Bäume © chuyu / 123rf.com
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Kinderkrankheiten

MIT DEM WIND

Fast jeder Mensch erkrankt einmal in seinem Leben an Windpocken. Die meisten trifft es in der Kindheit und man erinnert sich meist lange an die stark juckenden Bläschen.

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Windpocken gehören zu den häufigsten Kinderkrankheiten und sind äußerst ansteckend. Zunächst leiden die kleinen Patienten unter unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie gegebenenfalls unter leichtem Fieber. Erscheinen dann die kleinen, runden, roten Flecken auf der Haut, die sich in Bläschen verwandeln, ist die Diagnose klar: Windpocken.

Der Ausschlag beginnt normalerweise am Rumpf und wandert über das Gesicht und zu den Armen und Beinen. Manchmal sind auch die Schleimhäute, die Kopfhaut oder bei Mädchen die Scheide betroffen. Die roten Flecken treten meist in mehreren Schüben auf. Trotz des lästigen, quälenden Juckreizes am gesamten Körper sollten die Sprösslinge die Papeln nicht aufkratzen, weil dies eine starke Narbenbildung zur Folge hat.

Eine bakterielle Sekundärinfektion auf der Haut zählt zu den häufigsten Komplikationen. Im schlimmsten Fall gehen die Keime dann ins Blut über und verursachen eine Sepsis, glücklicherweise ist dies jedoch selten. Auch Lungen- oder Hirnhautentzündungen können als Begleiterscheinung eines heftigen Krankheitsverlaufs auftreten.

TIPPS FÜR BESORGTE ELTERN
+ Antihistaminika helfen gegen unangenehmen Juckreiz. Doch Vorsicht: Fettige Salben dürfen nicht
   verwendet werden, da der Okklusionseffekt bakterielle Sekundärinfektionen fördert!
+ Betroffene sollten zuhause im Bett bleiben.
+ Fingernägel der Kinder kurz schneiden, sodass sie die juckenden Hautstellen nicht aufkratzen. Das
   Tragen von Baumwollhandschuhen ist eine hilfreiche Maßnahme.
+ Baden ist erst wieder sinnvoll, wenn sich Krusten auf den Bläschen gebildet haben. Dadurch beugt
   man der Entstehung von Entzündungen vor.
+ Am besten luftige Kleidung tragen, da Wärme und Schweiß den Juckreiz verstärken.

„Mit dem Wind“ Auslöser der Infektion ist das hochansteckende Varizella-Zoster-Virus, ein Erreger, der zu den Herpesviren gehört. Er wird durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. Einerseits steckt man sich beim Kontakt mit der Flüssigkeit der Papeln an, andererseits ist eine Infektion auch über Niesen oder Husten möglich. Dabei ist eine Übertragung im Umkreis von mehreren Metern möglich, denn erst nach zehn Minuten sind die Viren in der Luft nicht mehr infektiös. Eine Weitergabe über Spiel- oder Bettzeug hingegen ist daher nicht zu befürchten.

»Für Schwangere ist eine Infektion besonders bedrohlich, weil sie die Gesundheit des Säuglings schädigen kann.«

Die Ansteckungsgefahr mit Windpocken beginnt bereits ein bis zwei Tage vor dem Auftreten des Hautauschlages und bleibt über sieben bis zehn Tage bestehen. Wie andere Herpesviren verbleiben die Erreger im Körper und zeigen sich bei einem erneuten Ausbruch durch die Krankheit Gürtelrose.

Wer A sagt, sollte auch B sagen Die beste Prophylaxe gegen Windpocken ist eine Impfung. Seit 2004 rät die STIKO des Robert Koch-Institutes allen Kindern und Jugendlichen zu dieser Schutzmaßnahme. Vorzugsweise wird die Impfung zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat durchgeführt, eine zweite Dosis sollte zwischen dem 15. und 23. Lebensmonat verabreicht werden.

Beschwerden reduzieren Bei der Therapie der Windpocken steht die Linderung der Symptome im Vordergrund. Der Juckreiz lässt sich mit Antihistaminika effektiv reduzieren. Eine Zinkoxidschüttelmixtur trocknet die Papeln aus, außerdem mildern Lotionen mit dem lokalanästhetischen Wirkstoff Polidocanol die Beschwerden. Auch kühlende Umschläge tun den kleinen Patienten gut, da sie juckreizstillend wirken. Bei schweren Verläufen setzt man antivirale Substanzen wie beispielsweise Aciclovir in oraler oder intravenöser Form ein.

Gefahr für das Ungeborene Für die werdende Mutter ist eine Infektion besonders bedrohlich, weil sie die Gesundheit des Säuglings schädigen kann. Je nach Zeitpunkt der Erkrankung in der Schwangerschaft sind beim Kind Vernarbungen der Haut, Unterentwicklungen oder Lähmungen der Gliedmaßen, ein geringeres Geburtsgewicht, Augendefekte, Krämpfe oder Rückbildungen des Gehirns möglich. Erkrankt die Mutter um den Geburtstermin herum, tritt beim Neugeborenen unter Umständen ein lebensbedrohlicher Ausbruch der Windpocken ein.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/14 ab Seite 94.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

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