen oder Proteinen, der mit Supplementen ausgeglichen werden muss – reicht nicht eine ausgewogene Ernährung, die sich an den Energieverbrauch anpasst? Viele Fragen gilt es zu klären.

Trainingserfolge optimieren Zweifellos gehören eine gesunde, vollwertige und abwechslungsreiche Ernährung und damit eine adäquate Versorgung mit Nährstoffen zum Erfolgsrezept eines jeden Sportlers. Dabei ist eine kohlenhydrat- und eiweißreiche Kost integraler Bestandteil. Für viele scheinen zudem Nahrungsergänzungsmittel mit Vitaminen, Mineralstoffen oder Proteinen beziehungsweise Aminosäuren unverzichtbar. Schätzungen zufolge nehmen 50 bis 90 Prozent aller Leistungssportler Supplemente ein.

Aber nicht nur Profis, auch Freizeitsportler greifen vermehrt darauf zurück, um sich gesundheitlich und sportlich fit zu halten. Sportler möchten häufig nicht nur einen möglichen Mehrbedarf an Nährstoffen damit decken. Viele nehmen sie auch ein, um den Muskelaufbau zu beschleunigen, leistungsfähiger zu werden und ihre Belastbarkeit im Training zu verbessern. Die Nahrungsergänzungsmittel (NEM) sollen Verletzungen und Erschöpfung vorgebeugen und die Immunabwehr optimieren.

Aber was ist dran an diesem Hype? Können Supplemente Leistung und Ausdauer der Athleten wirklich steigern? Zunächst betrachten wir die Versorgung mit Mikronährstoffen. Danach wird ein Blick auf Proteinprodukte sowie auf Substanzen geworfen, die für sich in Anspruch nehmen, die Leistung steigern zu können. Den Abschluss bilden Schüßler-Salze, die sich speziell an Sportler richten, sowie Überlegungen zu Basenpulvern und Probiotika im Sport.

Adäquate Mikronährstoffversorgung erforderlich Konsens besteht, dass jeder Sportler genügend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente benötigt. Alle Stoffwechselvorgänge, die Energie für den Körper bereitstellen, sind auf eine ausreichende Zufuhr an Mikronährstoffen angewiesen. Unbestritten ist auch, dass eine dem Mikronährstoffverbrauch angepasste Nährstoffzufuhr erfolgen muss, die der Sporttreibende bei der Ernährung berücksichtigen muss. Bereits eine geringe Unterversorgung kann eine Beeinträchtigung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit zur Folge haben.

Bei Sportlern können nicht nur Trainingsfortschritte ausbleiben oder Leistung und Regenerationsfähigkeit sinken. Zudem können daraus eine verstärkte Infektanfälligkeit und ein erhöhtes Verletzungsrisiko resultieren. Es ist jedoch schwierig, den möglichen Mehrbedarf an Mikronährstoffen zu quantifizieren, wie die Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) in ihrem Positionspapier „Mineralstoffe und Vitamine im Sport“ aufführt. Bei bestimmten Sportarten oder in speziellen Trainingssituationen ist es zudem schwer, allein über die Ernährung eine adäquate Mikronährstoffzufuhr zu gewährleisten. Für welche Nährstoffe die Versorgung kritisch ist, lässt sich identifizieren.

LERNZIELE
Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung
+ welche Sportler einen erhöhten Mikronährstoffbedarf aufweisen,
+ ob Sportler zusätzlich zur Ernährung Mikronährstoff-Supplemente benötigen,
+ mögliche kritische Mikronährstoffe für Sportler kennen,
+ Näheres zu kritischen Versorgungsphasen im Sport,
+ wie der Gebrauch von Proteinprodukten zu bewerten ist,
+ welche ergogenen Substanzen wirklich eine leistungssteigernde Wirkung aufweisen,
+ warum die Kölner-Liste für Sportler wichtig ist.

Breiten- oder Leistungssportler Zunächst ist erst einmal festzuhalten, dass nicht bei allen sportlich Aktiven eine grundlegend veränderte Ernährungsweise notwendig ist. Bei den Sporttreibenden muss nach Sportart und vor allem nach Intensität sowie Umfang der Belastung unterschieden werden. Sportler, die täglich maximal eine Stunde trainieren und dabei einen Energieverbrauch von höchstens 1000 Kilokalorien (kcal) haben, also gelegentlich moderaten Sport betreiben, werden als Freizeit- oder Breitensportler bezeichnet. Bei ihnen ist nur eine geringe sportliche Belastung zu verzeichnen, die lediglich mit einem leicht erhöhten Energieverbrauch und einem unwesentlich erhöhten Bedarf an Mikronährstoffen einhergeht. Dieser kann in der Regel eine übliche Mischkost, das heißt eine ausgewogene vollwertige Ernährung, ausreichend decken. Supplemente sind nicht erforderlich.

Davon abzugrenzen sind leistungsorientierte Athleten, die ihre Leistung und Kraft steigern wollen. Sie wenden für ihr Training viel mehr Zeit auf und absolvieren es mit einer deutlich höheren Intensität als die Gelegenheitssportler. Folglich sind sie einer wesentlich höheren Belastung ausgesetzt, die anerkanntermaßen zu einem belastungsabhängigen höheren Mikronährstoffbedarf führt. Ihre Ernährung muss dem erhöhten Energie- und Nährstoffbedarf angepasst werden.

Normalerweise gelingt dies problemlos mit einer ausgewogenen, energiebedarfsdeckenden Ernährungsweise, wie die DGE betont. Da ein erhöhter Bedarf an Mikronährstoffen mit einem erhöhten Energiebedarf korreliert, wird er in der Regel über die zusätzliche Energie- beziehungsweise Nahrungszufuhr mit abgedeckt. Damit sind selbst bei Leistungssportlern in den meisten Fällen Nahrungsergänzungsmittel überflüssig. Nur in Ausnahmen ist eine zusätzliche Gabe von Supplementen in Erwägung zu ziehen, um das Risiko für eine unzureichende Versorgung kritischer Mikronährstoffe zu reduzieren. Und welche Mengen an Makronährstoffen benötigen Sportler?

×