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Blutspende

RUHIG BLUT, BITTE!

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie werden Blutspenden benötigt. Allerdings sollten Menschen mit Erkältungssymptomen keinen Blutspendetermin wahrnehmen und zuhause bleiben.

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Das Paul-Ehrlich-​Institut (PEI), das Robert Koch-Institut (RKI) sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rufen derzeit zur Blutspende auf, da aufgrund der Corona-​Pandemie Blut- und Plasma-​Spenden zurückgegangen sind. Einige Menschen sind zurückhaltend und unsicher, doch jede Blutspende wird dringend gebraucht. Auch in Zeiten, in denen COVID-19 grassiert, benötigen Patienten, zum Beispiel im Krankheitsfall oder bei Unfällen, das Blut anderer Personen, um zu überleben – schließlich können Blutverluste gefährlich sein, wenn sie ein bestimmtes Volumen übertreffen. Das PEI und das RKI appellieren daher an die Bevölkerung, Blutspendetermine wahrzunehmen. Auf den Informationsseiten der BZgA finden Interessierte eine Übersicht über die Blutspendeeinrichtungen.

Geringe Haltbarkeit Nach Angaben der BZgA sind normalerweise 15 000 Blutspenden täglich für die Versorgung der Bevölkerung erforderlich, insgesamt zwei Millionen Menschen geben in Deutschland regelmäßig Blut ab. Viele nicht lebensnotwendige Operationen wurden aufgrund der Pandemie abgesagt, dennoch wird das Blut gebraucht. Blutpräparate werden momentan insbesondere in der Krebstherapie oder bei der Notfallversorgung benötigt. Bestandteile wie Blutplättchen (beispielsweise für die Chemotherapie) halten sich nur wenige Tage, kontinuierliche Blutspenden sind demnach für die Versorgung der Bevölkerung von enormer Bedeutung.

Der Ablauf Bei der Vollblutspende werden dem Spender aus einer Vene in der Ellenbeuge 500 Milliliter Blut abgezapft. Blutspender sollten sich stets gesund und fit fühlen und frei von spezifischen chronischen Vorerkrankungen sein. Ab einem Alter von 18 Jahren ist die Blutabgabe möglich, wenn Personen die Voraussetzungen erfüllen, die der Spenderfragebogen sowie die Hämotherapie-Richtlinien vorgeben. Vor der Blutentnahme findet ein kurzer Gesundheitscheck, der aus der Messung des Blutfarbstoffs sowie der Bestimmung der Körpertemperatur besteht, statt. Der Arzt überprüft zusätzlich den Puls und den Blutdruck und kontrolliert den aktuellen Gesundheitszustand. Wer in den letzten vier Wochen Kontakt zu einer COVID-positiven Person hatte, darf kein Blut spenden.

Auch frisch Genesene einer Corona-Infektion werden ausgeschlossen, es müssen mindestens vier Wochen zwischen der Gesundung und der Blutspende liegen. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schreibt vor der Blutspende jedoch keine Testung auf SARS-CoV-2-Erreger oder COVID-19-Antikörper vor. Zum einen hält das PEI dies nicht für notwendig, zum anderen ist die Verfügbarkeit der Testkits zu gering. Derzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 durch Blut übertragbar ist und unerkannt Infizierte ein Risiko darstellen.

Hinzu kommt, dass eine Testung ein Anreiz für potenziell Infizierte sein könnte, Blut zu spenden. Auf diese Weise würden die Empfänger gefährdet. Im Rahmen von Laboruntersuchungen testet man das gespendete Blut auf HIV, auf Antikörper gegen den Erreger der Syphilis sowie auf Hepatitis A-, B- oder C-Viren. Auch die Blutgruppe wird bei einer Blutspende bestimmt. Das sogenannte PCR (Polymerase Chain Reaction, deutsch: Polymerase-Kettenreaktions)-Verfahren deckt infektiöse Blutspenden auf, die daraufhin aussortiert werden können.

Nach der Blutentnahme Im Anschluss an die Blutspende ist es ratsam, mit einem Tupfer auf die Einstichstelle zu drücken und noch eine kurze Zeit in der Zentrale zu verbleiben. Außerhalb der Corona-Pandemie wird den freiwilligen Spendern ein kleiner Snack angeboten, damit sie ihre Energie wieder auftanken können. Derzeit ist das Imbissangebot jedoch reduziert, um die Aufenthaltszeit so gering wie möglich zu halten. Das Blut gelangt nach der Spende in ein Labor, wird dort untersucht, konserviert und schließlich in einer Blutbank eingelagert.

Sonderform der Vollblutspende Bei der Eigenblutspende geben Patienten in einem Zeitraum über zwei bis sechs Wochen vor einer Operation einige Male Blut ab, um mögliche Blutverluste auszugleichen. Somit stehen bei einem chirurgischen Eingriff optimal verträgliche Eigenblutprodukte zur Verfügung.

Wertvolles Rekonvaleszentenplasma Derzeit werden genesene Corona-Patienten für Blutplasmaspenden gesucht. Plasma ist ein Blutbestandteil, das Eiweiße, Zucker, Fette, Hormone, Mineralien oder Blutzellen transportiert und vor allem Antikörper gegen Krankheitserreger enthält. Betroffene mit schweren Corona-Infektionsverläufen sollen gespendetes Blutplasma mit Antikörpern erhalten, um COVID-19 zu besiegen. Gegenwärtig wird das Rekonvaleszentenplasma anhand von Studien oder individuellen Heilversuchen geprüft.

Das Abzapfen von Blutplasma ist aufwendiger als die reine Blutentnahme, der Vorgang dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Das Blut wird unter Zugabe gerinnungshemmender Substanzen aus der Armvene entnommen und in einen Zellseparator geleitet. Dort wird es durch Zentrifugation getrennt, sodass die nicht benötigten Bestandteile an den Spender zurückgeführt werden können. Allerdings ist nicht jede gesundete Person als Spender geeignet, denn nicht jeder verfügt über ausreichend Antikörper, um die Viren Erkrankter abzutöten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/2020 ab Seite 120.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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