Eine Seniorin mit bunten Haaren zeigt das "OK"-Symbol mit ihrer Hand und macht ein Selfie.
Man kann sich zwar jünger fühlen als man ist, doch das ändert nichts am biologischen Alter. © Ninelutsk / iStock / Getty Images Plus

Methode | Alterungsuhr

ZWISCHEN CHRONOLOGIE, PSYCHOLOGIE UND BIOLOGIE

Chronologisches Alter Hin oder Her: „Man ist so alt wie man sich fühlt.“ Ja und nein. Diese Aussage mag zwar psychologisch stimmen, aber nicht unbedingt biologisch. Jetzt existiert eine neue Methode, mit der sich das biologische Alter bestimmen lässt.

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Genau das ist dem Bioinformatiker David Meyer und dem Genetiker Professor Dr. Björn Schumacher, Direktor des Instituts für Genomstabilität in Alterung und Erkrankung am Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD und des Zentrums für Molekulare Medizin Köln (ZMMK), gelungen. Sie entwickelten „BiT age“, ein Akronym für „Binarized Transcriptomic aging clock“.

Das chronologische Alter meint das offizielle Alter nach Geburtsjahr. Mit dem biologischen Alter ist der Zustand des Körpers gemeint, der innerhalb eines Alters durchaus unterschiedlich sein kann. Das psychologischeAlter meint das selbst empfundene Alter.

Warum ist das biologische Alter wichtig?
Das biologische Alter losgelöst vom chronologischen Alter bestimmen zu können, ist wichtig, um beispielsweise Umwelt-, Ernährungs- oder Therapieeinflüsse auf den Alterungsprozess beurteilen zu können. Deswegen entwickelten die beiden Forscher „BiT age“, die Binarisierte Transkriptom-Altersuhr. Diese ergänzt bereits existierende Verfahren und nutzt die Analyse von Transkriptomen, also Genexpressionsmustern. Dieser Ansatz wurde in der Vergangenheit zwar schon öfter gewählt, aber Meyer und Schumacher entwickelten den Transkriptom-Ansatz weiter. Dazu verwendeten sie den Fadenwurm Caenorhabditis elegans, der öfter in der Genetik als Modellorganismus erforscht wird.

Gene unterscheiden sich stark in ihrer Aktivität. Um diesen Unterschied herauszurechnen, nutzt der neue Ansatz von Meyer und Schumacher einen mathematischen Trick: Die Altersuhr unterteilt Gene in zwei Aktivitätsgruppen, „an“ und „aus“, wodurch die Variation der Gene minimiert wird. Das scheint bereits auszureichen, um tatsächlich das biologische Alter berechnen zu können. Meyer fasst zusammen:

Erstaunlicherweise erlaubt dieses einfache Verfahren eine sehr präzise Vorhersage des biologischen Alters, die nahe an der theoretischen Grenze der Genauigkeit liegt. Vor allem funktioniert diese Altersuhr auch in hohem Alter, das bisher nur schwer messbar war, weil dann die Variation der Genaktivität besonders hoch ist.

Das Modell der beiden Wissenschaftler ist also in der Lage, das menschliche Alter mit hoher Genauigkeit vorherzusagen. So könnte BiT age einen wichtigen Beitrag dazu leisten, genetische, ernährungsbedingte, umweltbedingte und therapeutische Eingriffe in den Alterungsprozess bewerten zu können.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-laesst-sich-das-biologische-alter-bestimmen-124318/
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/acel.13320

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