Reiseberatung
PKA-Fortbildung

Es darf wieder gereist werden

Haben Sie und Ihre Kollegen Lust, Ihre Kunden vor einer Reise gut zu beraten? Dann haben Sie nach über drei Jahren Pandemie jetzt wieder öfter die Gelegenheit. Auch als PKA können Sie einiges zu einer gelungenen Reise beitragen.

5 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Juli 2023

Warum sind Region und Jahreszeit des Reiselandes wichtig?

Innerhalb eines Landes kann es extrem unterschiedliche Klimazonen und damit Erkrankungsrisiken geben. So ist vielerorts in der Trockenzeit keine durchgehende Malariaprophylaxe notwendig, es reicht die Standby-Medikation. Genau andersherum verhält es sich bei Meningokokken-Infektionen. Diese werden in der Subsahara-Region vor allem in der Trockenzeit zur Gefahr, denn sie werden durch ausgetrocknete Schleimhäute extrem begünstigt.

Auch die Höhenlage ist entscheidend. Es lässt sich selbst bei gesunden, jungen Menschen nicht genau vorhersehen, wie sie auf einen Aufenthalt in Höhen über 3000 Metern reagieren werden. Wenn alle Mitreisenden mit der Möglichkeit einer auftretenden Höhenkrankheit rechnen, nehmen sie diese Gefahr von Anfang an ernster und werden sich schneller um Hilfe oder um einen Ortswechsel kümmern.

Auch wenn Ihre Kunden nur einen Strandurlaub planen, sind Hinweise in diesem Zusammenhang sinnvoll, da sich viele Menschen nach ein paar Tagen Erholung doch noch für Ausflüge in das Land zu interessieren beginnen.

Und der Reisestil?

Für die Einschätzung der zu berücksichtigenden Risiken ist das ganz erheblich. Urlauber in komfortablen Hotelunterkünften mit Klimaanlage sind in mehrfacher Hinsicht weniger Gefahren ausgesetzt als Individualtouristen, die als Backpacker mit Rucksäcken unterwegs sind. So ist die Gefahr an Malaria zu erkranken in klimatisierten Räumen geringer, da die Anopheles-Mücken, die die Krankheit übertragen, in der kühleren Klimaanlagen-Luftträger werden und seltener stechen.

Bei Bagatellverletzungen kann in guten Hotels mit Desinfektionsmitteln und Verbandmaterial gerechnet werden, Individualtouristen sollten trotz begrenztem Gepäckvolumen unbedingt ein kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen. Vergessen Sie keinesfalls Kunden mit Migrationshintergrund, die ihren Urlaub in der alten Heimat verbringen, also Reisende zu „Friends and Relatives.“ Sie sind ganz besonders gefährdet. Im Gegensatz zu Rucksackreisenden, die ihre Ziele bewusst aussuchen und sich oft lange darauf vorbereiten, haben Heimreisende oft ein vermeintliches Gefühl der Sicherheit und dadurch ein mangelndes Gefahrenbewusstsein.

Außerdem möchten Sie Ihren Verwandten nicht das Gefühl geben, dass sie Ihre Gastfreundschaft nicht zu schätzen wissen, indem sie angebotenes Essen ablehnen oder offensichtlich besondere Hygienemaßnahmen praktizieren. Als weiterer Risikofaktor kommt noch dazu, dass solche Reisen oft spontan erfolgen müssen, zum Beispiel, wenn ältere Familienmitglieder in der alten Heimat schwer erkrankt sind.

Vielen ist auch die Problematik des möglichen Verlustes einer Semi-Immunität nicht bekannt. Davon spricht man, wenn Menschen, die in ihren Herkunftsländern nach durchgemachten Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber eine gewisse Immunität erlangt haben, dann aber in andere Regionen der Welt umgesiedelt sind.

Sie verlieren diese Immunität dort nach vielen Jahren wieder, weil der betreffende Erreger dort keine Rolle mehr spielt und sie damit nicht mehr in Berührung kommen. Bei einer Reise in die alte Heimat kann es dann zu schweren Infektionen kommen. Diese Zielgruppe fragt allerdings nur selten nach einer Beratung. Hier sollten Sie Ihre Tipps nur mit Fingerspitzengefühl geben und zeigen, dass Sie bei Bedarf gerne weitergehend zur Verfügung stehen.

Ausreichend Vorrat einplanen

Für die Dauermedikamente Ihrer Kunden gilt, dass sie sich rechtzeitig einen Bedarf verschreiben lassen, der die nötige Menge um mindestens ein Drittel übersteigt und am besten verdoppelt. Denn durch die zunehmenden Flugausfälle oder Corona-Beschränkungen können Reisen schnell länger dauern als geplant.

Die Dauermedikamente müssen ins Handgepäck, falls ein Koffer verloren geht und weil im Laderaum die Temperatur stark abgekühlt werden kann, was sich schlecht auf temperaturempfindliche Arzneimittel auswirkt. Für das Mitführen bestimmter Medikamente wie Betäubungsmittel müssen sich Ihre Kunden ein ärztliches Attest ausstellen lassen. Dabei gelten auch die Regeln des Einreiselandes. Sehr zu empfehlen ist dafür die Homepage des Auswärtigen Amtes.

Auf diese können Sie und Ihre Kundinnen tagesaktuelle Regelungen nachlesen, so fordern in letzter Zeit viele Länder vor der Einreise von Langzeiturlaubern mit einer Reise von über vier Wochen eine aktuelle Polio-Auffrischimpfung. Diese sind durch Rückmutationen des Polio-Virus und Verbreitung nach oralen Impfungen („Schluckimpfung“) wieder notwendig.

Beenden Sie Ihre Reiseberatung am besten mit einem motivierenden Thema: Wenn Sie dabei an eine geplante Aktivität anknüpfen, können Sie zum Beispiel bei einer geplanten Treckingtour humorvoll an das Mitnehmen von Elektrolyten erinnern. Auch ein passendes Give-Away in Form von Sonnenschutzpröbchen, die ins Handgepäck passen, kommt immer gut an.


Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.

Hier finden Sie die komplette PKA-Fortbildung der Ausgabe 05/2023 als PDF-Download.

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