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Urlaub/Mückenschutz

MALARIA IN GRIECHENLAND

Müssen sich die Europäer künftig vor Malaria schützen, wenn sie ans Mittelmeer fahren? Berichte aus Griechenland, wo seit 2011 die Anzahl der Erkrankungen stark ansteigt, lassen aufhören.

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In Griechenland dachte niemand mehr an Malaria. Doch seit 2009 treten vereinzelt wieder Erkrankungen auf und seit 2011 häufen sich Infektionen mit der eher mild verlaufende Malaria tertiana. Bislang konzentrieren sich die Fälle fast ausschließlich auf die Region Lakonien, wo die Malaria seit 2500 Jahren bekannt ist.

Ein griechisches Forscherteam hat die verschiedenen Ausbrüche analysiert und Gemeinsamkeiten festgestellt. In Griechenland wurden zwischen Mai und November 2011 insgesamt 61 Fälle einer Malaria tertiana durch Plasmodium vivax registriert. Mehr als die Hälfte der Infektionen waren direkt im Land erworben. Die Patienten waren nicht in einem Malaria-Endemiegebiet unterwegs gewesen und hatten sich offenbar vor Ort infiziert.

Überwiegend stammten die Betroffenen aus der landwirtschaftlichen Region Lakonien auf dem südlichen Peleponnes, um die Städte Elos und Skala der Region Evrotas. Dass die Erkrankung in Gebieten wieder auftritt, in denen sie als besiegt galt, schreibt man der menschlichen Migrationsfreudigkeit, der zunehmenden Resistenz der Plasmodien gegenüber Cholorquin und dem Auftauchen insektizidresistenter Überträgermücken zu.

In der griechischen Region Lakonien wird seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. über Malariaepidemien berichtet. Antonos Kousoulis und Kollegen untersuchten die Umstände der immer wieder aufflammenden Infektionskrankheit in diesem Gebiet.

Berichten zufolge erkrankten im Jahr 1905 etwa 20% der Bevölkerung Evrotas. Nach umfangreichen Bekämpfungsmaßnahmen mit DDT wütete in der gleichen Gegend in den 1950er-Jahren eine Infektionswelle, bei der die Plasmodien durch mittlerweile resistent gewordene Anopheles sacharovi übertragen wurden.

Bei allen Ausbrüchen werden Plasmodium vivax als Erreger und A. sacharovi als Überträger vermutet. Der Infektionsgipfel reichte jeweils vom Spätsommer bis zum frühen Herbst und immer war die Ebene um Elos mit ihren Feuchtgebieten am stärksten betroffen.

Woher kommen die neuen Infektionen?
Nach umfangreichen Eradikationsmaßnahmen galt Griechenland ab 1973 eigentlich als malariafrei. Das Auftreten der neuen Fälle ab 2009 zeigt, dass diese Annahme nicht mehr zutrifft. Die Untersuchungen der Wissenschaftler lassen vermuten, dass sich die Bedingungen, die zu den Ausbrüchen um Elos führen, seit 2500 Jahren nicht wesentlich verändert haben.

Es wird spekuliert, dass beim jetzigen Ausbruch die Plasmodien durch infizierte Arbeitsmigranten importiert und dann von seit jeher heimischen Anopheles-Mücken verbreitet wurden. Mittlerweile haben die Behörden umfangreiche Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen der Mückenpopulation sowie Aufklärungskampagnen für Bevölkerung und Ärzte in den betroffenen Gebieten gestartet.

Welche Schutzmaßnahmen brauchen die Urlauber?
Das Infektionsrisiko für Touristen ist laut WHO sehr gering. Dennoch raten die amerikanischen Centers of Disease Control and Prevention (CDC) Reisenden in den Regionen um Evrotas aktuell neben guten Mückenschutzmaßnahmen ggf. zu medikamentöser Malariaprophylaxe (Stand 1. 11. 2012).

Die WHO und die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin dagegen sehen bislang keine Notwendigkeit für eine medikamentöse Prophylaxe. In jedem Fall raten die Experten aber zu sorgfältigen Mückenschutzmaßnahmen vor allem in den Hauptübertragungsmonaten Mai bis Oktober.

Angesichts der neuen Situation sollte bei Reiserückkehrern aus Griechenland mit unklarem Fieber ggf. auch an eine Malaria gedacht werden. Dabei ist zu beachten, dass die Inkubationszeit einer Malaria tertiana von zwei Wochen bis hin zu mehreren Monaten (selten länger) reichen kann. Quelle: St/aerztezeitung.de

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