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Tiere in der Apotheke

KEIN WACHHUND?

Schilddrüsenfehlfunktionen sind häufige Erkrankungen bei Hunden. Überfunktionen sind jedoch eher selten anzutreffen, in der Regel handelt es sich – im Gegensatz zu Katzen – um eine Hypothyreose.

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Grundsätzlich kennt man beim Hund zwei Mechanismen, die zu einer Schädigung des funktionellen Schilddrüsengewebes führen: Die häufigste ist die chronisch- entzündliche Veränderung, die völlig unbemerkt verläuft, bis durch die Entzündungsreaktion ein großer Teil des Schilddrüsengewebes zerstört und durch nicht-hormonbildendes Bindegewebe ersetzt worden ist. Die zweite, seltenere Form ist eine autoimmune Thyreoiditis, bei der der Körper Antikörper gegen sein eigenes Schilddrüsengewebe bildet und dieses dadurch zerstört.

Langsame Entwicklung Oft vergehen Monate, bis sich schwere klinische Erscheinungen oder neurologische Symptome einstellen und die Diagnose Hypothyreose gestellt wird. Die ersten Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion sind völlig unspektakulär und fallen zudem oft in den Alterszeitraum von 12 bis 18 Monaten, in denen aufgrund der zunehmenden sexuellen Reife Veränderungen im Verhalten der Tiere auftreten .

Gerade bei Rüden mittlerer und großer Rassen kommt es in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich häufig zu aggressivem Verhalten gegenüber Artgenossen oder auch Menschen, die meist als „Rangordnungsproblem“ eingestuft und behandelt werden. Auch hier sollte, wie bei vielen Fällen von auftretenden Aggressionen, ein Gesundheitscheck inklusive Schilddrüsen-Profil zusätzlich zu einer Verhaltenstherapie durchgeführt werden.

Symptome Hinweise auf eine beginnende Hypothyreose sind:

  • Aggressive Verhaltensweisen, Ängstlichkeit, Stressanfälligkeit
  • Unregelmäßigkeiten in der Läufigkeit, Hodenatrophie
  • Bradykardie
  • eventuell epileptiforme Anfälle
  • Lethargie, Müdigkeit, mangelnde Belastbarkeit,
  • Hautprobleme, Haarausfall
  • Gewichtszunahme.

Unterschiedlich ausprägt Häufig ist das Fell stumpf und trocken mit starker Schuppenbildung. Bei kurzhaarigen Rassen tritt teilweise ein auf beiden Körperhälften gleicher Haarverlust an den Flanken und Körperseiten auf, oft verbunden mit sekundären bakteriellen Hautinfektionen. Möglich ist auch die Hyperpigmentation oder Hyperkeratose.

»Die Medikation muss sehr gut abgewogen und eingestellt werden.«

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann auch eine sekundäre Seborrhöe hervorrufen, Betroffen sind meist mittelalte, mittlere und große Rassen, vor allem Airedale, Boxer, Cocker Spaniel, Dachshund, Dobermann, Golden Retriever, Dogge, Irish Setter, Pudel und Dackel. Weibliche Hunde erkranken häufiger, ebenso kastrierte Tiere.

Vorgehensweise Die Diagnose der Hypothyreose beruht neben der klinischen Symptomatik auf labordiagnostischen Untersuchungen. Die Bestimmung der Konzentrationen der Schilddrüsenhormone T4 (Thyroxin) und fT4 (freies T4) sind die ausschlaggebenden Parameter. Darüber hinaus können weitere Bluttests, die Sonografie sowie auch Stimulationstests die Diagnose absichern.

Differentialdiagnose Von der echten Hypothyreose unterschieden werden muss das sogenannte Euthyroid sick syndrome, bei dem die Schilddrüse durch andere Ursachen in ihrer Hormonproduktion gebremst wird. Hierzu gehören schwere Erkrankungen, wie beispielsweise bakterielle Entzündungen oder Morbus Cushing, ebenso wie zahlreiche Medikamente, beispielsweise Kortikosteroide, Phenobarbital und bestimmte Antibiotika. Auch bei einer Untersuchung der Schilddrüsenwerte unmittelbar nach oder bei Therapie mit Kortison sind erniedrigte Werte zu erwarten, ohne dass eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt.

Therapie Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion erfolgt veterinärmedizinisch durch eine Substitution. Die nicht genügend produzierten und vorhandenen Hormone werden mittels Tabletten zugeführt. Diese müssen lebenslang gegeben werden, da eine Hypothyreose nicht heilbar ist. Die Hunde haben jedoch gut eingestellt bei regelmäßiger Tablettengabe und Wertekontrolle eine normale Lebenserwartung und eine gute Lebensqualität.

Die Medikation muss sehr gut abgewogen und eingestellt werden. Eine zu hohe Dosierung verursacht schnell einen beschleunigten Herzschlag, Unruhe, Hecheln, Durchfall, vermehrten Urinabsatz oder auch Ängstlichkeit. Insbesondere die Wirkung auf das Herz einer zu hohen Dosierung ist nicht ungefährlich. Bei korrekter und passender Medikation sind jedoch keine schädlichen Nebenwirkungen bekannt. 

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/15 ab Seite 118.

Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin

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