Flammen © John Foxx / Stockbyte / Thinkstock
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Blasenentzündung

VERFLIXTES BRENNEN

Bei einer Blasenentzündung suchen Betroffene häufig zuerst Rat in der Apotheke. Wichtig ist, bei der Beratung die Grenzen der Selbstmedikation zu erkennen und gegebenenfalls an den Arzt zu verweisen.

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Rezidive vermeiden Cranberries (Vaccinum macrocarpon) werden schon seit langem günstige Wirkungen auf die Blasengesundheit nachgesagt. Allerdings scheinen sie keinen Nutzen bei bereits bestehenden Blasenentzündungen zu haben. Vielmehr werden sie zur Rezidivprophylaxe empfohlen. Cranberries sind in Deutschland auch als Kranichbeere, großfruchtige Moosbeere oder nordamerikanische Preiselbeere bekannt. In verschiedenen älteren Studien wurde in vitro demonstriert, dass bestimmte Tannine (Cranberry-Proanthocyanidine) das Andocken von E. coli an den Schleimhäuten der Harnwege verhindern können.

Demnach sollen bis zu 80 Prozent der uropathogenen Keime keinen Halt mehr in der Blase finden und daher beim Wasserlassen wieder ausgespült werden, bevor eine Infektion entstehen kann. Eine neuere Untersuchung hat allerdings keinen Vorteil zu Placebo gezeigt und folgert daraus, dass die Gabe von Cranberry-Proanthocyanidinhaltigen Kapseln nicht zur Rezidivprophylaxe bei älteren Frauen zu empfehlen sei. Bei immer wiederkehrenden Blasenentzündungen haben nicht nur Arzneidrogen einen hohen Stellenwert in der Rezidivprophylaxe.

Auch chemisch- synthetische Substanzen werden schon seit langem prophylaktisch eingesetzt, um die Entwicklung chronischer Infektionen oder einer Reizblase zu verhindern. Eine alte Methode ist der Versuch, Rezidive über eine Ansäuerung des Urins mit L-Methionin zu vermeiden, da ein saures Milieu das Wachstum vieler Krankheitserreger unterbindet. Die Wirkung der Aminosäure soll darüber hinaus auf eine Hemmung des Anheftens pathogener Keime an das Epithel der ableitenden Harnwege zurückzuführen sein.

Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung kann erfahrungsgemäß erst einmal versucht werden, diese ohne Antibiotikagabe zum Abklingen zu bringen.


Rezept erforderlich
Auch schon seit Jahrzehnten praktiziert ist die Verordnung eines Escherichia-coli- Lysats, das bei täglicher Einnahme quasi wie eine Impfung die lokale Immunantwort stärken soll. Eine weitere Möglichkeit unter den verschreibungspflichtigen Optionen ist die von Urologen schon seit langem durchgeführte Langzeit-Chemoprophylaxe direkt im Anschluss an die Akuttherapie. Dafür verordnen sie 50 Milligramm Nitrofurantoin oder 50 Milligramm Trimethoprim.

Das niedrig dosierte Antibiotikum wird abends nach dem letzten Wasserlassen über einen Zeitraum von drei Monaten bis zu einem Jahr eingenommen. Alternativ rezeptieren Ärzte Antibiotika für eine einmalige Behandlung nach dem Geschlechtsverkehr. Für Frauen nach der Menopause bietet sich noch die Möglichkeit, mithilfe einer vaginalen Estrogentherapie wiederkehrende Blasenentzündungen zu verhindern.

Blasengesunde Verhaltensregeln Betroffene profitieren auch von folgenden Tipps, um die beschwerdefreie Zeit zwischen zwei Harnwegsinfekten zu verlängern:

  • Viel trinken (mindestens zwei Liter pro Tag), um Keime aus den Harnwegen zu spülen.
  • Regelmäßiger Toilettengang mit vollständiger Blasenentleerung (vor allem nach dem Geschlechtsverkehr), damit sich keine Keime in den Harnwegen festsetzen können.
  • Genital- und Analhygiene korrekt betreiben (mit dem Toilettenpapier von vorne nach hinten säubern), um eine Schmierinfektion zu verhindern.
  • Auf übertriebene Intimpflege verzichten (keine Intimsprays, Scheidenspülungen, alkalische Seifen), um den physiologischen pH-Wert der Vaginalflora zu erhalten.
  • Keine Scheidendiaphragmen und spermizide Kontrazeptiva als Verhütungsmethode anwenden, um mechanische Irritationen zu vermeiden und den physiologischen pH-Wert der Vaginalflora nicht zu verändern.
  • Unterleib warm und trocken halten (nasse Schwimmbekleidung nicht am Körper trocknen lassen, nicht auf kalten Steinen sitzen), um lokale Unterkühlung und eine damit einhergehende Abwehrschwäche zu vermeiden.
  • Gut sitzende Baumwollunterwäsche (keine einengenden Strings) tragen und bei 60 °C waschen, um Reizungen des Schambereiches zu umgehen und Keime abzutöten.


Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 14.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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