Pilzinfektionen
PTA-Fortbildung

Pilzinfektionen heilen nie von allein aus

Ob Fuß-, Nagel- oder Scheidenpilz: Mykosen gehören in Apotheken zum Beratungsalltag. Dennoch kursieren einige Mythen, die im Zweifel eher schaden als nützen. In dieser Fortbildung finden Sie geballtes Hintergrund- und Beratungswissen.

22 Minuten

Volkskrankheit Fußpilz

Die Tinea pedis ist die häufigste Pilzinfektion. Etwa jeder dritte Bundesbürger leidet mindestens einmal darunter. Das Erregerspektrum ist breit. In 90 Prozent der Fälle lösen Dermatophyten (vor allem T. rubrum, T. mentagrophytes) den Fußpilz aus, seltener sind Hefen (z. B. C. albicans) und Schimmelpilze (z. B. Scopulatriopsis brevicaulis) die Übeltäter.

Typische Symptome bei Fußpilz

+ Juckreiz
+ Brennen
+ rote, schuppende, aufgequollene Haut
+ Bläschenbildung zwischen den Zehen
+ verdickte Hornhaut

Nur jeder vierte Betroffene behandelt die Mykose, denn vielen ist die Infektion gar nicht bewusst. Die Beschwerden werden nicht immer als Symptome eines Fußpilzes wahrgenommen. Die auffallend verdickte Hornhaut und eine starke Schuppung an den Füßen deuten viele Betroffene lediglich als trockene Haut.

Risikogruppen

Diabetiker entdecken Pilzinfektionen oft verzögert, da bei ihnen die Rötungen nicht immer auftreten und sie den Juckreiz durch die Neuropathie oft nicht verspüren. Sie zählen aber ebenso wie ältere Menschen zu den Risikogruppen, die besonders für Pilzinfektionen gefährdet sind. Auf ihrer Haut, bei der häufig die Hautbarriere geschädigt ist, fassen die Pilze leicht Fuß. Ihr geschwächtes Immunsystem hat den Pilzen zudem wenig entgegenzusetzen. Ebenso sind Sportler, die viel schwitzen, und alle, die für ein feucht-warmes Klima an den Füßen durch vorwiegend festes, luftundurchlässiges Schuhwerk sorgen, für einen Fußpilz prädestiniert.

Woher kommt der Fußpilz?

Typische Ansteckungsquellen sind vor allem dort, wo viele Menschen barfuß laufen, zum Beispiel in Schwimmbädern, Saunen, Umkleideräumen, Fitnessstudios oder in Hotelzimmern. Infizierte Hautschuppen verteilen sich auf dem Boden und werden auf die Füße anderer übertragen. 

Aber auch zu Hause können sich Familienmitglieder gegenseitig anstecken. Gemeinsam verwendete Handtücher, Badematten oder Nagelscheren begünstigen die Weitergabe der Erreger, zumal die Sporen wochenlang bei unterschiedlichsten Temperaturen überleben können.

Pilzinfektionen immer behandeln

Eine Therapie der Pilzinfektion ist unbedingt erforderlich, denn sie verschwindet nicht von allein. Vielmehr dehnt sie sich unbehandelt von den Zehenzwischenräumen auf weitere Hautareale wie Fußsohlen, Ferse und Fußnägel aus. Ebenso ist ein Übergang auf Hände, Fingernägel, Hautfalten oder Kopfhaut möglich. Darüber hinaus können Pilzinfektionen Wegbereiter bakterieller Superinfektionen wie einer Wundrose sein.

Eine Pilzinfektion verschwindet nicht von allein.

Lokale Antimykotika

Beschränkt sich die Infektion auf die Zehenzwischenräume (interdigitaler Fußpilz), lässt sie sich effizient mit rezeptfreien Antimykotika zur lokalen Anwendung behandeln. Ein Befall des ganzen Fußes gehört in ärztliche Hand. Für die Selbstmedikation stehen verschiedene Substanzen in unterschiedlichen Darreichungsformen zur Verfügung. Die Auswahl der geeigneten Grundlage richtet sich nach dem Hautzustand.

  • Cremes eignen sich vor allem bei trockener, schuppender Haut.
  • Lösungen und Gele sind bei aufgeweichten, nässenden Läsionen ideal.
  • Mit Sprays lassen sich schwer zugängliche Stellen leichter erreichen und ein direkter Fußkontakt vermeiden. 

Häufig eingesetzte Wirkstoffklassen sind

  • Azole (z. B. Clotrimazol, Bifonazol),
  • Allylamine (z. B. Terbinafin),
  • Morpholine (z. B. Amorolfin) und
  • Hydroxypyridone (z. B. Ciclopirox).

Alle Substanzen verfügen über ein breites Wirkspektrum. Das ist wichtig vor dem Hintergrund, dass unterschiedliche Pilzarten als Erreger in Frage kommen und für den Erfolg der Therapie relevant sind.

Die Substanzen hemmen entweder – in Abhängigkeit von der Konzentration und von der Pilzart – das Wachstum beziehungsweise die Vermehrung der Pilze (fungistatische Wirkung) oder sie töten den Pilz ab (fungizide Wirkung). Wird nur eine fungistatische Wirkung erzielt, trägt die stetige Hauterneuerung dennoch zur vollständigen Entfernung des Pilzes bei. 

Die meisten Antimykotika greifen an verschiedenen Stellen in die Biosynthese von Ergosterol ein, dem essenziellen Baustein der Zellmembran von Pilzen. In der Folge ist die Membranstabilität und-permeabilität gestört bis hin zur Zelllyse. Sporen können so allerdings nicht erreicht werden, da diese kein Ergosterol synthetisieren.

Ciclopirox verfügt über einen anderen Wirkmechanismus. Die Substanz wirkt nicht nur über einen Angriff auf die äußere Zellschicht, sie schädigt zudem auch innere Strukturen der Erreger. Sie hemmt die Aufnahme lebenswichtiger Zellbausteine, gleichzeitig strömen verstärkt essenzielle Zellbestandteile aus der Zelle hinaus. Damit wird die Pilzzelle konzentrationsabhängig in ihrem Wachstum gehemmt oder löst sich auf. Neben der fungistatischen beziehungsweise fungiziden Wirkung auf die aktive Form der Erreger tötet Ciclopirox zusätzlich die sich im Ruhestadium befindlichen Sporen ab (sporozide Wirkung).

Konsequent therapieren

Voraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung der Pilzinfektion ist eine regelmäßige und vor allem ausreichend lange Behandlung. Sie umfasst substanzabhängig eine ein- bis zweimal tägliche Applikation von bis zu sechs Wochen. Compliance-fördernd sind Topika, die nur einmal täglich (z. B. Bifonazol, Amorolfin, Terbinafin) und kurzfristig (z. B. Terbinafin je nach Formulierung eine Woche lang oder einmalig) anzuwenden sind.

Selbst nach Abklingen der Symptome sollte die Behandlung nicht vorzeitig abgebrochen, sondern die vorgeschriebene Dauer eingehalten werden. Ansonsten kann es sein, dass noch Pilze vorhanden sind, die unter der Hautoberfläche weiterwachsen und ein Rezidiv auslösen.

Zusätzlich hilft die Desinfektion von Schuhen und Textilien, Rezidive zu vermeiden.

Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft empfiehlt in ihren Leitlinien, die Lokalbehandlung beim Fußpilz in der Regel nach Abheilung noch etwa drei bis vier Wochen fortzusetzen. In dieser Zeit können die ruhenden Sporen durch den physiologischen Erneuerungsprozess der Haut sicher eliminiert werden.

Fuß- und Nagelpilz: Unterstützende und prophylaktische Maßnahmen

  • Immunsystem stärken (z. B. mit ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung)
  • Durchblutungsfördernde Maßnahmen regelmäßig durchführen (z. B. Fußgymnastik, Massieren der Nägel, Wechselbäder)
  • Badeschuhe in öffentlichen Bädern, Saunen, Umkleiden oder Hotelzimmern tragen
  • Keine gemeinsame Verwendung von Waschutensilien oder Werkzeugen zur Nagelpflege (z. B. Handtücher, Waschlappen, Nagelfeile, Nagelschere)
  • Tägliches Wechseln der Handtücher, Socken und Strümpfe
  • Strümpfe und Schuhe aus waschbaren und/oder atmungsaktiven Materialien tragen (z. B. Baumwolle, Wolle, Leder)
  • Enges und schlechtsitzendes Schuhwerk vermeiden
  • Schuhe nach dem Tragen auslüften und trocknen lassen (mindestens 24 Stunden)
  • Waschen pilzinfizierter Strümpfe und Handtücher bei mindestens 60°C oder pilzabtötende Spezialwaschmittel verwenden
  • Schuhe während und nach Abschluss der Therapie mit antimykotischen Pudern oder Sprays zur Vermeidung von Rezidiven desinfizieren
  • Desinfektion von Leihschuhen vor der Benutzung
  • Desinfektion von Nagelschere/-knipser nach Gebrauch mit 70-prozentigem Isopropylalkohol oder Einmalfeilen verwenden
  • Sorgfältige Fußpflege, dabei auf Verletzungen oder Pilzbefall kontrollieren und eventuellen Fußpilz sofort therapieren
  • Füße zwischen den Zehenzwischenräumen mit separatem Handtuch gut abtrocknen oder trockenfönen
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