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Tiere in der Apotheke

KITTY HAT BAUCHWEH

Verschiedene Helicobacter-Spezies sind auch im Tierreich sehr weit verbreitet, häufig ohne Erkrankungen hervorzurufen. Die Pathogenität ist bei Vierbeinern auch noch nicht vollständig geklärt.

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Entzündliche Veränderungen der Magenschleimhaut werden vielfach mit einer Infektion durch H. pylori in Verbindung gebracht. Das Genus Helicobacter umfasst mindestens 35 Spezies. Der Keim siedelt nicht nur an der Magenschleimhautoberfläche, sondern im gesamten Magen, einige Helicobacter-Arten auch im Darm und in der Leber von Mensch oder Tier. Menschen mit einer Helicobacter pylori-Infektion entwickeln häufig eine Gastritis oder Magenulzera. Auch bei Tieren wurden verschiedene Helicobacter-Arten nachgewiesen, was unter anderem die Fragen aufwirft, ob chronische Magen- und Darmleiden auch bei ihnen möglicherweise bakteriell bedingt sein können und ob Tiere als Überträger der Keime auf den Menschen in Frage kommen.

Dem Helicobacter ähnlich Neben H. pylori, das bei Katzen selten beschrieben wird und generell bei Tieren eher keine Rolle spielt, existieren noch die Keime Helicobacter felis mit einer Prävalenz von 63 Prozent, H. bizzozeroni (35 Prozent), H. heilmannii (20 bis100 Prozent), H. salomonis (2 Prozent) und H. baculiformis (unklare Prävalenz), die als sogenannte Helicobacter-ähnliche Organismen zusammengefasst werden (GHLO=gastric helicobacter-​like-organisms). Studienergebnissen zufolge waren 70 Prozent der heranwachsenden Katzen und 97 Prozent der erwachsenen Tiere mit einer chronischen Magenschleimhautentzündung GHLO-positiv. Auch bei klinisch gesunden Tieren wurden GHLO festgestellt. Sogar bei wenigen Wochen alten Katzenwelpen wurden Helicobacter-Arten entdeckt. Die Prävalenz ist somit sehr hoch.

Meist asymptomatischer Verlauf Die durch H. heilmannii verursachte Gastritis verläuft im Vergleich zu einer H. pylori bedingten Gastritis wesentlich schwächer. Magen- oder Dünndarmgeschwüre treten bei der Katze eher nicht auf. Katzen und ebenso Hunde mit einer Helicobacter-Infektion können zwar Übelkeit, Erbrechen, Anorexie und lymphozytäre Veränderungen entwickeln, meistens verläuft die Infektion jedoch asymptomatisch. Ein geringgradiger Befall gilt allgemein als unschädlich; selbst eine massive Besiedelung muss keine entzündlichen Reaktionen verursachen.

Merke: Da viele Tiere keine Symptome zeigen, ist ein möglicher Zusammenhang von Infektionen mit Helicobachter und Magenerkrankungen bei Hunden und Katzen noch nicht geklärt. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass GHLO bei Katzen vermutlich weit verbreitet ist, der Befall jedoch nicht in einem eindeutigem Verhältnis zu gastrointestinalen Symptomen steht.

Nachweis Es wird zum Teil empfohlen, bei monatelangen Durchfällen, die auf keine Therapie ansprechen und bei morgendlichem Galle- beziehungsweise Nüchternerbrechen bei sonst gutem Allgemeinbefinden, eine mögliche Infektion mit Helicobacter differenzialdiagnostisch abzuklären. Die Diagnose von Helicobacter spp. erfolgt durch Magenbiopsien, wobei Proben von Magenkorpus, Fundus und Antrum entnommen werden sollten. Für den direkten Nachweis von Helicobacter eignet sich die histologische Untersuchung der Biopsieproben. Als indirekte Methode bietet sich ein Harnstoffschnelltest an. Grundsätzlich sollten aufgrund der unklaren Pathogenität andere Ursachen ausgeschlossen werden, bevor Helicobacter spp. als Auslöser für die bestehende Symptomatik diagnostiziert werden.

Behandlungsoptionen Die Infektion mit H. pylori verursacht bei Menschen eine geringgradige bis schwerwiegende Gastritis. Trotz der ausgeprägten Antikörperbildung, die durch die Entzündungsreaktion angeregt wird, kann H. pylori in der Magenschleimhaut nicht beseitigt werden. Die Folge ist eine chronische Erkrankung. Das Immunsystem kann den Keim nicht vernichten, aber zumindest unter Kontrolle halten. Durch die begrenzte Wirksamkeit der Antikörper gegen den Erreger kann sich der Patient ohne Therapie nicht von der Infektion befreien.

In der Humanmedizin findet die Kombination aus Metronidazol, Omeprazol und einem Antibiotikum wie Amoxicillin Anwendung. In Anlehnung daran wird diese Medikation nach einer histologisch gesicherten Diagnose auch bei Tieren eingesetzt. Es gibt auch Berichte, dass eine Monotherapie mit Erythromycin oder Amoxicillin ebenfalls eine gute Ansprechrate bei Tieren erzielt. Die Behandlung sollte über einen Zeitraum von mindestens zehn Tagen erfolgen. Eine nachhaltige Eliminierung des Keimes kann dennoch nicht absolut gewährleistet werden.

Risiko für den Menschen? Einige Studien beschreiben bei Berufsgruppen mit vermehrtem Kontakt zu Tieren erhöhte Antikörperwerte gegen Helicobacter. Für die Helicobacter spp, die bei der Katze vorkommen, lässt sich ein Infektionsrisiko auf Grund der hohen Befallsrate, des intensiven Kontaktes des Besitzers mit seinem Tier und den nachgewiesenen krankmachenden Eigenschaften beim Menschen nicht völlig ausschließen.

Der Kontakt zu Katzen, aber auch zu Hunden, Schweinen und Schafen stellt damit möglicherweise ein Risiko für eine Übertragung von Helicobacter spp. von Tieren auf den Menschen und umgekehrt dar. Helicobacter felis kann auch sehr häufig bei streunenden Katzen ohne Kontakt zum Menschen nachgewiesen werden. Allgemein wird die Bedeutung von Katzen als Erregerreservoir aber als gering eingestuft. Die Übertragung von Tier zu Tier erfolgt wahrscheinlich über Erbrochenes oder durch gegenseitiges Belecken der Tiere.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2020 ab Seite 52.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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