Sexuell übertragbare Krankheiten
PTA-Fortbildung

Immer noch präsent

Geschlechtskrankheiten wurden schon im Altertum beschrieben. Und auch noch heute sind sexuell übertragbare Infektionen trotz aller medizinischen Errungenschaften ein Thema, über das man sprechen sollte.

21 Minuten

HIV und Aids – nach wie vor ein Schreckgespenst Aids (Acquired Immunodeficiency Syndrome) ist die bekannteste und zugleich immer noch am meisten gefürchtetste STI. Ihre englische Bezeichnung bedeutet „Erworbenes Immunschwächesyndrom“, da im Laufe dieser Erkrankung das Immunsystem fortschreitend geschwächt wird. Auslöser ist das Human Immunodeficiency Virus (HIV).

Die Ansteckung mit dem HI-Virus erfolgt durch Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten über Schleimhäute und verletzte Haut. Am häufigsten geschieht dies bei ungeschütztem Vaginal- und Analsex über Sperma (beim Oralsex sehr selten), Scheidenflüssigkeit, (Menstruations-) Blut und den Flüssigkeitsfilm auf der Darmschleimhaut.

Ein weiterer Übertragungsweg sind die mit HIV-infiziertem Blut kontaminierten Spritzen und das Spritzenzubehör von Drogenabhängigen. Die Infektion kann aber auch während der Schwangerschaft, unter der Geburt oder beim Stillen von der erkrankten Mutter an ihr Kind weitergegeben werden. Wird die HIV-Infektion nicht behandelt, kann sich das Immunsystem nicht mehr gegen andere - für gesunde immunkompetente Personen eigentlich harmlose - Krankheitserreger wehren.

Die Folge sind Erkrankungen wie Lungenentzündung oder Pilzerkrankungen, die bei nicht mit HIV infizierte Menschen meist unproblematisch oder gut therapierbar sind, für HIV-Infizierte jedoch tödlich verlaufen können. Zudem entwickeln sich bei einer unbehandelten HIV-Infektion bösartige Tumore wie das Kaposi-Sarkom. Viele Menschen bemerken anfänglich nicht, dass sie sich infiziert haben.

Die möglichen Anzeichen dafür sind eher unspezifisch und werden nicht unbedingt mit einer HIV-Infektion in Verbindung gebracht. Erste Reaktionen des Körpers können Fieber, grippeähnliche Symptome, Lymphknotenschwellungen an mehreren Körperstellen, ein fleckiger, rötlicher Ausschlag sowie Durchfall sein. Ansonsten entwickeln die meisten Menschen über Jahre hinweg keine weiteren Symptome.

Kondom in der Hand.
Kondome schützen nicht nur vor HIV, sondern senken auch das Risiko sich mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken. © Image Source / iStock / Getty Images

Behandeln und schützen Eine HIV-Infektion ist immer noch nicht heilbar. Allerdings gelingt es mittlerweile, das Virus im Körper medikamentös in Schach zu halten. Die HIV-Medikamente setzen an verschiedenen Stellen der Virusvermehrung an und sind dadurch in der Lage, die Vermehrung des Virus im Körper effektiv zu verhindern.

Für die antiretrovirale Therapie (ART) kommen fünf Wirkstoffklassen zur Anwendung: Entry-Hemmer, Reverse-Transkriptase-Hemmer, Integrase-Hemmer, Protease-Hemmer und Capsid-Hemmer. Mit ihnen lässt sich die Zahl infizierter Zellen in den Körperflüssigkeiten und Schleimhäuten so stark senken, dass das HI-Virus nicht mehr nachweisbar ist. Eliminiert wird das Virus aber nicht, sodass es nicht zur Heilung kommen kann. Allerdings lassen sich durch Senkung der Viruslast die Symptome wirkungsvoll unterdrücken und das Ansteckungsrisiko reduzieren.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist eine lebenslange Einnahme mehrerer Medikamente zugleich. Mithilfe dieser regelmäßigen, ununterbrochenen Kombinationstherapie lässt sich für die Betroffenen eine weitgehend normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität erzielen.

PrEP und PEP Darüber hinaus wird in bestimmten Fällen mit einer medikamentösen Vorsorge (Prä-Expositionsprophylaxe, kurz PrEP) einer Ansteckung mit HIV vorgebeugt. Diese Schutzmethode richtet sich an HIV-negative Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Sie nehmen entweder täglich oder vor und nach dem Sex (= zwei alternative Einnahmeschemata) ein HIV-Medikament ein, das mit seinen zwei antiviralen Wirkstoffen (Tenofovirdis und Emtricitabin) eine Vermehrung des HI-Virus verhindert.

Zudem ist eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach ungeschützten Risikokontakten möglich. Dafür kommt in der Regel vier Wochen lang täglich die antivirale Kombination (Tenofovirdis und Emtricitabin) plus einem Integrase-Hemmer (Raltegravir oder Dolutegravir) zum Einsatz. Die Medikamente verhindern, dass sich das Virus im Körper festsetzt. Damit dies gelingt, muss mit einer PEP so schnell wie möglich nach dem HIV-Risiko begonnen werden. Am besten innerhalb von zwei Stunden, sonst möglichst innerhalb von 24 Stunden, spätestens aber nach 48 Stunden.

×