Tatort Apotheke

BETABLOCKER – DIE PTA ERMITTELT

Dass es bei der gleichzeitigen Einnahme von Betasympathomimetika und Betablockern zu Interaktionen kommen kann, liegt auf der Hand. Dies gilt sogar, wenn Betablocker als Augentropfen angewendet werden.

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Herr Lehmann ist seit Jahren Asthmatiker, eingestellt auf die Kombination von Formoterol und Budenosid. Die Asthmasymptome hat er mit täglich zwei Inhalationen aus dem Pulverinhalator bestens im Griff. Das Dosieraerosol mit Salbutamol, das ihm der Arzt regelmäßig für den Notfall verschreibt, liegt meist bis zum Erreichen des Haltbarkeitsdatums unbenutzt zu Hause.

Heute erzählt er in der Apotheke, dass er in den letzten Tagen zweimal an akuter Atemnot gelitten habe und zu seinem Notfallmedikament greifen musste, obwohl er den Pulverinhalator wie immer anwende. Die PTA möchte wissen, ob er sonst etwas an seinen Gewohnheiten geändert habe oder ob er vielleicht irgendwelche neuen Medikamente nehme.

Er berichtet von den Augentropfen, die er gegen den kürzlich festgestellten erhöhten Augeninnendruck vom Arzt bekommen hat. Die PTA fragt nach dem Namen des Präparates und schaut gleichzeitig im Kundenprogramm der Kasse nach, kann dort jedoch keine Augentropfen finden.

Kein Wunder, denn Herr Lehmann hat das Medikament gleich in der Apotheke nahe der Praxis geholt. Auf den Namen der Augentropfen kommt er nicht, aber nach einem Anruf bei seiner Frau ist klar, dass er sich um den Betablocker Timolol handelt.

Pharmakologischer Hintergrund Formoterol ist ein langwirksames Beta-2-Sympathomimetikum, das in Kombination mit dem entzündungshemmenden Glukokortikoid Budenosid regelmäßig angewendet wird, um Asthmaanfälle zu vermeiden. Gleichzeitig sollte jeder Asthmapatient ein schnellwirksames Betasympathomimetikum als Notfallmedikament zur Hand haben.

Formoterol und Salbutamol sind Agonisten an den Beta-2-Rezeptoren und bewirken an den Bronchien eine Relaxation der glatten Muskulatur. Timolol ist ein nichtselektiver Betablocker, der sowohl an Beta-1- als auch an Beta-2-Rezeptoren bindet und diese hemmt. Die Blockade der Beta-2-Rezeptoren im Ziliarkörper des Auges senkt die Produktion des Kammerwassers, sodass es zu einer Senkung des Augeninnendruckes kommt. Der Betablocker wird allerdings auch bei der Anwendung am Auge zum Teil resorbiert und erreicht dann andere Organe. So kann er durch Blockade der Beta-Rezeptoren an den Bronchien die Wirkung des Betasympathomimetikums vermindern. Unabhängig davon können Betablocker beim Asthmatiker einen Anfall durch Kontraktion der Bronchialmuskulatur auslösen.

Zurück zum Fall Die PTA erklärt dem Kunden, dass der Wirkstoff aus den Augentropfen die Wirkung des Asthmamittels abschwächen kann und fragt ihn, ob er denn dem Augenarzt nichts von seiner Erkrankung erzählt habe. Er verneint, denn das schien ihm nicht wichtig. Die PTA bietet Herrn Lehmann an, mit dem Ophthalmologen zu sprechen und ruft ihn gleich an. Sie weiß, dass gegen den erhöhten Augeninnendruck beim Glaukom auch andere Arzneistoffe, wie der Carboanhydrasehemmer Dorzolamid, zur Verfügung stehen, die für Asthmatiker unproblematisch sind.

Der Arzt bittet sie, Herrn Lehmann zu informieren, dass er die Augentropfen nicht mehr nehmen darf. Sie soll ihn auch gleich zu ihm zu schicken, damit er ihm etwas anderes verordnen kann. Die PTA rät Herrn Lehmann, in Zukunft lieber alle seine Medikamente in dieser Apotheke zu besorgen, denn durch Eintrag in die Kundendatei hätte man die Wechselwirkung im Vorfeld erkennen können.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 10/11 auf Seite 22.

SB

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