eine Hand voll Zigaretten neben einer E-Zigarette
Dampfen oder Rauchen? Für die Mundschleimhaut scheint beides gleichermaßen schädlich zu sein. © AndreyPopov / iStock / Getty Images Plus

Studie | Vaping

E-ZIGARETTEN GREIFEN MUNDSCHLEIMHAUT AN UND VERÄNDERN BAKTERIENZUSAMMENSETZUNG

E-Zigaretten gelten als weniger schädliche Alternative zur normalen Zigarette. Doch sind sie das wirklich? Neueste Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass die Liquids für die Bakterien der Mundflora ein wahres Fest sind – sie ernähren sich vom enthaltenen Glykol, produzieren beim Dampfen einen schleimigen Biofilm und erhöhen dabei die Menge an Entzündungsbotenstoffen.

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Es wird wohl wieder nichts mit dem positiven Nimbus der E-Zigarette. Dabei schien es dem chinesischen Apotheker, der sich um das Jahr 2000 das Rauchen abgewöhnen wollte, als superguter Ausweg, um von seiner Nikotinsucht loszukommen: Ein Vaporisator sollte eine nikotinhaltige Flüssigkeit schonend verdampfen, womit er die Schadstoffe, die beim Verbrennen von Tabak entstehen, vermied. Das Dampf-Modell wurde als E-Zigarette weltberühmt; heute hüllen sich auch immer mehr junge Leute in die von Glycerin und Propylenglykol erzeugten Schwaden – und die Erfolgsquote für die vom Glimmstängel Kurierten liegt tatsächlich höher als jene, die eine Nikotinersatztherapie probieren.

Auf die Mundflora haben die Liquids jedoch einen negativen Einfluss. Studien deuten darauf hin, dass das „Vaping“ die Mundschleimhaut angreift und dort zu entzündungsfördernden Immunreaktionen führt. Doch wie funktioniert das? Wissenschaftler der Ohio State University in Columbus nahmen in einer Untersuchung Proben des Zahnbelags von 123 jungen, gesunden Probanden. Diese hatten keine Zahnfleischerkrankungen, besuchten alle drei Monate ihren Zahnarzt und ernährten sich gesund. Unter den Teilnehmern waren 72 Personen, die E-Zigaretten nutzten, 25 Nichtraucher und 25 Raucher. Von den Probanden, die Verdampfer nutzten, hatten 20 zuvor nicht geraucht, 25 waren ehemalige Raucher und 28 praktizierten beides. Über genetische Analysen ermittelten die Wissenschaftler bei allen Probanden die Artenzusammensetzung und Menge der Bakterien, die den Mundraum besiedeln. Außerdem untersuchten sie, welche Botenstoffe und Entzündungsmarker im und am Zahnfleisch vorhanden waren.

Die Auswertung ergab, dass die Mundflora der E-Zigaretten-Nutzer denjenigen glich, die bereits an Zahnfleischentzündungen leiden. Zu den Merkmalen gehörten ein höherer Anteil von potenziell schädlichen Bakterienarten, eine höhere Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen und eine deutlich stärkere Bildung von Biofilmen. „Gesunde harmlose Bakterien im Mund erinnern vom Aussehen her ein wenig an Popcorn“, erklärte einer der beteiligten Forscher. „Aber wenn man beginnt, E-Zigaretten zu nutzen, dann sehen sie eher so aus, als wären sie in Beton eingegossen.“ Das aber führe dazu, dass das Immunsystem diese Mikroben nicht mehr als harmlos erkenne und daher eine entzündliche Reaktion auslöse, um sie loszuwerden.

Bei Rauchern klassischer Zigaretten laufen ähnliche Prozesse ab. Das Ausmaß der Entzündungsreaktion ist bei beiden Gruppen gleich – doch die Wege, über die Rauchen und E-Zigaretten die Immunreaktion stimulieren, sind völlig anders. „Auf molekularer Ebene haben E-Zigaretten-Nutzer bereits begonnen, sich den Veränderungen anzunähern, die wir bei Menschen mit etablierter Paradontitis sehen“, sagte der Wissenschaftler. Das Fazit: Selbst ohne Nikotin hat das Vaping einen deutlichen Einfluss auf die Bakteriengemeinschaft des Mundes.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: wissenschaft.de

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