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Tiere in der Apotheke

SEEKRANKES GEFÜHL?

Hund und Katze übergeben sich öfter und leichter als Menschen. Vomitus ist deshalb ein häufiges, nicht immer harmloses Symptom in der Tiermedizin und kann vielfältige Ursachen haben.

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Erbrechen ist in vielen Fällen sinnvoll, um zum Beispiel ungeeignete Nahrungsmittel, Gift, Krankheitserreger oder Parasiten aus dem Körper zu entfernen. Bei einer Magenüberladung entlastet das Erbrechen außerdem den Verdauungstrakt. Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts, wie Gastritis oder Gastroenteritis, können Erbrechen hervorrufen ebenso wie Parasitenbefall.

Davon können auch reine Wohnungskatzen betroffen sein, da sich diese über unsichtbare Larvenstadien, die über Schuhe in die Wohnung gelangen, anstecken können. Auch ein Darmverschluss durch Fremdkörper wie Plastikteilchen oder Fäden sowie verschiedene Krebserkrankungen lösen Erbrechen aus. Die Aufnahme von giftigen Substanzen oder Pflanzenteilen kann ebenfalls Erbrechen hervorrufen.

Weitere Erkrankungen, die mit Vomitus einhergehen, sind Pankreatitis, Diabetes mellitus , Niereninsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion, aber auch die schwer diagnostizierbare Futtermittelintoleranz. Erbrechen kann darüber hinaus durch Störungen des Nervensystems oder der Sinnesorgane ausgelöst werden, wie bei der See- oder Reisekrankheit.

Den Magen schonen Ist das Allgemeinbefinden nicht beeinträchtigt und legt sich das Erbrechen innerhalb von weniger als 24 Stunden, handelt es sich in der Regel um eine leichte Magenverstimmung. Der vierbeinige Patient sollte einen Tag fasten und an den folgenden Tagen ausschließlich Schonkost in mehreren kleinen Portionen erhalten. Die Schonkost besteht aus weich gekochtem Reis, gekochter Hühnerbrust und etwas Magerquark und kann vom Besitzer selbst zubereitet werden. Wasser muss immer ad libitum zur Verfügung gestellt werden.

Hinweise auf einen Notfall Andauerndes Erbrechen und Erbrechen, das zusammen mit anderen krankhaften Symptomen auftritt, kann schwerwiegende Folgen für den Vierbeiner haben. Bei Beschwerden wie Blutbeimengungen im Erbrochenen, Durchfall, Fieber, Schwäche, Atemnot oder einer zunehmenden Verschlechterung des Allgemeinzustandes sollte unbedingt dazu geraten werden, schnellstmöglich einen Tierarzt aufzusuchen.

AUCH HUNDE WERDEN „SEEKRANK“
Nicht wenige Menschen und auch Hunde leiden unter der Reisekrankheit. Während der Autofahrt sollte man dem vierbeinigen Begleiter häufiger Pausen gönnen und bei heftigeren Beschwerden mit einem Tierarzt sprechen, der spezielle Medikamente für die Hundereiseapotheke verschreiben kann. Generell sollten keine Mischungen aus Hausmitteln und chemischen Präparaten gemixt werden. Stärkere Beruhigungsmittel müssen beim Hund sehr genau dosiert werden und wirken bei der Ankunft am Ziel oft noch nach („Hangover“). Wer Beruhigungsmittel oder chemische Präparate gegen Reisekrankheit nur im Notfall einsetzen will, kann ein Verhaltenstraining durchführen.

Einige Symptome weisen darauf hin, dass das Haustier sehr schwer erkrankt ist: Wenn es an einem Tag mehr als fünfmal erbricht, am Bauch berührungsempfindlich ist, sich nach dem Bauch umsieht, eine verkrampfte Haltung einnimmt und keinen Kot absetzt. Weitere Alarmzeichen sind, dass der Vierbeiner entweder sehr viel oder gar nichts trinkt, seine Hinterbeine wackelig wirken und er einen geschwächten Eindruck macht.

Umfassende Diagnose Besteht der Verdacht, dass das Tier Gift aufgenommen hat, sollte der Besitzer die betroffene Substanz oder Pflanze einsammeln und mitbringen. Sinnvoll ist es auch, Erbrochenes im Labor untersuchen zu lassen. Das kann dazu beitragen, die Ursache für das Erbrechen schneller herauszufinden. Tatsächlich sind manchmal umfangreiche Untersuchungen wie Blutanalyse, Röntgen, Ultraschall, Endoskopie und sogar eine operative Öffnung der Bauchhöhle, das heißt eine Probelaparotomie, nötig, um der Grunderkrankung auf die Spur zu kommen.

Cave Bei Katzen kommt hinzu, dass auch gesunde ab und zu erbrechen, um den Magen von unverdauten Futterbestandteilen, zum Beispiel Haaren, zu befreien. Durch Anbieten von Katzengras kann dieser normale Reinigungsprozess des Magens unterstützt werden. In diesen Fällen spricht man von physiologischem Erbrechen, da es sich um einen normalen und sinnvollen Prozess der Natur handelt. Ein krankhaftes Erbrechen liegt dann vor, wenn sich Katzen mehrmals täglich übergeben und dieses mit Symptomen wie Gewichtsverlust, struppigem Fell und einem reduzierten Allgemeinzustand einhergeht.

Höchste Alarmstufe ist auch erreicht, wenn Katzen trotz Fasten weiter erbrechen und auch keine Flüssigkeit mehr bei sich behalten können. Eine Katze, die anhaltend erbricht und 48 Stunden lang kein Futter zu sich nimmt, muss auf jeden Fall tierärztlich untersucht werden. Vorsicht ist hier vor allem bei übergewichtigen Katzen geboten: Gerade diese Tiere können lebensbedrohlich erkranken, wenn sie nicht fressen, weil der Organismus im nüchtern Zustand die Fettreserven zur Energiegewinnung mobilisiert.

Die Folge ist ein massiver Anstieg von Fett im Blut. Dieses Fett kann die Leber nicht mehr verarbeiten und versagt – es droht eine „Feline hepatische Lipidose“. Einige Magenprobleme lassen sich bei Katzen gut vermeiden, wenn man das physiologische Fressverhalten der Katze berücksichtigt und ihr über den Tag verteilt mehrmals kleine Portionen anbietet.

Therapie Die Behandlung von Erbrechen ist abhängig von der Ursache und sollte grundsätzlich einem Tierarzt überlassen werden. Auf keinen Fall darf dem erkrankten Tier ohne tierärztlichen Rat ein Antiemetikum verabreicht werden. Dringend abzuraten ist deshalb von der Anwendung humanmedizinischer Arzneien und auch von einem Nahrungsentzug über mehr als 24 Stunden, weil dieser die Situation erheblich verschlechtern kann.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 06/15 ab Seite 116.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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