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Kino - Schon gesehen?

SUCKER PUNCH

Babydoll (Emily Browning) wird von ihrem bösartigem Stiefvater in eine Anstalt eingewiesen. Dort flüchtet sie sich in eine Fantasiewelt und schmiedet mit ihren Freundinnen Pläne, um zurück in die Freiheit zu gelangen.

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Ein Arzt kommt zu einer jungen Frau ins Zimmer und teilt ihr mit, dass ihre Mutter verstorben sei. Sie und ihre kleine Schwester sind als alleinige Erben des Vermögens bestimmt, was ihren sadistischen Stiefvater sehr verärgert. Im betrunkenen Zustand greift er die Mädchen an. Eine von ihnen kann sich befreien: Sie schießt mit einer Pistole auf ihn, tötet allerdings versehentlich ihre Schwester durch ein abprallendes Geschoss.

Gegenüber der Polizei behauptet der Stiefvater, dass seine Tochter nach dem Tod ihrer Mutter verrückt geworden sei und so wird Babydoll gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik verschleppt und eingesperrt. Der Action-Fantasy-Film spielt sich auf drei Handlungsebenen ab: in der Nervenheilanstalt, im Bordell und in den Tänzen der Mädchen. Die junge Frau flüchtet nach ihrer Einlieferung in eine fantastische Vorstellungswelt, um mit der Situation besser umgehen zu können.

In ihren Gedanken ist Babydoll weiterhin frei, sodass in ihrem Kopf schon bald die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen. Mit dem Pfleger Blue Jones (Oscar Isaac) vereinbart der skrupellose Stiefvater zur Verschleierung der Hintergründe des Vorfalls eine Lobotomie, also einen neurochirurgischen Eingriff, an Babydoll. Für 2000 US-Dollar erklärt sich Jones bereit, die Unterschrift der Anstaltsärztin Vera Gorski (Carla Cugino) zur Genehmigung der Behandlung zu fälschen.

Babydoll ist weiterhin wild entschlossen, für ihre Freiheit zu kämpfen und trommelt daher vier weitere Mädchen zusammen: die kluge Blondie (Vanessa Hudgens), die zurückhaltende Sweet Pea (Abbie Cornish), die geradlinige Rocket (Jena Malone) und die treue Amber (Jamie Chung). Ihr Ziel besteht darin, sich aus den Fängen ihrer Entführer zu befreien. Unter der Führung von Babydoll treten die Frauen den Kampf an.

Blondie hält jedoch letztlich dem Druck nicht stand und gesteht Vera Gorski und Blue Jones Babydolls Fluchtplan. Doktor Gorski findet daraufhin heraus, dass ein Pfleger zur Genehmigung der Lobotomie ihre Unterschrift gefälscht haben muss. Der Raum, in dem sich Babydoll mit Blue nach dem Eingriff befindet, wird schließlich von der Polizei gestürmt, da die Ärztin das kriminelle Verhalten von Jones angezeigt hat.

ÜBERBLICK
In unserer Serie „Kino – Schon gesehen?“ stellen wir Ihnen demnächst folgende verfilmte Krankheitsthemen vor:

+ Voll verzuckert
+ Moon

Tiefe Schnitte ins Gehirn Der Neurologe Walter Freemann glaubte um 1950, dass er psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände durch eine Lobotomie heilen könnte. Dazu schob er eine etwa 20 Zentimeter lange Stahlnadel, die über eine scharfe Klinge an der Spitze verfügte, seitlich am Augapfel vorbei in den Kopf der Patienten hinein.

Sein Ziel bestand darin, durch Bewegen der Instrumente in einem bestimmten Winkel die Nervenfasern in den Stirnlappen des Gehirns zu trennen und auf diese Weise die Persönlichkeit zu verändern. Anfangs lockten Freemanns Lobotomien zahlreiche Interessenten an, die dabei zusehen wollten, wie der Arzt mit den Stahlnadeln ins Hirngewebe stach. Doch der Ruhm hielt nicht lange an.

1967 Lizenzentzug Der Revolutionär Freemann wurde 1954 von einer neuen Erfindung gestoppt: Das erste Neuroleptikum Chlorpromazin kam auf den Markt, der Hersteller warb sogar mit dem Begriff einer chemischen Lobotomie. Das Medikament wirkte gegen Halluzinationen und Wahnvorstellungen, tobende Patienten konnten damit plötzlich ruhig gestellt werden.

Die Zeit der Lobotomien war somit vorbei, denn die Einnahme des Arzneimittels war weitaus weniger gefährlich als der chirurgische Eingriff im Gehirn. Freemann operierte von diesem Zeitpunkt an nur noch in einem Krankenhaus, welches die von ihm durchgeführte Lobotomie noch zuließ. Dennoch propagierte er das Verfahren weiterhin, was letztlich seinen wissenschaftlichen Ruf ruinierte.

1967 führte der Neurologe seine letzte Lobotomie durch. Drei Tage später starb die Patientin an einer Gehirnblutung, kein Krankenhaus erlaubte ihm seitdem mehr zu operieren. Am 31. Mai 1972 starb Freemann im Alter von 76 Jahren an Darmkrebs, zu dieser Zeit hatte die Lobotomie bereits keine Bedeutung mehr.

Schizophrene Psychose Anlass für eine Lobotomie konnten zu damaligen Zeiten Symptome einer Schizophrenie sein. Die Bezeichnung der Erkrankung kommt aus dem Altgriechischen, heißt wörtlich übersetzt „gespaltene Seele“ und stellt einen Oberbegriff für eine Reihe von Störungen, die mit Veränderungen im Bereich der Wahrnehmung und des Denkens einhergehen, dar.

Betroffene leben in einer Art Fantasiewelt, nehmen ihre Umwelt andersartig wahr, während ihr Emotionsausdruck und ihr Gefühlsleben von dem gesunder Personen stark abweichen. In manchen Phasen sind das Denken und die sprachlichen Äußerungen der Patienten sehr ungeordnet. Im Rahmen der psychischen Erkrankung können sogenannte positive und negative Symptome vorkommen.

Zu den Positivsymptomen gehören Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Auch akustische Illusionen, bei denen die Patienten Stimmen hören, die sie zu Handlungen auffordern und diese dann kommentieren, sind nicht selten. Bei Wahnvorstellungen wird die Wirklichkeit verzerrt beurteilt: Betroffene sind fest von etwas überzeugt, das mit der Realität nicht übereinstimmt und lassen sich trotz aller Fakten nicht vom Gegenteil überzeugen.

Ein Beispiel ist der Verfolgungswahn, bei dem der oder die Schizophrene sich bedroht, überwacht oder eben verfolgt fühlen, und es ihnen scheint, als wäre das Umfeld ihnen feindlich gesonnen. Eine weitere Form ist etwa der Größenwahn: Betroffene empfinden sich als herausragende Persönlichkeiten mit besonderem Wert und übernatürlichen Fähigkeiten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 150.

Martina Görz, PTA, B. Sc. und Fachjournalistin

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