© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Drei Pflanzen

DREI FÜR DIE VENEN

Die Phytotherapie hat bei Venenleiden viel zu bieten. Rotes Weinlaub, Rosskastaniensamen und Mäusedornwurzelstock stellen bei frühzeitigem Einsatz und regelmäßiger Einnahme eine wirkungsvolle Option dar.

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Pflanzliche Venentherapeutika helfen, die Gefäße abzudichten und damit den Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen in umliegendes Gewebe zu minimieren. Entzündungsprozesse können somit verhindert und Ödeme reduziert werden. Schmerzen und Spannungsgefühle nehmen ab, gleichzeitig werden thrombotische Reaktionen unterbunden sowie die Mikrozirkulation und Sauerstoffversorgung im Gewebe verbessert.

Bewährt haben sich beispielsweise Extrakte aus dem Roten Weinlaub der Roten Weinrebe, die aufgrund ihrer Flavonoide (Isoquercitrin, Quercetin und Kämpferol) protektiv in den Entzündungsmechanismus und in die Ödembildung eingreifen. Ähnliche Effekte zeigen Phytotherapeutika mit Extrakten aus dem Samen der Rosskastanie mit Aescin, einem Saponingemisch vom Triterpenglykosid-Typ sowie Extrakte des Wurzelstocks des Stechenden Mäusedorns (Ruscus aculeatus) mit den Steroidsaponinen Ruscogenin und Neoruscogenin.

Rote Blätter Die Weinrebe (Vitis vinifera L.), auch Weinstock genannt, ist ein bis zu 30 Meter (m) hoch kletternder Strauch mit verzweigten Sprossranken aus der Familie der Weinrebengewächse (Vitaceae). Neben den wildwachsenden Subspecies werden weltweit Kulturformen angebaut, die die Trauben liefern, aus denen Wein hergestellt wird, worauf ihr Artname vinifera (lat. vinum = Wein, ferre = tragen) verweist. Arzneilich wird die Rote Weinrebe (Vitis vinifera var. Tinctoria) verwendet, die zu den als Färbertrauben bezeichneten Rebsorten gehört. Ihr besonderes Merkmal sind die gleichmäßig roten Blätter und die roten Beeren mit rotem Fruchtfleisch.

Die herzförmigen Blätter sind langstielig, mit fünf bis sieben gezähnten, mehr oder weniger tiefen und offenen Lappen und weisen eine handförmige Nervatur auf. Das einzelne Blatt kann bis zu 15 Zentimeter (cm) lang und bis zu 12 cm breit werden. Die Oberseite ist kahl, die Unterseite filzig behaart. Von Mai bis Juni erschienen kleine unscheinbare, gelbgrüne, 5-zählige Blüten, die in dichten Rispen stehen. Ihre Früchte, die Weintrauben, haben eine längliche bis kugelige Form. Im Herbst verfärben sich die Blätter dunkelrot.

Sie werden von Hand zwei bis acht Wochen nach der Weinlese geerntet. Die medizinische Verwendung von Rotem Weinlaub hat eine lange Tradition. Bereits der Arzt Galenus schätzte in der Antike das Weinblatt zur Behandlung von Verletzungen. Mit Umschlägen aus zerkleinerten Blättern wurden Schwellungen und Blutergüsse behandelt. Gegen Magenentzündungen und blutige Durchfälle kam der Saft des Weinlaubs zum Einsatz. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden Auszüge aus Roten Weinblättern bei Venenentzündungen erfolgreich eingesetzt. Heute liegt der Extrakt als modernes pflanzliches Venentherapeutikum vor, dessen Wirksamkeit durch klinische Studien belegt ist.

Geschätzte Samen Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum L.) ist ein imposanter Baum aus der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae), der bis zu 30 m hoch und rund 200 Jahre alt werden kann. Im Mai und Juni bildet der Baum einen Blütenstand aus über 100 weißen Einzelblüten. Sie formen eine bis zu 30 cm hohe, aufrecht stehende, pyramidenförmige Rispe, die im Volksmund Kerze genannt wird. Die auffallend großen, fingerförmig geteilten Blätter befinden sich an langen Stielen. Im Herbst bilden sich kugelige, hellgrüne, mit weichen Stacheln besetzte Kapselfrüchte, aus denen beim Herunterfallen ein bis zwei glänzende Samen zum Vorschein kommen.

Für Menschen sind die Samen nicht genießbar. Sie eignen sich aber gut als Tierfutter. Bereits die Türken des Osmanischen Reiches haben ihren Pferden die Samen als Futter und als Heilmittel gegen Husten und Atemnot gegeben. Darauf soll der deutsche Name Rosskastanie wie auch der Artname hippocastanum zurückzuführen sein, der sich aus den griechischen Wörtern hippos = Pferd/Ross und kastanon = Kastanie zusammensetzt.

Blätter, Rinde und Blüten der Rosskastanie wurden früher bei verschiedensten Beschwerden eingesetzt. Die Rinde diente beispielsweise als Fiebermittel und Rosskastanien-Blättertee war ein bewährtes Hustenmittel. Darüber hinaus wurden Rosskastanien-Zubereitungen auch schon bei Krampfadern, Venenentzündungen und Hämorrhoiden empfohlen. Heute werden die Samen in Form von Fertigarzneimitteln bei Venenschwäche eingenommen, deren gefäßabdichtende, antiexsudative, venentonisierende und entzündungshemmende Wirkungen in Studien nachgewiesen wurden.

Wirksamer Wurzelstock Der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus) ist eine mediterrane Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Seinen deutschen Namen verdankt er seinen grünen, zwei bis drei cm langen, ledrig harten, blattartig verbreiterten Seitensprossen (Phyllokladien), die sich zu einer schmalen, stechenden Stachelspitze verjüngen. Irrtümlicherweise werden sie manchmal als Blätter bezeichnet. Die eigentlichen Blätter sind aber unscheinbare Schuppen, die leicht abfallen und daher kaum zu sehen sind. Auch der Artname (lat. aculeatus = stechend, dornig) nimmt auf die dornigen Triebe Bezug.

Auf ihnen erscheinen zwischen März bis Mai kleine, unscheinbare grünlich-weiße Blüten, die im Herbst zu dekorativen roten Beeren heranreifen. Darauf soll der Gattungsnamen Ruscus zurückzuführen sein, der sich von lat. ruber = rot ableitet. Die Bezeichnung Mäusedorn erklärt sich aus dem früher üblichen Gebrauch der Zweige. Sie wurden in Körben verflochten, die zur Aufbewahrung von Lebensmittel dienten, oder zum Fleisch gehängt, um Mäuse und anderes Getier von den Vorräten fernzuhalten.

In der Antike wurden die jungen unterirdischen Sprosse des Wurzelstocks wie Spargel als Gemüse verzehrt. Zudem wurden Wurzelabkochungen als harntreibende Arznei bei Wassersucht eingesetzt. Heute ist der Mäusedornwurzelstock medizinisch anerkannt und wird zur unterstützenden Therapie bei Beschwerden chronisch venöser Insuffizienz wie Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, bei nächtlichen Wadenkrämpfen, Juckreiz und Schwellungen empfohlen. Außerdem kommt er unterstützend zur Therapie von Juckreiz und Brennen bei Hämorrhoiden zur Anwendung.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/18 ab Seite 52.

Gode Chlond, Apothekerin

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