Eine Frau nimmt eine Tablette ein.
Raloxifen wird eigentlich zur Behandlung und Prävention der Osteoporose eingesetzt. Doch der Wirkstoff kann mehr. © fizkes / iStock / Getty Images Plus

Computersimulation | Wirkstoff

IST RALOXIFEN DER NEUE HOFFNUNGSTRÄGER GEGEN COVID-19?

Klingt gut in Zeiten von Corona: „Im Fall der Zulassung könnte das Medikament rasch in großen Mengen und zu geringen Kosten bereitgestellt werden“. Das EU-Parlament meint damit Raloxifen – ein Wirkstoff, der Anlass zur Hoffnung gibt.

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400 000 Substanzen haben europäische Supercomputer auf ihre Eignung in Bezug auf COVID-19 gescreent. Und ein Osteoporose-Medikament stach dabei hervor: Raloxifen wurde jetzt für eine klinische Studie ausgewählt, um zu zeigen, dass es nicht nur im Algorhythmus des Computers funktioniert, sondern auch im Menschen. Der Rechner ermittelte dabei verschiedene Proteinmodelle, die ständig weiter entwickelt werden – inklusive neuer Informationen zu Mutationen.

7000 der künstlich gebauten Moleküle kamen in die engere Auswahl und wurden auch in vitro, also auf der Petrischale im Labor, getestet. Dabei erwies sich der selektive Estrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) Raloxifen als besonders vielversprechend. Er konnte nämlich die Replikation des Coronavirus wirksam in Zellen blockieren. Zugelassen ist Raloxifen zur Behandlung und Prävention der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen.

Angetan sind die Forscher besonders, da Raloxifen sehr verträglich ist, schon seit 1998 auf dem Markt ist und als sicher gilt. Sein toxikologisches Profil ist erschöpfend dokumentiert. Außerdem ist es als Generikum verfügbar und sehr kostengünstig.

In Italien soll nun Raloxifen an Menschen getestet werden. 450 SARS-CoV-2- Infizierte mit milden Symptomen sollen den Wirkstoff sieben Tage lang in Kapselform bekommen oder aber Placebo erhalten. An der optimalen Dosis feilt man noch. Bis wann die Ergebnisse vorliegen könnten und wie es dann genau weitergeht, wurde noch nicht kommuniziert. Doch die Nachrichten aus Italien lesen sich hoffnungsvoll.

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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