Das Darmmikrobiom spielt eine wichtige Rolle, ob Sport wirklich vor Diabetes Typ-II schützen kann oder nicht. © vadimguzhva / iStock / Getty Images Plus

Diabetes | Sport

DIE WICHTIGE ROLLE DES DARMMIKROBIOMS

Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes, Tendenz steigend. Als Ursache werden oft eine ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung genannt. Daher wird zu mehr Bewegung geraten, was aber nicht jedem etwas bringt. Vor was genau kann Sport aber schützen? Eine Schlüsselrolle könnte das Darmmikrobiom spielen.

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Wenn Menschen die Diagnose Prädiabetes erhalten, dann haben sie zwar einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerwert, überschreiten aber nicht die für eine Diabetesdiagnose festgelegten Grenzwerte. Die Empfehlung vom Arzt lautet dann in der Regel: Machen Sie mehr Sport! Oft kann eine Diabeteserkrankung dann noch verhindert werden, aber eben nicht bei allen Patienten. Denn manche von ihnen weisen eine sogenannte Trainingsresistenz auf, bedeutet, dass der Sport keine Wirkung zeigt und die Entwicklung von Diabetes sogar eher fördert. Was können solche Betroffene dann tun?

Gianni Panagiotou vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena und seine Kollegen von der Universität Hongkong wollten dieser Frage auf den Grund gehen und haben das Darmmikrobiom bei Menschen, die positiv auf Bewegung reagieren mit denen, bei denen Sport keine Wirkung zeigt, verglichen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass ein klarer Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom, Bewegung und Blutzuckerwerten besteht. „Es gibt eine hohe Variabilität bei der Reaktion von Blutzuckerwerten auf sportliche Betätigung. Wir konnten herausfinden, dass diese in Abhängigkeit des Darmmikrobioms steht“, erklärt Panagiotou. Die Unterschiede, welche die Wissenschaftler herausgefunden haben, beziehen sich sowohl auf die Zusammensetzung des Mikrobioms, als auch auf die Funktionalität. Bei denjenigen, die positiv auf Bewegung reagieren, produziert das Darmmikrobiom wesentlich mehr kurzkettige Fettsäuren. Bei der Gruppe derjenigen, die nicht auf Sport reagieren, traten hingegen eher metabolisch schädliche Verbindungen auf.

Die Forscher untersuchten innerhalb dieser Studie insgesamt das Darmmikrobiom von 39 Männern mit Prädiabetes. Im Anschluss wurde in einem Kontrollexperiment das Darmmikrobiom der Probanden auf fettleibige Mäuse übertragen. Das Mikrobiom bei denen die Bewegungstherapie wirksam war, führte auch bei den Mäusen zu denselben positiven Auswirkungen.

Damit könnten Vorhersagen getroffen werden, wie gut Prädiabetiker auf den Sport reagieren. „Diese Erkenntnis ermöglicht es, zukünftig personalisierte Therapieansätze zu entwickeln“, erklärt Panagiotou.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft


Originalpublikation

: Liu Y, Wang Y, Ni Y, Cheung CKY, Lam KSL, Wang Y, Xia Z, Ye D, Guo J, Tse MA, Panagiotou G, Xu A (2019) Gut microbiome fermentation determines the efficacy of exercise for diabetes prevention. Cell Metabolism, doi.org/10.1016/j.cmet.2019.11.001.

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