Eine Weltraumaufnahme zeigt Sterne und Nebel.
Im Kosmos häufig, auf der Erde selten: Materie im Plasma-Zustand. Kaltplasma könnte die Versorgung chronischer Wunden verbessern. © MARIIA VASILEVA / iStock / Getty Images Plus

Diabetes mellitus | Technologie

SUBSTANZ AUS DEM KOSMOS: WUNDHEILUNG MIT KALTEM PLASMA

Chronische Wunden durch das Diabetische Fußsyndrom heilen selbst mit speziellen Wundauflagen schlecht. Mediziner aus Bad Oeynhausen und Karlsburg haben die Heilungschancen unter Kaltplasma-Anwendungen untersucht.

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Fest, flüssig, gasförmig – gibt es noch einen vierten Aggregatzustand? PTA und Apotheker denken vielleicht an „halbfeste“ Zubereitungen wie Cremes, andere Naturwissenschaftler meinen damit Plasma. Die Materie besteht hier hauptsächlich aus freien Ladungsträgern wie Elektronen und Ionen. Auf der Erde trifft man diesen Zustand äußerst selten an, im Innern von Blitzen beispielsweise. Das Weltall besteht jedoch zu 99 Prozent daraus: Sterne aus heißem Plasma, ihre Zwischenräume aus kaltem Plasma. Gerade dieses ist nun in den Blickpunkt der Wundheilung gerückt.

Die Studie der Herz- und Diabeteszentren Bad Oeynhausen und Karlsburg umfasste 43 stationär behandelte Patienten mit insgesamt 62 diabetischen Fußwunden. Sie erhielten zunächst drei Wochen lang die Standardtherapie mit beispielsweise Alginat- und Schaumauflagen, ohne dass ihre Wunden sich dabei besserten. Anschließend wurden sie in Placebo- und Verum-Gruppen aufgeteilt; die Hälfte der Wunden behandelten die Forscher mit einem eigens entwickelten Plasma-Stift, der ionisiertes Argon verwendet. Nach zwei Wochen zeigten sich deutliche Ergebnisse.

Atmosphärisches Kaltplasma besitzt einen eigenständigen Wundheilung-aktivierenden Effekt, der sich nicht allein durch die antimikrobielle Wirkung des Plasmas erklären lässt.

Während in der Placebogruppe weniger als die Hälfte der Probanden eine Besserung zeigte, waren es bei den mit Kaltplasma Behandelten mehr als zwei Drittel. Der Argon-Stift verkleinerte die Wundoberfläche um 55 Prozent mehr als die Standardversorgung allein. Die Behandlung war schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen – dennoch werden die Probanden noch einige Jahre beobachtet, um Langzeitfolgen abschätzen zu können.

„Atmosphärisches Kaltplasma besitzt einen eigenständigen Wundheilung-aktivierenden Effekt, der sich nicht allein durch die antimikrobielle Wirkung des Plasmas erklären lässt“, sagt Forschungsleiter Bernd Stratmann. Bei beiden Gruppen sei die Keimbelastung der Wunden gleich hoch gewesen, daher könne die Heilung nicht allein auf Desinfektion beruhen. Für die etwa 900 000 von schlecht heilenden Wunden Betroffenen in Deutschland ist dies ein Lichtblick – schließlich gehen etwa 70 Prozent aller Amputationen hierzulande auf das Diabetische Fußsyndrom zurück.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pharmazie/kaltes-plasma-heilt-chronische-wunden-neue-art-der-wundheilung/
https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/kaltes-plasma-ein-wunderstoff/

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