Kätzchen © Algul / iStock / Getty Images
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Tiere in der Apotheke

LEBERERKRANKUNGEN DER KATZE

Lebererkrankungen äußern sich durch eine Vielzahl oft unspezifischer Symptome. Da die Leber viele Funktionen aufweist, gibt es auch keinen Test, der eine Erkrankung der Leber eindeutig identifizieren kann.

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Die Leber spielt im Stoffwechsel eine zentrale Rolle, insbesondere im Fett-, Eiweiß- und Kohlenhydratstoffwechsel, aber auch im Vitamin- und Mineralstoffwechsel. In der Leber werden Plasmaproteine, zum Beispiel Albumine, sowie die für die Blutgerinnung wichtigen Faktoren synthetisiert. Die Leber ist der Auffangort für alle Stoffe, die in den Organismus gelangen und damit ein wichtiges Entgiftungsorgan. Bei Lebererkrankungen kommt es aufgrund der Vielfalt der Aufgaben folglich zu Störungen in einer oder in mehreren der genannten Funktionen.

Auch bei systemischen Infektionskrankheiten, wie Toxoplasmose oder FIP (Feline infektiöse Peritonitis), sind die Leberfunktionen häufig beeinträchtigt. Die Leber verfügt jedoch über eine große Reservekapazität, mit der Schädigungen des Organs kompensiert werden, sofern die Leber nicht von extremen Schadstoffen (Noxen) getroffen wird. Bei einem massiven Befall durch Leberzellgifte kann es sein, dass die betroffenen Tiere diese Belastung nur wenige Tage überleben.

Ist die Zellschädigung jedoch nicht so stark ausgeprägt, kann sich die Leber wieder erholen, sofern keine weiteren Toxine aufgenommen werden. Das Ausmaß der Leberschädigung ist folglich von der Menge und Art des Toxins und von der Dauer der Aufnahme abhängig. Besonders kritisch ist das bei Stoffen, die kumulieren. Die Aufnahme kann hier wochenlang erfolgen, ehe eine Reaktion festgestellt wird.

Symptomatik und Diagnostik Die frühen klinischen Symptome sind meist unspezifisch, wie wechselnder Appetit, Gewichtsverlust, Polyurie und Polydipsie, Erbrechen, Durchfall und reduziertes Allgemeinbefinden. Aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit treten spezifischere Symptome wie Ikterus, hepatische Enzephalopathie, Blutungen oder Aszites vielfach erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf auf. Die erkrankten Tiere werden deshalb meist erst dann vorgestellt, wenn sie bereits schwer erkrankt sind. Bei Verdacht auf eine Erkrankung der Leber sollten das komplette Blutbild, das Serumprofil sowie eine Urin- und Kotprobe untersucht werden und eine Ultraschalluntersuchung des Abdomens erfolgen.

Im Serumprofil werden die Aktivitäten der leberspezifischen Enzyme routinemäßig bestimmt. Dabei muss beachtet werden, dass eine ausgeprägte Leberschädigung auch dann vorliegen kann, wenn die Enzymaktivitäten im Referenzbereich liegen. Bei Katzen (und auch bei Hunden) sind die Alanin-Aminotransferase (ALT) und Aspartat-Aminotransferase (AST) von hohem diagnostischen Wert. Die ALT ist das Enzym mit der größten Aussagekraft für eine hepatozelluläre Schädigung, die AST ist ein verlässlicher Indikator für Leberschäden bei der Katze.

Darüber hinaus werden die AP (alkalische Phosphatase), die GGT (γ-Glutamyl-Transferase), Albumin, Harnstoff und Bilirubin-Konzentration bestimmt. Allerdings ist der letztgenannte Parameter nicht sehr spezifisch, da ein erhöhter Bilirubinspiegel auch extrahepatische Ursachen haben kann, wie die hämolytische Anämie. Eine eindeutige Diagnose der Erkrankung kann nur mithilfe von Biopsieproben festgestellt werden.

Differenzierung Lebererkrankungen lassen sich untergliedern in nicht-entzündliche und entzündliche; letztere wiederum in infektiös entzündliche sowie nicht-infektiös entzündliche. Isolierte Erkrankungen der Leber kommen bei der Katze wesentlich seltener vor als beim Hund, aber es werden häufiger Reaktionen der Leber im Verlauf von Darm- oder Kreislauferkrankungen, hormonellen Störungen, Vergiftungen und Infektionskrankheiten diagnostiziert.

Entzündliche Reaktionen werden vor allem im Verlauf einer infektiösen Peritonitis oder einer Infektion mit dem Leukämievirus (FeLV) beobachtet. Nicht-infektiöse entzündliche Lebererkrankungen treten entweder primär auf oder im Gefolge einer akuten Pankreatitis beziehungsweise einer chronischen Darmerkrankung, bei der das Entzündungsgeschehen auf die Leber übergeht und sie dadurch in Mitleidenschaft zieht. Auch Schock, Anämie und Herzversagen führen zu einer Leberschädigung auf Grund der dabei auftretenden Durchblutungsstörungen.

Feline hepatische Lipidose Eine Fettstoffwechselstörung, die bei Katzen vor allem im mittleren Alter ziemlich oft vorkommt, ist die Leberlipidose beziehungsweise feline hepatische Lipidose. Dabei kann es sich um Folgen von Diabetes mellitus handeln. Katzen jeden Geschlechts und jeder Rasse können daran erkranken. Die Katzen zeigen ein gestörtes Allgemeinbefinden, sind teilnahmslos und verweigern das Fressen. Dieser ausgeprägte Appetitverlust kann sich über mehrere Wochen hinziehen, wobei ein Gewichtsverlust von 25 bis 40 Prozent des Körpergewichts möglich ist.

Vor dem Gewichtsverlust waren diese Katzen meistens sehr stark übergewichtig. Typisch ist eine deutliche Erhöhung der AP-Aktivität bei nur moderater Erhöhung der Aktivität von ALT und AST. Hyperbilirubinämie und erhöhte Gallensäurenkonzentrationen sind üblich. Die klinischen Merkmale sind auch bei dieser Lebererkrankung für eine endgültige Diagnose nicht ausreichend, allenfalls kann eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Die Fettleber kann nur mittels Laborbefunden und einer Biopsie nachgewiesen werden. Die Prognose ist zweifelhaft bis ungünstig.

Therapeutische Maßnahmen Da primäre Lebererkrankungen seltener vorkommen, stehen bei Katzen vor allem die Symptome der Grundkrankheit, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, im Vordergrund, die entsprechend abgeklärt und behandelt werden müssen. Besteht der Verdacht auf einen durch Medikamente oder Toxine induzierten Leberschaden, sollten diese nicht weiter verabreicht oder vermieden werden. Appetitstimulanzien wie Diazepam oder Oxazepam können bei Katzen eingesetzt werden, die noch Interesse am Futter zeigen und ein Drittel oder die Hälfte des täglichen Bedarfs aufnehmen. Ist diese Medikation nicht erfolgreich, muss eine Sondenernährung erfolgen.

Elektrolytlösungen sind wichtig, da bei Leber-Patienten aufgrund der mangelnden Flüssigkeitsaufnahme und des gleichzeitigen Flüssigkeitsverlustes das Risiko einer Dehydrierung besteht. Ist das Allgemeinbefinden nur mäßig gestört und/oder lässt sich keine Ursache finden, sind Ruhe und Diät die therapeutischen Maßnahmen. Zur Entlastung der Leber sollten nur hochwertiges Eiweiß beziehungsweise spezielles Diätfutter für leberkranke Katzen gefüttert werden. Die Hauptenergie sollten Kohlenhydrate liefern, während Fette vermieden werden sollten.

Das Futter sollte grundsätzlich auf drei bis vier Portionen am Tag verteilt werden, denn dadurch wird nicht nur der Darm entlastet, sondern es fallen auch geringere Mengen toxischer Substanzen auf einmal an. Die Ernährung ist grundsätzlich der entscheidende Faktor für das Überleben der Patienten. Wichtig: Bevor Medikamente an leberkranke Tiere verabreicht werden, müssen wegen möglicher lebertoxischer Nebenwirkungen Nutzen und Risiken abgewogen werden, insbesondere dann, wenn die Metabolisierung über die Leber erfolgt.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 12/18 ab Seite 114.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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