Grauhaarige Frau © Ralf Nau / DigitalVision / Getty Images
© Ralf Nau / DigitalVision / Getty Images

Haare

DAS NEUE BLOND

Erst eins, dann zwei und plötzlich viele: Früher oder später findet so gut wie jeder graue Haare auf seinem Haupt. Welche Pflege ist sinnvoll und wie lässt sich der Farbverlust in der Übergangszeit aushalten?

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Es trifft jeden, irgendwann. Manche haben bereits im jugendlichen Alter erste graue Haare. Meist blitzen sie ab Mitte der Vierziger durch. Statistisch gesehen ist im Alter von 50 bereits jedes zweite Haar auf dem Kopf ohne Farbpigmente. Braun, blond, rot: Die von Natur aus gegebene Haarfarbe basiert auf dem körpereigenen Pigment Melanin. Im Lauf der Altersspirale lässt die Pigmentproduktion nach. Statt der natürlichen Haarfarbe lagern sich Luftbläschen ein und die Haare wachsen weiß weiter. Sie sind also weiß und nicht grau. Es erscheint nur so durch die Mischung mit noch farbigen Strähnen.

Erst Perücke – dann graues Haar Wer im Zuge des Jugendwahns stets dynamisch und frisch aussehen möchte, dem bereiten graue oder weiße Haare Kopfzerbrechen. Denn man verbindet damit automatisch den Beginn des Alterns. Getreu dem Motto: Greis wird weiß. Männer gehen eher gelassen mit grauen Schläfen und weißen Haaren um – denkt man nur mal an Schauspieler wie George Clooney, den Sänger Tom Jones oder Barack Obama.

Frauen wollen den Zeichen der Zeit nachhelfen, färben regelmäßig Ansätze oder das komplette Haar. Doch so langsam gibt es eine Gegenbewegung zum ständigen Forever-Young-​Syndrom. Auch hier machen prominente Damen den Frauen Mut. So trug TV-Moderatorin Birgit Schrowange ein Jahr lang eine Braunhaar-Perücke und ließ darunter ihre Haare nachwachsen – in silbergrau. In Interviews berichtete sie nach ihrem „Grauhaar-Outing“ von einem befreienden Gefühl nicht mehr ständig färben zu müssen und endlich zum Grau stehen zu können.

Ab jetzt gibt’s treue Begleiter Graue beziehungsweise weiße Haare bleiben. Es nutzt nichts einzelne auszureißen, das verletzt die Kopfhaut unnötig. Hinzu kommt, dass sie durchs Herausziehen teils ungleichmäßig nachwachsen. Wer graue Ansätze oder insgesamt den Silberschopf loswerden möchte, kann jetzt nur noch färben. Ist es zunächst lediglich ein leichter Ansatz, kann er mit einer Intensivtönung vom Grad 2 übertüncht werden. Auch Haarfarben aus dem Naturkosmetiksegment sind dabei noch ausreichend.

Besonders bei hellen, blonden Haaren können solche Tönungen zunächst gute Dienste leisten. Liegt der Grauhaaranteil über 30 Prozent, lässt er sich am besten mit dauerhafter Koloration vom Grad 3 beheben. Auf den Verpackungen ist angegeben wie viel Prozent Gauhaarabdeckung mit der jeweiligen Koloration möglich ist. Färbt sich die Durchschnittsfrau vier bis fünfmal im Jahr ihre Haare, verkürzen sich die Abstände bei ergrautem Haupt. Es ist zwar heute dank passender Produkte möglich graue Haare wieder in ihre Ursprungsfarbe zu bringen, doch es ist jedes Mal eine Chemikalienmixtur, die Unverträglichkeiten hervorrufen kann.

Schonkur für die Gesundheit Machen Sie Ihren Kundinnen Mut sich für einen Wechsel von pigmentiertem zu weißem Haar zu entscheiden. Übergangsphasen, sei es beim Wachsen lassen der Haare oder beim Herauswachsen von Farbe, erfordern Geduld. Bei kurzem Haar ist der Wechsel meist innerhalb eines Jahres vollzogen. Langes Haar kann bis zu fünf Jahre dafür brauchen. Empfehlen Sie ihrer Kundin sich dazu beim Friseur beraten zu lassen. Um den Übergang zu erleichtern kann der Farbspezialist Strähnen im Naturton oder in Richtung des weiß-grauen Haares platzieren.

Stück für Stück lassen sie sich in ihrer Anzahl reduzieren, bis irgendwann keine Strähnen mehr nötig sind – einer Grauhaarfrisur steht nichts mehr im Weg. Prominente Frauen wie Birgit Schrowange oder Schauspielerinnen wie Helen Mirren und Jamie Lee Curtis zeigen, dass weißes Haar ihren Typ unterstreicht. Nicht nur das: Wer regelmäßigem Tönen und Färben adieu sagt, schont Haare und Kopfhaut. Ein wichtiges Thema, besonders in den Wechseljahren. In dieser Zeit verändert sich häufig auch die Kopfhaut, wird trockener und empfindlicher. Da kann der Verzicht auf Färben nur gut sein.

Jung und hip: Granny Hair Seit etwa drei Jahren hat sich im Bereich Koloration einiges getan. Neben Klassikern in blond, braun oder rot gibt es heute sämtliche Farben des Regenbogens. Und das nicht in der Karnevalsabteilung, sondern in gleicher Qualität wie herkömmliche Farbe. Hoch im Kurs stehen bei jungen Frauen dabei Grau-Nuancen. Zum Beispiel mit farbigen Highlights in rosa, blau oder grün. Graues Haar liegt im Trend und wird aktuell gerne als das neue Blond bezeichnet. Einerseits durch die Möglichkeit sich als junge Frau ganz bewusst für graues Haar zu entschieden, andererseits dank Frauen mit echtem Grauhaar, die selbstbewusst dazu stehen. Die Akzeptanz für graues Haar war noch nie so groß wie heute.

Graues Pflege-ABC Wie eine graue Maus muss sich also keine Ihrer Kundinnen fühlen. Allerdings gibt es bei Pflege und Styling ein paar Dinge, die Sie empfehlen können: Hat graues Haar einen Gelbstich, eignen sich spezielle Silber-Shampoos und Kuren mit blauen Farbpigmenten. Wenig sinnvoll bei grauem Haar sind Produkte mit Kamillenextrakt oder solche die für blondes Haar konzipiert sind. Diese können den Gelbstich im Haar stärker hervorheben. In punkto Shampoos empfehlen Sie am besten Produkte für trockenes Haar. Denn ergraute Schöpfe neigen verstärkt zu Trockenheit.

In der warmen Jahreszeit lohnt sich zudem die Verwendung eines UV-Sprays fürs Haar. Dünner werdende, feine Haare sind besonders lichtempfindlich. Meist wird auch ihre Struktur feiner, sodass beispielsweise Schaumfestiger wieder etwas mehr Volumen ins Haar bringen kann. Ein typisches Zeichen von silbergrauem Haar ist fehlender Glanz. Hier bieten sich Glanzprodukte wie Sprays oder Leave-In-Lotionen an. Neben passender Pflege empfiehlt es sich einen auf den Typ abgestimmten Haarschnitt auszuwählen. Als farblichen Gegenpol zum hellen Haar harmoniert ein Lippenstift in kräftiger Farbe und etwas Mascara. Auf dass die grauen Haare kommen können.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/18 ab Seite 78.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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