Kinder benötigen einen entsprechenden hohen Sonnenschutz und sollten sich im Schatten aufhalten. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Sonnenschutz

KINDER: ES GEHT NICHT OHNE SONNENSCHUTZ

Kinder spielen im Freien im Kindergarten oder in der Schule und nachmittags geht es dann noch zum Fußballtraining oder auf den Spielplatz. Sie verbringen eine Menge Zeit im Freien, deutlich mehr als Erwachsene. Und ihre Haut ist wesentlich empfindlicher. Daher muss der UV-Schutz besondere Anforderungen erfüllen. Welche sind das?

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Gerade an den Osterfeiertagen konnte man sie wieder so richtig genießen, die Sonne. Doch sie gibt einem nicht nur ein angenehmes Gefühl auf der Haut und steigert die Laune, sondern sorgt bei dem ein oder anderen bereits jetzt für den ersten Sonnenbrand im Jahr. Daher sollte man bereits bei den ersten Sonnenstrahlen an einen entsprechenden Sonnenschutz denken. Vor allem Kinder benötigen einen entsprechenden Schutz, denn die Hornschicht und auch dir restliche Epidermis sind deutlich dünner. Die Eigenschutz- und Reparationsmechanismen sind noch nicht vollständig ausgeprägt. UV-Schäden können somit von der Kinderhaut nicht ausreichend behoben werden und auch das schnelle und ausreichende Produzieren von Pigmenten ist noch nicht in dem Maße möglich wie im späteren Leben. Erst ab dem zwölften Lebensjahr ist eine Kinderhaut mit der eines Erwachsenen vergleichbar.

Es ist wichtig darauf zu achten, dass es bei Kindern nicht zu Sonnenbränden und Hautrötungen kommt, da gerade häufige Sonnenbrände im Kindesalter als Risikofaktor für die Entwicklung eines malignen Melanoms, Plattenepithel- oder Basalzellkarzinoms im Erwachsenenalter gelten. Daher sollte immer ein hoher bis sehr hoher Lichtschutzfaktor (LSF) verwendet werden. Hält man sich in hiesigen Breitengraden auf, sollte mindestens LSF 30 benutzt werden, in sonnenintensiveren Ländern 50 oder 50+.

Verschiedene Wirkmechanismen
Sonnenschutzmittel arbeiten nach zwei verschiedenen Wirkprinzipien. Chemische Filter absorbieren die energiereiche UV-Strahlung und wandeln sie anschließend in Wärme um. Der physikalische Sonnenschutz basiert auf Mikropigmenten wie Titanioxid oder Zinkoxid. Diese Pigmente reflektieren das UV-Licht, wodurch die Strahlen nicht in die Haut eindringen können. Aufgrund der Mikronisierung der Partikel in den Nanobereich war es möglich, den Weißeleffekt physikalisch wirkender Präparate weitgehend zu eliminieren. Das Produkt wird nur noch als leicht opaleszierend wahrgenommen. Die Verwendung von Nanopartikeln aus Titandioxid und Zinkoxid wurden vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als unbedenklich eingestuft, da die Partikel aufgrund ihres Durchmessers von mehr als 40 Nanometern, wie sie in Sonnenschutzpräparaten zu finden sind, nicht durch die Haut penetrieren, sondern auf der Hautoberfläche oder im Stratum corneum bleiben. Sonnenschutzmittel, die ausschließlich auf der Basis von Mikropigmenten wirken, haben auf der Verpackung den Hinweis „chemical free“ oder „ohne chemische UV-Filter“. Diese Präparate werden vorrangig für Kinder empfohlen.

Es wurde allerdings festgestellt, dass Präparate, die ausschließlich Mikropigmente enthalten, die Haut nicht ausreichend vor UV-A Strahlen schützen. Aus diesem Grund kombiniert eine Vielzahl der modernen Formulierungen beide Wirkprinzipien und verwendet Breitbandfilter wie Tinosorb® oder Mexoplex®, die den kompletten UV-Bereich abdecken. Doch wie sieht es mit dem Allergisierungspotenzial von Sonnenschutzprodukten bei Kindern und Erwachsenen aus? Neuere Studien, in der auch mögliche Fotoallergien bei Kindern untersucht wurden, ergaben eine Sensibilisierungsrate von 6,4 Prozent. 4,5 Prozent der untersuchten Kinder reagierten dabei positiv auf UV-Filter. Die häufigsten Auslöser waren Benzophenon-3, Octylmethoxycinnamat und Octocrylen. Substanzen wie Butyl-Methoxydibenzolmenthan, Octocrylen und Ethylhexyl-Methoxycinnamat stehen im Verdacht, hormonell wirksam zu sein.

Checkliste für Kinder-Sonnenschutzpräparate
- Hoher bis sehr hoher LSF. Mindestens LSF 30, in sonnenintensiven Ländern LSF 50 oder 50+
- Möglichst geringer Anteil an chemischen UV-Filtern
- Wasserfest
- Keine Duftstoffe
- Hoher UV-A Schutz
- Gute und leichte Verteilbarkeit auf der Haut
- Pflegende und durchfeuchtende Präparate verwenden, um Austrockenen der Haut zu vermeiden

Doch nicht nur die Inhaltsstoffe spielen eine große Rolle, sondern auch die Konsistenz und die Beschaffenheit. In den Regalen findet man das gesamte galenische Spektrum von Cremes oder Lotionen, über Mikroemulsionen in Form von Sprays, stark fetthaltigen Sonnenölen, wasserfreien Wachsstiften bis hin zu fettfreien Gelen. Welche Galenik ist für welche Haut am besten geeignet? Für eine empfindliche und trockene Kinderhaut sind sensitive, fett- und feuchtigkeitsspendende Lotionen oder Mikroemulsionen in Form von Sprays zu empfehlen. Produkte, die explizit für Baby- und Kinderhaut empfohlen werden, enthalten meistens auch keine Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe wie Parabene. Der auf den Präparaten ausgelobte LSF gilt für eine Auftragsmenge von 2 mg pro cm2 Haut. Rechnet man dies nun auf die Haut eines zweijährigen Kindes um, so entspricht dies einem großen Esslöffel voll Sonnencreme. Bei Erwachsenen muss die Menge natürlich angepasst werden. Diese sind durch die vierfache Menge geschützt, was, wenn man den Kaffeelöffel als Maßeinheit nimmt, gerade einmal für das Eincremen des Gesichtes ausreicht. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass ein regelmäßiges Nachcremen alle ein bis zwei Stunden nicht mit einem längeren Aufenthalt in der Sonne gleichzusetzen ist. Das regelmäßige Nachcremen dient nicht dazu, den LSF zu verstärken, sondern den UV-Filter zu kompensieren, der aufgrund des Schwitzens, sportlicher Betätigung, Kontakt mit Sand und Textilien verloren gegangen ist.

Dass der Sonnenschutz wasserfest ist, ist bei Kindern unerlässlich. Bei wasserfesten Präparaten gibt es eine einheitliche europäische Regelung, die besagt, dass sich Sonnenschutzmittel erst als wasserfest bezeichnen dürfen, wenn der nach zweimal 20 Minuten Wasserkontakt gemessene LSF noch mindestens halb so hoch ist wie vorher. Aus dieser EU-Regelung ist zu erkennen, dass mit Wasserfestigkeit nicht gemeint ist, dass gar keine Sonnencreme vom Wasser abgespült wird. Während des Beratungsgesprächs in der Apotheke ist es daher wichtig die Eltern darauf hinzuweisen, ihre Kinder in regelmäßigen Abständen wieder einzucremen, vor allem nach dem Plantschen im Wasser. Experten raten nach wie vor dazu, die Sonnencreme nicht erst aufzutragen, wenn man bereits am Strand ist, sondern schon eine halbe Stunde vorher. Untersuchungen belegen allerdings, dass sich die Lichtschutzsubstanzen aufgrund der galenischen Aufbereitung heute leichter auf die Haut auftragen lassen und dadurch rasch ein zusammenhängender Film gebildet wird. Daher ist es nach Ansicht der Hersteller nicht mehr zwingend notwendig, sich 20 bis 40 Minuten vorher zu Hause oder im Hotelzimmer einzucremen. Voraussetzung ist aber, dass der Hinweis „Sofortschutz“ auf den Präparaten zu finden ist.

Babys sollten im Schatten bleiben
Bei unseren kleinen Erdenbürgern sollten Eltern darauf achten, die Kleinen bis zu ihrem ersten Lebensjahr so gut es geht von der direkten Sonnenbestrahlung abzuschirmen. Daher ist es immer wichtig, einen Schattenplatz ausfindig zu machen und mit einem Sonnenschutz wie Schirm oder Verdeck zu arbeiten, da Kinder in der prallen Sonne überhitzen. Ein Sonnenpräparat sollten ebenfalls im ersten Jahr nicht aufgebracht werden, da diese die empfindliche Babyhaut unnötig belasten.

Auch nach dem ersten Lebensjahr sollte man den direkten Sonnenkontakt der Haut soweit es geht vermeiden. Nicht so einfach, da sich Kinder gerne im Freien aufhalten und für die Eigenbildung von Vitamin D ist das regelmäßige Spielen im Freien sehr wichtig ist. Neben dem schattigen Plätzchen ist hier eine sonnengerechte Kleidung von Vorteil. Kinder sollte immer eine Kopfbedeckung in Form eines Hutes oder Kappe tragen. Die Kleidung sollte nicht zu eng sein, locker am Körper anliegen und möglichst den ganzen Körper bedecken. Lange Hemden und Hosen sind optimal. Auch beim Plantschen im Wasser kann ein Shirt getragen werden. Hier sollte darauf geachtet werden, dass es sich um einen festen Stoff handelt oder aber das Shirt einen UV-Schutzfaktor besitzt. Mittlerweile gibt es eine Flut von Sonnenkleidung für Kinder, die einen besonderen UV-Schutz bieten. Es sollte darauf geachtet werden, dass sie dem „UV-Standard 801“ entsprechen und einen UV-Schutzfaktor von 30 besitzen. Da in der Mittagszeit die Sonnenstrahlen am intensivsten sind, sollte man diese Zeit möglichst vermeiden.

Trotz Vorsichtsmaßnahmen kann es immer mal wieder vorkommen, dass es zu einem leichten Sonnenbrand kommt. Im Fachjargon handelt es sich bei einem leichten Sonnenbrand um eine Verbrennung ersten Grades, die Eltern ernst nehmen sollten. Ein Termin beim Arzt wäre ratsam. Ein Sonnenbrand lässt sich an folgenden Symptomen erkennen:

  • Die Haut ist drei bis vier Stunden nach der Sonnenexposition gerötet
  • Die Haut ist gespannt
  • Die Haut juckt und brennt
  • Bei einem schweren Sonnenbrand können Blasen entstehen
  • Betroffene Hautstellen können anschwellen

Ein Sonnenbrand ist unangenehm und schmerzhaft. Nach zwei bis drei Tagen beginnt sich die Haut zu schälen und zu erneuern. Eltern sollten vermeiden, dass sich die Kinder die Hautfetzen abziehen. Um den Schmerz zu lindern, sollte man die Haut regelmäßig kühlen und feucht halten. Hierbei sind kühlende Lotionen, Gels und Feuchtigkeitscremes zu empfehlen. Vorsicht vor gefrorenen Kühlpads oder ähnlichem, denn diese können die empfindliche Hautstellen noch mehr schädigen. Da es an den gereizten Hautstellen schon mal ganz gerne reibt, sollte eine lockere und luftige Kleidung angezogen werden. Kinder sollten ausreichend trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Ein direkter Sonnenkontakt der Haut darf erst dann wieder erfolgen, wenn die Haut vollständig ausgeheilt ist.

Tipp: Kennen Sie die fünf Schutz-S? Sie können in dem einen oder anderen Fall als Stütze dienen, um alle wesentlichen Fakten für einen schönen und problemlosen Aufenthalt in der Sonne zu gewährleisten. Die fünf Schutz-S lauten: Schatten, Shirt, Sonnenhut, Sonnenschutz und Sonnenbrille. Natürlich sollte man auch die Lippen nicht vergessen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
   www.kindergesundheit-info.de
   www.kindergesundheit-info.de
   www.baby-und-familie.de

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