Extremsportarten
SPIEL MIT WIND UND WASSER
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Wer Sport in der freien Natur liebt und dazu noch Lust auf einen gewissen Adrenalinkick hat, der ist bei dieser Extremsportart genau richtig. Natürlich birgt dieser Sport, wie viele andere auch, Risiken. Daher ist es extrem wichtig, sich und sein Leistungspotenzial realistisch einschätzen zu können. Was am Anfang für Außenstehende wie ein harmloser Wellenritt aussieht, kann sich schnell mal zu einem gefährlichen Spiel mit Wind und Wasser entwickeln. Die noch relativ junge Sportart, die ihren Ursprung in Hawaii hat, bekam in den 1990er Jahren ihren ersten Aufschwung.
Erste offizielle Wettbewerbe gab es dann ab 1998. An der Europameisterschaft nehmen mittlerweile Sportler aus 20 verschiedenen Ländern teil. Aktuell beläuft sich die Zahl der Aktiven, die diese Sportart ausüben, auf rund 500 000, Tendenz steigend. Das mag zum einen daran liegen, dass die Kosten überschaubar sind. Zum anderen aber mit Sicherheit auch daran, dass man in keiner anderen Wassersportart so viele verschiedene Sprünge, Drehungen und Tricks ausprobieren und bewältigen kann wie beim Kitesurfen.
Bekannte Hotspots
Hervorragend Kitesurfen kann man neben geeigneten Plätzen an Nord- und Ostsee vor allem auch an der Südfranzösischen Küste, den Kapverden und auf den kanarischen Inseln.
Rasant und artistisch Also eines ist schon mal klar: Zum Kitesurfen braucht man auf jeden Fall Wasser und, was man auch nicht unterschätzen sollte, Platz. Denn Spitzensportler wie Rob Douglas aus den USA oder der Franzose Sebastian Cattelan erreichen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern. Ansonsten braucht man noch eine gute Ausrüstung, die im Wesentlichen aus Kiteboard, Bar und Kite besteht. Bei diesen drei Elementen muss man allerdings beachten, dass es große Unterschiede in Größe und Bauart gibt und die Ausrüstung insgesamt stark an das jeweilige Körpergewicht und das Leistungsniveau des Sportlers angepasst werden muss.
Bei den Boards gibt es drei verschiedene Typen, nämlich die Twin-Tips, Mutant-Boards und Directional-Boards. Alle drei Board-Arten haben gemein, dass sie ihren Auftrieb erst durch die Fahrt auf dem Wasser, also hydrodynamisch bekommen. Die Boards sind je nach Gewicht und Leistungsstärke zwischen 120 und 165 Zentimeter lang und zwischen 26 und 52 Zentimeter breit. Mittlerweile hat sich das Twin-Tip in der Kiteszene durchgesetzt. Charakteristisch für dieses Board ist die symmetrische, flache Form mit scharfen und harten Kanten.
Es ähnelt dem Wakeboard und ist sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Wellenreiter geeignet. Je erfahrener ein Sportler ist, desto kleiner wird das Board. Bei einem Twin Tip kann man in beide Richtungen fahren, das hat den Vorteil, dass bei einem Richtungswechsel kein Fußwechsel stattfinden muss. Das Mutant-Board ist eine Mischung aus dem Twin-Tip und dem Directional-Board. Bei der Form gibt es eine große Gemeinsamkeit zu den Directional-Boards mit einem großen Unterschied. Bei den Mutant-Boards wird klar zwischen Bug und Heck unterschieden.
Eigentlich kann man mit dem Mutant-Board nur in eine Richtung fahren. Dennoch ist das Board aufgrund zweier Finnen am Bug in der Lage, bidirektional wie beim Twin Tip zu fahren. Aber was genau sind eigentlich Finnen? Finnen dienen der Führung des Boards. Je größer die Finnen sind, desto besser bleibt das Board in der Spur, ist dann allerdings auch ein bisschen langsamer.
Nun fehlen nur noch die sogenannten Directional-Boards. Auch als „Mutter“ der Kiteboards bezeichnet, ist die Bauweise im Gegensatz zu den anderen Arten etwas höher und der Auftrieb etwas größer. Dadurch, dass keine Finnen am Bug vorhanden sind und das Board spitz zusammenläuft, lässt es sich nur in eine Richtung fahren. Daher müsste bei einem Richtungswechsel auch gleichzeitig ein Fußwechsel erfolgen. Das Board ist geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene.
Fachbegriffe
Air time: Dauer eines Sprungs
Aspect-ratio: Verhältnis zwischen Breite und Höhe des Kites
High-End: Starkwindeigenschaften. Wie verhält sich ein Kite bei starkem Wind
Low-End: Leichtwindeigenschaften. Gegenteil zum High-End.
Basic Jump Air: Ein einfacher Sprung
Big Air: Besonders hoher oder weiter Sprung
360 Flip: Drehen nach rechts und links um die eigene Achse
Frontlip: Vertikal nach vorne um die eigene Achse drehen
Backlip: Vertikal nach hinten um die eigene Achse drehen
Steuerungs- und Sicherheitsleinen Der zweite wesentliche Bestandteil der Ausrüstung ist die Bar. Diese besteht aus meist zwischen 20 bis 30 Meter langen Steuerungs- und Sicherheitsleinen und verbindet den Sportler mit dem Kite. Die Modelle verfügen über die Möglichkeit, sich bei Gefahr oder Kontrollverlust vollständig vom Schirm zu lösen. Der Kiteschirm verfügt über sogenannte Tubekites. Diese wiederum verfügen über Luftkammern, die nach einer Landung auf dem Wasser den erneuten Start erleichtern. Zudem wird noch ein Trapez benötigt, das um die Hüfte geschnallt wird. Um sich auch bei einem möglichen Aufprall auf das Wasser oder einem Crash mit Felsen oder ähnlichem nicht unnötig noch mehr zu verletzen, wird empfohlen einen Helm und auch eine Schutzweste zu tragen.
Bei den Bar-Systemen wird zwischen 4-Leiner, 5-Leiner und 2-Leiner unterschieden. Zu guter Letzt fehlt jetzt noch der Kite. Auch hier gibt es mehrere Ausführungen, die sich aufgrund ihrer Angriffsfläche und Winkel des Windes unterscheiden. Durch die Leinen kann der Kite so gesteuert werden, dass die Kräfte, die auf den Aktiven einwirken, variieren. Die Größe ist meist abhängig von der Windstärke. In der Regel wird eine Größe zwischen neun und zwölf Quadratmeter verwendet. Ist es windiger, müssen kleinere Kites benutzt werden, um eine Überbelastung zu vermeiden. Bei den Lenkdrachen wird meist zwischen Softkites und Tubekites unterschieden.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/18 auf Seite 78.
Nadine Hofmann, Leitung Online-Redaktion