Menstruationsbeschwerden
PTA-Fortbildung

Beschwerdefrei durch die Tage kommen

Die Menstruation gehört zum Leben jeder gebärfähigen Frau. Doch nicht immer verläuft sie reibungslos. Verschiedene Beschwerden können sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Zyklus einstellen.

20 Minuten

Therapieoptionen Prinzipiell erfordern die verschiedenartigen Menstruationsbeschwerden unterschiedliche Therapiekonzepte. Allein bei PMS steht eine Vielzahl an Therapeutika aufgrund der Diversität der Symptomatik zur Verfügung. Andererseits ist es oft möglich, bei den verschiedenen Erkrankungen auf die gleichen Mittel zurückzugreifen, auch wenn ihnen unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen. Sei es, weil die Beschwerden eine ähnliche Symptomatik aufweisen, oder weil die Therapeutika über ein vielseitiges Wirkspektrum verfügen.

So kommen Analgetika sowohl bei PMS, Dysmenorrhöe, Endometriose als auch beim Polyzystischen Ovarialsyndrom zum Einsatz. Ebenso können hormonelle Kontrazeptiva all diese Beschwerden lindern und zudem Unregelmäßigkeiten im Zyklus beheben, auch wenn dabei verschiedene Wirkmechanismen zum Tragen kommen beziehungsweise eine geschickte Substanzwahl erforderlich ist. Schließlich stellen auch ausgewählte Phytotherapeutika durch ihre vielseitigen Angriffsmöglichkeiten bei verschiedenster Problematik effektive Behandlungsoptionen dar.

NSAR als Analgetika der Wahl Bei der primären Dysmenorrhö stellen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen und Naproxen eine kausale Therapie dar. Durch Hemmung der Cyclooxigenase wird die Synthese der für die Schmerzen und Krämpfe verantwortlichen Prostaglandine verhindert. Welcher der beiden Wirkstoffe sich besonders bei schmerzhaften Regelblutungen eignet, lässt sich nicht eindeutig beurteilen. Naproxen hat gegenüber Ibuprofen den Vorteil einer vergleichsweise langen Wirkdauer von bis zu zwölf Stunden, weshalb die Substanz als „Mittel für Frauen“ vermarktet wird.

Besonders effektiv wirken beide Wirkstoffe bei rechtzeitiger Einnahme in einer ausreichend hohen Dosierung. Wird mit ihrer Einnahme bereits ein bis zwei Tage vor Einsetzen der Regelblutung begonnen, lässt sich eine besonders gute Wirkung erzielen. NSAR sind auch zur Behandlung einer Endometriose geeignet, auch wenn sie häufig nicht ausreichend die Schmerzen bekämpfen. Um ein chronisches Schmerzsyndrom zu vermeiden, werden sie bei einsetzenden Schmerzen nach einem festen Schema appliziert.

Zudem lindern NSAR zuverlässig Kopf- und Rückenschmerzen, die im Zusammenhang mit PMS stehen. Acetylsalicylsäure ist bei Menstruationsbeschwerden aufgrund thrombozytenaggregationshemmender und damit blutungsverlängernder Eigenschaften weniger empfehlenswert. Zudem ist es nicht für junge Mädchen ohne ärztliche Überwachung geeignet, da ASS in sehr seltenen Fällen das lebensgefährliche Reye-Syndrom auslösen kann.

Ibuprofen und Naproxen Für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene beträgt die geeignete Initialdosis 400 Milligramm (mg) Ibuprofen. Danach können sie alle sechs Stunden wieder 200 bis 400 mg einnehmen, wobei die maximale Tageshöchstdosis von 1200 mg in der Selbstmedikation einzuhalten ist. Jüngere Mädchen im Alter von zehn und elf Jahren dürfen lediglich eine Tablette à 200 mg erhalten und maximal 800 mg am Tag. 600 mg ist schließlich die Höchstdosis für Kinder zwischen sechs und neun Jahren. Dies ist wichtig zu wissen, denn wenn auch das durchschnittliche Alter bei der Menarche in Deutschland bei 12,8 Jahren liegt, ist es dennoch möglich, dass schon junge Mädchen mit neun Jahren wegen Regelschmerzen in der Apotheke ein Schmerzmittel verlangen.

Die Einnahme von Naproxen ist erst ab einem Alter von 12 Jahren möglich, für Jüngere ist die Substanz nicht zugelassen. Als Initialdosis werden zwei Tabletten à 250 oder 200 mg empfohlen. Acht bis zwölf Stunden später kann mit 250 beziehungsweise 200 mg nachdosiert werden, wobei nicht mehr 750 mg am Tag in der Selbstmedikation eingenommen werden dürfen. Für beide Substanzen ist die Selbstmedikation auf vier Tage begrenzt. Bei länger bestehenden Regelschmerzen ist ohnehin ein Arztbesuch anzuraten.

Schmerzstillende und krampflösende Alternativen Paracetamol ist nur ein Schmerzmittel der zweiten Wahl. Da der Wirkstoff nicht zu den NSAR zählt, besitzt er eine deutlich schwächere schmerzlindernde Wirkung bei Dysmenorrhö und Endometriose. Zudem ist auf eine genaue Dosierung zu achten, da bei Überdosierung lebensbedrohliche Leberintoxikationen möglich sind. Es werden alters- beziehungsweise gewichtsabhängig 10 bis 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht (mg/kg KG) als Einzeldosis gegeben, wobei eine Tagesmaximaldosis von bis zu 60 mg/kg KG nicht überschritten werden darf.

Ein bewährtes Kombinationspräparat gegen schmerzhafte Regelblutungen enthält neben Paracetamol das Spasmolytikum Butylscopolamin, das zusätzlich die glatte Muskulatur der Gebärmutter erschlaffen lässt. Butylscolopamin kann auch als Monopräparat bereits ausreichend wirksam sein. Ebenso wird Metamizol verordnet, da sich aufgrund seiner spasmolytischen Komponente eine effektive Linderung bei Dysmenorrhö und Endometrioseschmerzen erzielen lässt. Magnesiumpräparate wirken ebenfalls relaxierend auf die glatte Muskulatur. Empfehlenswert sind Tagesdosierungen von 300 mg. Auch homöopathisch kommt das Mineral zum Einsatz, vor allem hat sich Magnesium phosphoricum D6 bewährt. Es findet sich auch in Kombinationspräparaten, in denen es gemeinsam mit krampflösenden und schmerzstillenden Wirkstoffen wie Chamomilla, Aesculus, Colocynthis und Potentilla anserina vorliegt.

Pille als Option Lässt sich keine ausreichende Linderung erzielen, sind hormonelle Kontrazeptiva eine wirkungsvolle Alternative. Sie sind insbesondere für Frauen geeignet, die zusätzlich hormonell verhüten möchten. Gestagene stellen den Standard dar. Sie können sowohl allein als auch in Kombination mit Estrogenen zur Anwendung kommen. Mit einer dauerhaften Gestagen-Einnahme wird der regelhafte Aufbau der Gebärmutterschleimhaut gestört, sodass weniger Schleimhaut abgeblutet werden muss. Die Blutungen sind dann meist abgeschwächt und weniger schmerzhaft.

Zusätzlich lässt sich eine Hemmung der Prostaglandinbildung nachweisen. Ebenso wird hormonsensible Schleimhaut außerhalb der Uterushöhle bei Endometriose in ihrer Aktivität gedrosselt. Daher kommt eine Hormontherapie nicht nur bei primärer, sondern auch bei sekundärer Dysmenorrhö zum Einsatz. Zur Behandlung der primären Dysmenorrhö werden bei jungen Mädchen vor allem die Minipille mit Desogestrel sowie andere, nicht-verhütende orale Gestagen-Monopräparate mit Dienogest oder Chlormadinon verordnet.

Eine Alternative ist das Verhütungsstäbchen mit Etonogestrel. Bei älteren Frauen eignen sich zudem Dreimonatsspritzen mit Medroxyprogesteron oder hormonhaltige Verhütungsspiralen mit Levonorgestrel. Dienogest ist das Gestagen der Wahl bei Endometriose. Zudem kommen verschiedene Estrogen-Gestagen-Kombinationen zur Anwendung. Sie haben den Vorteil, dass Estrogen zusätzlich den Zyklus stabilisiert, sodass es seltener zu Zwischenblutungen kommt als bei der Minipille.

Durch den zyklusregulierenden Effekt sind sie besonders gut für Frauen geeignet, die zugleich unter Zyklusstörungen leiden. Sollte es durch die einwöchige Einnahmepause bei der Abbruchblutung dennoch zu starken Beschwerden kommen, werden sie durchgehend gegeben. Ein Langzyklus-Schema ist auch die bevorzugte Gabe bei Endometriose- Patientinnen, bei denen kombinierte orale Kontrazeptiva als Mittel der zweiten Wahl gelten. Ebenso profitieren Frauen mit PMS von einer Langzeiteinnahme ohne Pause, da damit zyklusbedingte Hormonschwankungen am besten ausgeglichen werden.

Sie erhalten vor allem Ovulationshemmer mit Drospirenon. Dieses Gestagen ist in der Lage, prämenstruelle psychische Störungen wie Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Traurigkeit deutlich abzumildern. Zudem kann es als ein Derivat des Diuretikums Spironolacton der estrogenbedingten Wassereinlagerung entgegenwirken. Bei starker Ödembildung können Diuretika notwendig sein, um das Wasser aus dem Gewebe auszuscheiden.

×