HISTAMIN UND MS

Neben seiner zentralen Rolle bei Allergien ist das Gewebshormon und der Neurotransmitter Histamin möglicherweise auch an der Pathogenese der multiplen Sklerose (MS) beteiligt.

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Damit könnte es als ein neues Therapieziel der neurodegenerativen Erkrankung dienen. Das haben Forscher des Instituts für Neurologie Carlo Besta in Mailand herausgefunden. Histamin ist dafür bekannt, dass es bei allergischen Hypersensitivitätsreaktionen unter anderem von Mastzellen ausgeschüttet wird und Blutgefäße erweitert, bevor es diese für Abwehrzellen des Immunsystems durchlässig macht. Damit ist das Hormon für wichtige Abwehrreaktionen des Körpers verantwortlich. Zusätzlich sorgt es im Magen-Darm-Trakt für Motilität und steigert die Schlagkraft am Herzen.

Zu seinen Wirkungen am Zentralnervensystem war bisher bekannt, dass es den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinflusst, Erbrechen auslösen kann sowie möglicherweise auch an diversen anderen Kontroll-Mechanismen beteiligt ist. Für ihre Hypothese vermuteten die Autoren unter der Leitung von Rosetta Pedotti eine zentrale Rolle des Histamins bei der Zytokin-vermittelten Entmarkung der Nervenzellen. Dazu analysierten sie die direkten Effekte des Histamins und zwei ähnlicher Botenstoffe, die allesamt eine spezifische Bindung mit den Histamin-Rezeptoren 1 und 2 eingehen, am Mausmodell der MS.

Es stellte sich heraus, dass das Histamin die Proliferation von autoreaktiven T-Lymphozyten und des Zytokins Interferon-Gamma in den Myelinscheiden abschwächt. Diese Zellen sind hauptverantwortlich für die Entzündungsprozesse und die Demyelinisierung. Zusätzlich reduzierte das Histamin die Fähigkeit der autoreaktiven T-Zellen, an den Blutgefäßen immunmodulatorisch zu wirken.

Diese Erkenntnisse seien aus mehreren Gründen interessant, so die Autoren: Zunächst setzten sie die eigentlich sehr verschiedenen Vorgänge der Immunantwort, nämlich Allergie und Autoimmunprozess, in Beziehung zueinander. Damit könnten sie in Zukunft möglicherweise als neue Therapieziele gelten, nicht nur für die MS, sondern möglicherweise auch gegen andere Autoimmunerkrankungen des zentralen Nervensystems. Quelle: www.aerzteblatt.de

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