Katze © photodeti / iStock / Getty Images
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Tiere in der Apotheke

DIE HERZKRANKE KATZE

Herzerkrankungen treten bei älteren Katzen häufig auf, aber insgesamt seltener als beim Hund, und oft fällt es erst bei fortgeschrittener Erkrankung auf. Meistens handelt es sich um Erkrankungen des Herzmuskels.

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Viele Herzkrankheiten werden bei Katzen eher durch Zufall entdeckt. Verdächtige Hinweise sind Schwäche- und Schwindelanfälle, leichte Ermüdbarkeit, Kollapsneigung, chronischer Husten, Atemnot, blasse bis bläuliche Schleimhäute, Ödeme an den Beinen, vergrößerter Bauchumfang und Abmagerung. Diagnostikum der Wahl ist die Echokardiografie.

Herzschwäche Die chronische Herzinsuffizienz kann durch zahlreiche Faktoren bedingt sein. Dazu gehören Zirkulationsstörungen, Stoffwechselkrankheiten, Missbildungen, Schilddrüsenüberfunktion und Schock. Dem Katzenbesitzer fällt meistens auf, dass die Katze weniger leistungsfähig ist und frühzeitig ermüdet. Auch von Atembeschwerden und Husten wird berichtet. Bei der Untersuchung sind verwaschene Schleimhäute und Herzgeräusche auffällig; röntgenologisch können eine Vergrößerung des Herzens und eventuell eine Flüssigkeitsansammlung in der Lunge erkannt werden. EKG und sonografische Untersuchungen liefern ebenfalls Hinweise dafür, dass die Katze unter chronischem Herzversagen leidet. Zusätzliche Befunde sind eine Vergrößerung der Leber, Flüssigkeitsansammlung im Bauch (Aszites), Benommenheit, Koma, Krampfanfälle.

Rechtsherz- und Linksherzinsuffizienz Bei der Rechtsherzinsuffizienz wird die rechte Herzkammer nur unvollständig entleert, so dass sich das Blut in die großen Venen und in die Organe zurückstaut. Dadurch kommt es zu einer Vergrößerung von Leber und Milz und einer Funktionsstörung von Magen, Darm und Nieren. Der Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen führt zur Entwicklung von Aszites. Die Linksherzinsuffizienz zeichnet sich durch Atemnot, Husten und eine Blaufärbung der Schleimhäute aus. Typisch hierfür ist darüber hinaus Flüssigkeit in der Lunge. Je nach Grad und Ursache der Herzinsuffizienz werden Antiarrhythmika, blutdrucksenkende Mittel wie ACE-Hemmer, Diuretika und herzwirksame Glykoside verabreicht. Prognose und Therapie sind vom Grad der Herzinsuffizienz abhängig.

Thromboembolie Zu den Erkrankungen des Herzmuskels kommen häufig Thrombosen und Embolien als Komplikationen hinzu. Eine Thrombose entsteht bei der Bildung eines Blutgerinnsels innerhalb einer Herzkammer oder eines Gefäßes. Zur Embolisierung kommt es, sobald ein Blutgerinnsel oder anderes Fremdmaterial durch das Gefäßsystem geschleust wird und ein peripher gelegenes Gefäß blockiert. In über 90 Prozent der Fälle wird ein Verschluss in der Endaufzweigung der Aorta diagnostiziert.

Die Folge von Gefäßverschlüssen mit verminderter Blutzirkulation sind Nervenläsionen, die in der Mitte des Oberschenkels beginnen. Am stärksten sind dabei die Gliedmaßen unterhalb des Sprunggelenkes betroffen. Die klinischen Symptome sind meist eindeutig. Auf Grund der Nervenläsionen ist das plötzliche Auftreten von Lähmungen der Hintergliedmaßen mit anfangs schleppenden Bewegungen charakteristisch, hinzu kommen starke Schmerzhaftigkeit, Kühle der Gliedmaßen und Unfühlbarkeit des Pulses. Es sind keinerlei Reflexe mehr auslösbar.

Ist die Thromboembolie voll ausgeprägt, sind Kreislaufschock und Tod die Folgen. Sind die Gefäße nicht komplett verschlossen, sind die Symptome im allgemeinen weniger intensiv. Die Diagnosestellung erfolgt anhand dieser klassischen Anzeichen. Untermauert wird die Diagnose durch Röntgenaufnahmen, bei denen eine Vergrößerung der Herzkammern sowie Flüssigkeitsansammlung in Lunge und Herz festgestellt werden können. Als Differenzialdiagnose kommen Traumen beziehungsweise der Bandscheibenvorfall der Wirbelsäule in Frage. In diesen Fällen sind jedoch auch Lähmungen von Schwanz, Blase, Darm und deren Schließmuskeln auffällig. Bei einer Thromboembolie sind hingegen Darm- und Blasenfunktion nicht gestört.

Plötzliche Nachhandschwäche ist ein Notfall Die Behandlung von Thromboembolien bei der Katze erweist sich nach wie vor als wenig zufriedenstellend. Viele Tiere sterben aufgrund der Komplikationen, und bei denjenigen Katzen, die sich erholen, ist die Rückfallrate sehr hoch. Um den Aortenthrombus zu entfernen, werden Medikamente, die Blutgerinnsel auflösen, aber auch Schmerzmittel und Elektrolytlösungen eingesetzt. Heparin kann die Bildung eines erneuten Blutgerinnsels verhindern. Fast immer ist auch eine Schockbehandlung erforderlich. Die Erfolgsquote der Therapie hängt vom Typ und vom Ansprechen auf die Therapie ab. Es empfiehlt sich außerdem, die betroffenen Gliedmaßen zu massieren und für Wärme zu sorgen. Es kann lange dauern, bis die Katze ihre Gliedmaßen wieder bewegen kann und eine Störung der Nervenbahnen kann zurückbleiben.

Vorsicht bei ASS für Katzen Je nach Erkrankung kommt auch Acetylsalicylsäure zum Einsatz, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Dabei muss eine zu hohe Dosis unbedingt vermieden werden. Weisen Sie Ihre Kunden darauf hin, dass sie ihrem Vierbeiner niemals Medikamente, die für Menschen verschrieben wurden, geben dürfen und dass sie sich grundsätzlich exakt an die Dosierungsanweisungen des Tierarztes halten müssen.

Katzen mit „zu viel Herz“ Die Zunahme der Herzmuskelmasse wird als Hypertrophie, das Krankheitsbild als hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) bezeichnet. Der Herzmuskel verliert dabei an Elastizität und wird dicker, sodass das Herz nicht mehr richtig funktionieren kann. Die Folge ist Herzversagen. Krankhafte Hypertrophien werden vor allem bei Rassen wie Maine Coon, Britisch Kurzhaar, Perser und Ragdoll, aber auch bei der Europäisch Kurzhaar beobachtet. Als Ursachen werden Schilddrüsenüberfunktion, Toxine, Infektionen und genetische Einflüsse diskutiert. Klinisch stehen Atemnot, übermäßig schnelle Atmung, Leistungsschwäche und Abmagerung im Vordergrund.

Hinsichtlich Prognose und Therapie gelten ähnliche Kriterien wie bei der chronischen Herzinsuffizienz. Es empfiehlt sich, die betroffenen Tiere körperlich zu schonen, eine völlige Ruhigstellung ist aber nur selten nötig. Es kommen je nach Befund und Patient verschiedene Medikamente zum Einsatz: Diuretika, ACE-Hemmer, Betablocker und Calcium-Antagonisten, in späten Stadien eventuell auch positiv inotrope, das heißt herzstärkende Medikamente. Bei akuter Dekompensation ist eine Diurese und Sauerstoffzufuhr zur Verbesserung der Sauerstoffsättigung wichtig.

Entzündung des Herzmuskels Verschiedene Erreger können eine Entzündung des Herzmuskels hervorrufen, wobei Viren, Bakterien sowie Pilze mögliche Verursacher sind, die über das Blut in das Herz gelangen. Diese Entzündung kann zu einem schwerwiegenden Kreislaufversagen führen. Die Symptome der Herzmuskelentzündung – Leistungsschwäche, Müdigkeit, unregelmäßiger Puls, Herzrhythmusstörungen – werden häufig durch die Grundkrankheit überdeckt.

In geringgradigen Fällen werden die Symptome kaum bemerkt, es können aber auch plötzliche Todesfälle auftreten. Um eine exakte Diagnose stellen zu können, sollte bei Verdacht eine bakteriologische Untersuchung des Blutes durchgeführt sowie auf mögliche Viruserkrankungen geachtet werden. Leichtere Formen dieser Herzerkrankung heilen meistens spontan aus, schwere Entzündungen sind dagegen prognostisch ungünstig. Ziel der Therapie ist in erster Linie die Behandlung der Grunderkrankung. Sind Bakterien die Ursache, müssen demnach Antibiotika verabreicht werden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/18 ab Seite 24.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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