© DIE PTA IN DER APOTHEKE
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Drei Pflanzen

DREI BODENDECKER

Das unscheinbare Kleine Immergrün, die bescheidene Blutwurz und das dekorative Pfaffenhütchen – alle drei Pflanzen finden sich als typische Bodendecker in Gärten und Parkanlagen.

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Während einige alte Heilmittel darstellen, sind andere inzwischen nicht oder nicht mehr arzneilich gebräuchlich. Zu beachten ist bei einigen zudem die potenziell toxische Wirkung, die jedoch glücklicherweise selten zu Vergiftungsfällen führt.

Kleine blaue Windräder Das Kleine Immergrün (Vinca minor L.) wird von Gartenliebhabern geschätzt, da es sehr anspruchslos ist und selbst an halbschattigen bis leicht schattigen Standorten schnell eine geschlossene Pflanzendecke ausbildet. Vinca minor erhebt sich nur etwa 10 bis 20 Zentimeter über den Erdboden und besitzt immergrüne, lederartige bis zu vier Zentimeter große Blätter. Diese haben eine länglich-lanzettliche Form und sind kreuzgegenständig angeordnet. Von März bis Mai blüht die Pflanze mit kleinen violett-blauen, manchmal auch weißen Blüten, die wie kleine Windräder aussehen. Sie bestehen aus fünf Blütenblättern, die an der Basis zu einer Röhre verwachsenen sind. Vinca minor ist der einzige in Mitteleuropa heimische Vertreter aus der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae).

Schon der Name der Pflanzenfamilie deutet auf die Giftigkeit des immergrünen Bodendeckers hin. Alle Pflanzenteile der Pflanze sind aufgrund der etwa 40 verschiedenen enthaltenen Indol-Alkaloide toxisch. Vincamin stellt mit einem Anteil von bis zu zwei Dritteln das Hauptalkaloid dar. Früher wurde die Pflanze auch zu arzneilichen Zwecken verwendet. Bereits die alten Griechen und Römer lobten ihre Wirkung bei Durchfall, Gebärmutterleiden, Zahnschmerzen oder gegen giftige Schlangenbisse. Ebenso fand Vinca minor im Mittelalter medizinisches Interesse. Vor allem war das Hundsgiftsgewächs damals ein bekanntes Wundheilmittel, das in den alten Kräuterbüchern unter der Bezeichnung Singrün (von mittelhochdeutsch sin = immerwährend) aufgeführt wurde. Der heute übliche Name Immergrün, der sich ebenso auf die das ganze Jahr über grünen Blätter bezieht, setzte sich erst später durch.

Selbst die Schulmedizin setzte das Kleine Immergrün noch vor nicht all zu langer Zeit vor allem in der Geriatrie zur Steigerung der Hirndurchblutung, zur Verbesserung der zerebralen Sauerstoffaufnahme sowie zur Erhöhung der Glucosebereitstellung im Gehirn ein. Daneben kam es bei Durchblutungsstörungen der Netzhaut und des Innenohres zur Anwendung. Heute sind Phytotherapeutika mit Immergrün nicht mehr im Handel, da ihre Wirksamkeit als nicht ausreichend belegt gilt und sich im Tierversuch Blutbildveränderungen zeigten. Ebenso sind Vincamin-haltige Fertigarzneimittel aufgrund des Erlöschens der fiktiven Zulassung seit 2005 nicht mehr in Deutschland erhältlich. In der Homöopathie kommen aber weiterhin die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen bei nässenden Ekzemen, Schleimhautblutungen und Gerinnungsstörungen zum Einsatz.

Blutroter Wurzelstock Potentilla erecta L. trägt einen ausgefallenen deutschen Namen – Blutwurz. Er verweist auf die blutrote Farbe, die der Wurzelstock an Schnittstellen und im getrockneten Zustand erhält. Der Volksmund kennt die kleine unscheinbare Staude aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) noch unter weiteren Namen: Rotwurz, roter Günsel, Blutkraut oder Tormentill. Auch diese Bezeichnungen greifen die rote Farbe des Rhizoms auf, die auf Tormentol, einen roten Farbstoff, zurückzuführen ist. Tormentill wird auch vom lateinischen tormentum = Kolik abgeleitet, was auf die Heilwirkung des gerbstoffhaltigen Wurzelstocks bei Durchfallerkrankungen Bezug nimmt.

Auf diese Anwendungsgebiete verweisen auch die volkstümlichen Namen Bauchwehkraut und Bauchwehwurz. Zudem wird die ausdauernde krautige Pflanze aufrechtes Fingerkraut genannt. Dies ist eine direkte Übersetzung ihres botanischen Namens. Der Gattungsname Potentilla für die Pflanzengattung der Fingerkräuter leitet sich vom griechischen Pentaphyllon = Fünfblatt ab und verweist auf die handförmigen, grob gezähnten Stängelblätter, die fünfblättrig erscheinen. Eine andere Deutung geht auf das lateinische potens = mächtig zurück, womit der großen Heilkraft der Potentilla-Arten gehuldigt wird. Der Artname erecta = aufrecht, aufgerichtet beschreibt die aufrecht wachsenden Sprosse, die zu mehreren aus dem Wurzelstock treiben.

Die Stängel sind 20 bis 50 Zentimeter lang, dünn und weich behaart. Sie tragen vom Frühling bis in den Herbst hinein einzeln stehende kleine gelbe Blüten, die nur aus vier Blütenblättern bestehen. Das unterscheidet sie von anderen Rosengewächsen, die immer fünf Blütenblätter aufweisen. Gemein mit ihnen hat die Blutwurz die für Rosengewächse charakteristischen vielen Staubblätter (14 bis 20 Stück). Die Pflanze wächst in ganz Europa bis in Höhen von 2000 Metern. Als Standort bevorzugt sie magere Böden, sodass man sie auf Wiesen, Heiden, in Mischwäldern und in Niedermooren findet. Zugleich ist sie ein typischer Bodendecker für sonnige bis halbschattige Stellen, der mit seinen leuchtenden kleinen Blüten heimische Gärten und Parks bereichert.

Bodendecker sind des Gärtners Liebling: Sie beschatten das Erdreich, aber vor allem bieten sie dem Unkraut Paroli.

Dekorativer Fruchtschmuck In sonnigen bis halbschattigen Lagen findet sich ebenso das Pfaffenhütchen (Euonymus fortunei), auch Kriechspindel oder Kletter-Spindelstrauch genannt. Wie die deutschen Namen bereits andeuten, dehnt sich die Pflanze entweder kriechend aus oder klettert mit Hilfe ihrer Haftwurzeln an Kletterhilfen oder Mauern mehrere Meter hoch hinaus. Dabei wächst sie äußerst langsam. Der zu den Spindelbaumgewächsen (Celastraceae) gehörende Bodendecker gedeiht sogar im tiefsten Schatten, weshalb er nicht nur bei Hobbygärtnern beliebt ist, sondern auch in öffentlichen Grünanlagen häufig der Begrünung lichtarmer Stellen dient. Vor allem eignet sich Euonymus fortunei ideal für Unterpflanzungen, da es sehr gut mit dem Wurzeldruck von Bäumen zurechtkommt.

Außerdem ist die ursprünglich in West- und Mittelchina beheimatete Pflanze äußerst robust, pflegeleicht und kann problemlos in Form geschnitten werden. Je nach Sorte werden die am Ende zugespitzten Blätter zwischen zwei bis sechs Zentimeter lang und sind rundlich bis eiförmig-elliptisch geformt. Ihr Blattrand ist fein bis kerbig gesägt. Auch die Blattfarben variieren. Neben einfarbigen Blättern in verschiedenen Grün- und Gelbtönen existieren Blätter mit panaschierter Zeichnung. Gemein ist den Sorten, dass sich ihr dichtes, immergrünes Laub im Herbst und Winter leicht rosa bis rötlich verfärbt. Zwischen Juni bis Juli zeigen sich unauffällige Blütenstände mit kleinen grünlich-weißen, vierzähligen Blüten.

Während einige Sorten praktisch nie Früchte tragen, existieren andere, die im Herbst kugelige, weißlich-grün bis rötlich gefärbte dekorative, vierfächerige Kapselfrüchte ausbilden, in denen sich ein bis vier weiße Samen befinden. Vor allem bei höher wachsenden Arten (z. B. Euonymus europaeus) zeigt sich die Ähnlichkeit der Früchte mit einer Bischofsmütze, die der Pflanze ihren deutschen Namen Pfaffenhütchen gaben. Während der Samenmantel (Arillus) heimischen Vogelarten wie Rotkelchen als wertvolle Nahrungsquelle dient, sind die Früchte ebenso wie die Blätter und Rinde für viele andere Tiere sowie für Menschen aufgrund herzwirksamer Steroidglykoside (Cardenolide, darunter Evonosid) und verschiedener Alkaloide (z. B. Evonin) giftig und somit nicht zum Verzehr geeignet.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/2020 ab Seite 86.

Gode Chlond, Apothekerin

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