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Giftpflanzen

LEBENSBAUM – TOXISCHES GRÜN

Versehentliche Vergiftungen mit dem Lebensbaum sind glücklicherweise selten. Intoxikationen wurden früher vor allem aufgrund seiner missbräuchlichen Verwendung als Abortivum beschrieben.

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Weder der botanische Name Thuja occidentalis noch die volkstümliche Bezeichnung Lebensbaum verweisen auf die Giftigkeit der Pflanze. Während sich der Gattungsname Thuja vom griechischen thyo = opfern ableitet und auf die Verwendung des angenehm riechendes Holzes als Brennmaterial bei Opferritualen Bezug nimmt, bedeutet der Artname occidentalis abendländisch und verweist auf die westliche Herkunft des Gehölzes. Der deutsche Name beschreibt die immergrünen Blätter, die das ganze Jahr über vital erscheinen und als Sinnbild des Lebens gelten.

Beliebte Zierpflanze Von den sechs Arten der Gattung Thuja wird der ursprünglich im östlichen Nordamerika beheimatete Abendländische Lebensbaum (Thuja occicentalis) in Europa angepflanzt. Die zu der Familie der Zypressengewächse (Cupressaceae) gehörende Pflanze ist inzwischen als Ziergehölz vor allem in Parks, Gärten und auf Friedhöfen weit verbreitet.

Vorzugsweise wird die immergrüne Pflanze als Hecke gesetzt, da sie einen blickdichten Sichtschutz bietet und aufgrund des langsamen Wuchses nur selten geschnitten werden muss. Außerdem lässt sich Thuja leicht formen und ist sehr anspruchslos. Am besten gedeiht er auf feuchten Böden, toleriert aber auch trockene Standorte, vor allem in schattigen Lagen.

Nadelgehölz mit Schuppenblättern Der Lebensbaum bildet unterschiedliche Wuchsformen aus. Er präsentiert sich sowohl als kleiner Strauch mit mehreren Stämmen als auch als ein bis zu 20 Meter hoch werdender Baum mit kegelförmigem Wuchs. Die fächerartigen Zweige sind waagerecht orientiert (im Gegensatz zu Thuja orientalis, dem Morgenländischen Lebensbaum) und weisen schuppenförmige, dachziegelartig angeordnete, dicht anliegende Blätter auf, die wie Nadeln aussehen.

Sie haben eine matte, gelbgrüne Unterseite, ihre Oberseite ist dunkelgrün und besitzt Öldrüsen. Von April bis Mai erscheinen auf der gleichen Pflanze sowohl männliche (Kätzchen) als auch weibliche Blüten (gelbgrüne Sterne). Aus letzteren reifen längliche etwa ein Zentimeter große hellbraune Zapfen mit lederartigen stumpfen Schuppen heran, die meist zu mehreren dicht gedrängt an den Zweigenden stehen. Ihre Schuppen klaffen bis zum Basisansatz auf und enthalten rötliche Samen.

Giftiges Thujon Alle Pflanzenteile, also das Holz, die Zapfen und vor allem die Blätter sind giftig, was auf das ätherische Öl mit Thujon als Hauptinhaltsstoff zurückzuführen ist. Das Monoterpen ist so stark reizend, dass allein das Berühren der Zweigspitzen Rötungen und Juckreiz auf der Haut hervorrufen kann. Die orale Aufnahme führt zu schwersten Vergiftungen mit lang anhaltenden klonisch-tonischen Krämpfen und degenerativen Veränderungen der Leber, Nierenschäden und Magenschleimhautblutungen.

Aus der Tradition der Indianer Die hautreizende Wirkung machten sich schon früher die Ureinwohner Nordamerikas zunutze. Sie stellten aus den jungen Triebspitzen eine Salbe gegen Gelenkbeschwerden her. Zudem wurde die Droge als Tee zubereitet und diente als harn- und schweißtreibendes Mittel. Auch wird von seiner Verwendung gegen Syphilis, Würmer und Skorbut berichtet.

Abortive Wirkung
Allerdings kommt es nur selten zu versehentlichen Intoxikationen. Obwohl alle Pflanzenteile giftig sind, sind sie doch so unscheinbar, dass sie nicht zum Verzehr reizen. Früher war jedoch die missbräuchliche Verwendung der Pflanze als Abortivum weit verbreitet. Das hatte aber nicht nur tödliche Organschädigungen beim Kind zur Folge, sondern konnte auch mit schwersten Vergiftungen bei der Mutter einhergehen und sogar tödlich enden.

Das Wissen um die Heilkraft der Pflanze gelangte im 16. Jahrhundert mit ihrer Einfuhr nach Europa, wo man in der Volksheilkunde vor allem Einreibungen zur Therapie von Gicht und Rheuma zubereitete. Darüber hinaus war es üblich, eine Tinktur aus Thuja zur äußerlichen Behandlung von Genitalwarzen zu verwenden.

Antiviral und immunstimulierend Doch aufgrund ihres giftigen Potenzials haben Thujazubereitungen inzwischen ihre medizinische Bedeutung verloren. Besonders wird davon abgeraten, individuell hergestellte Arzneitees zu trinken. Allerdings findet Thuja heute noch in der Homöopathie breite Verwendung. Der Lebensbaum ist im Homöopathischen Arzneibuch unter der Bezeichnung Thuja occidentalis Rh monografiert und wird vor allem bei Erkältungen, Rheuma sowie Haut- und Schleimhauterkrankungen eingesetzt.

Ein bewährter Tipp ist, Thuja konzentriert oder leicht verdünnt auf Warzen aufzutragen. Zudem ist der Lebensbaum aufgrund seiner antiviralen und immunstimulierenden Eigenschaften in der Phytotherapie ein Mittel zur Stärkung der Abwehrkräfte. Dank eines speziellen Herstellungsverfahrens unter standardisierten Bedingungen ist kaum Thujon enthalten, sodass seine Einnahme als toxologisch unbedenklich anzusehen ist.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 11/13 ab Seite 116.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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