Das E-Rezept
PTA-Fortbildung

Die Digitalisierung schreitet voran!

Was ändert sich für Apotheken mit der verpflichtenden Teilnahme an der Telematikinfrastruktur? Apotheker und PTA sollten die nächsten Monate nutzen, sich auf die Einführung der digitalen Anwendungen vorzubereiten.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. November 2021

Bleibt Deutschland hinter seinen Möglichkeiten? Könnte das Gesundheitssystem noch besser, effizienter und mit weniger Fehlern funktionieren? Wenn ja, wie? Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat in einem Gutachten von 2021 einen hohen Optimierungsbedarf festgestellt. So heißt es dort: „Deutschland steht bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems weit hinter anderen Ländern zurück. Es zeigt sich ein dringlicher Bedarf an strukturellen, informationstechnologischen, organisatorischen und rechtlichen Verbesserungen im Hinblick auf Fehlerfreiheit und Effizienz in der Versorgung, auf flächendeckende Implementierung des medizinischen Fortschritts, einschließlich der Verarbeitung von Informationen sowie auf sektorenübergreifende Kommunikation.“

Laut des Gutachtens kann die Digitalisierung also dazu beitragen, die medizinische Versorgung zu verbessern. Tatsächlich ist Deutschland auf dem Weg, die Digitalisierung mit großen Schritten voranzutreiben. Corona hat diese Entwicklung deutlich beschleunigt und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat es sich zum Ziel seiner Arbeit gesetzt, die Digitalisierung des Gesundheitsbereichs endlich durchzusetzen. Was bedeutet es für die Patienten, für die Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, und für die Sicherheit der Daten?

Der Schutz der hochsensiblen persönlichen Gesundheitsdaten eines jeden Einzelnen ist in Deutschland ein hohes Gut, und so sind die hohen Sicherheitsansprüche vielfach dafür verantwortlich, dass die Implementierung der digitalen Prozesse so lange dauert. Wie wird sich die digitale Gesundheitswelt in Zukunft darstellen? Zum einen werden Gesundheitsleistungen, die bisher persönlich von Mensch zu Mensch erbracht wurden, teilweise über digitale Wege telemedizinisch oder telepharmazeutisch stattfinden.

LERNZIELE

Lernen Sie in dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung unter anderem
+ wie die Telematikinfrastruktur Gesundheitsberufe vernetzt und Informationen bereitstellt,
+ welche digitalen Anwendungen zukünftig über die elektronische Gesundheitskarte vom Patienten genutzt werden können,
+ wie in Zukunft die praktische Arbeit in der Apotheke mit dem E-Rezept funktioniert,
+ welche Befugnisse PTA und Apotheker in den Prozessen haben und wer einen Heilberufsausweis wofür benötigt,
+ wie der zeitliche Fahrplan für die Einführung der Anwendungen gesetzlich vorgegeben ist und
+ welche Chancen und Risiken die Einführung des E-Rezeptes bietet.

Telemedizin Der Deutsche Ärztetag hat 2015 einen Entschluss zur telemedizinischen Versorgung abgestimmt. Wichtig dabei ist, dass telemedizinische Anwendungen unterstützender Anteil ärztlichen Handelns sind und ärztliches Handeln nicht ersetzen sollen. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, wenn Hausärzte ihre bekannten Chroniker regelmäßig über Videotelefonie kontaktieren und das Befinden abfragen. Insbesondere in ländlichen Regionen, wenn Menschen weitere Entfernungen bis zur Arztpraxis zurücklegen müssen, kann die telemedizinische Überwachung und Betreuung von Patienten eine sinnvolle Ergänzung darstellen.

Ein erfolgreiches Konzept ist die „Virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche“ (Vi- DiKi), eine vom Innovationsfonds geförderte Studie zur Erprobung der Videosprechstunde als ergänzende Leistung. Eine wissenschaftliche Untersuchung fand bereits vor der Corona-Pandemie statt: „Die Studie wurde von April 2017 bis März 2020 mit 240 Kindern und Jugendlichen in Schleswig-Holstein und Hamburg durchgeführt“, so Dr. von Sengbusch, Leiterin der ViDiKi-Telemedizin-Studien.

Die Akzeptanz dieser neuen Betreuungsart war sehr hoch. Von den circa 3800 Videosprechstundenterminen wurden nahezu alle wahrgenommen. Die meisten Teilnehmenden hatten nach einem Jahr deutlich bessere Langzeitblutzucker-Werte (HbA1c). Auch die Eltern waren viel zufriedener mit der Therapie und vor allem Mütter fühlten sich entlastet. Ab April 2020 wurde die Studie fortgeführt und bezog auch neu erkrankte Kinder ein. „Unsere ‚ViDiKi 2.0‘-Studie endete im März 2021 und fand damit komplett innerhalb der Corona-Pandemie statt“, betont Dr. von Sengbusch. Auch psychotherapeutische Videosprechstunden wurden in den Hochzeiten der Pandemie vermehrt praktiziert. Vieles, was vor der Pandemie undenkbar war, wurde erprobt und diese Erfahrungen werden im Rahmen der Digitalisierung fortgeführt.

Telepharmazie Analog dazu revolutionieren digitale Konzepte die pharmazeutische Beratung. Telepharmazie kann genutzt werden, wenn der Kunde nicht in die Apotheke kommen kann, aber vielleicht der neue Asthma-Inhalator oder der Insulinpen erklärt werden müssen. Hier gibt es bereits Anbieter, wie zum Beispiel Apomondo oder Apotheken.de, die die organisatorische und datensichere Umsetzung der Telepharmazie möglich machen.

Für die Apotheken eröffnet Telepharmazie die Chance, neue Kundengruppen anzusprechen: Zum Beispiel ältere Menschen, die technisch affin, aber wenig mobil sind, junge Familien, die zeitlich sehr eingespannt sind, aber den persönlichen Rat wünschen und die jungen „Digital Natives“, junge Menschen, die in der digitalen Welt groß geworden sind und die Möglichkeiten der Digitalisierung in allen Alltagsbelangen nutzen. So auch bei der Beratung und Bestellung von Arzneimitteln. Wenn die Vor-Ort-Apotheken diese Angebote nicht bieten, wandern mehr und mehr Kunden in das Internet zu den Arzneimittelversendern ab.

Digitalisierung von Informationen Neben den neuen digitalen Arten, wie medizinische und pharmazeutische Leistungen erbracht werden, sorgt die Digitalisierung dafür, dass alle wichtigen Informationen zukünftig digital erfasst, verarbeitet und ausgetauscht werden. Auf digital zur Verfügung stehende Daten lässt sich rasch von jedem Ort aus zugreifen, die Übermittlung der Daten geht viel schneller als es persönlich oder per Fax bisher passiert. Das gesamte Gesundheitsprofil eines Patienten kann, sofern er es Ärzten und Apothekern erlaubt, umfassend transparent erfasst und zur Verfügung gestellt werden.

Dies ist ein großer Vorteil, um die Arzneimitteltherapiesicherheit von Patienten an den Schnittstellen der verschiedenen Leistungserbringer (Hausarzt – Facharzt - Krankenhaus – Apotheke - Pflegeheim) zu verbessern, weil nicht mühsam alle Gesundheitsdaten erneut erfragt werden müssen, sondern über eine elektronische Gesundheitskarte zugänglich sind.

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