Ein Haferfeld ist vertrocknet, der Boden rissig.
Die Natur leidet unter der anhaltenden Trockenheit, aber Regen ist nicht in Sicht. © Danielrao / iStock / Getty Images Plus

Klima | Trockenperiode

BRAUN STATT GRÜN: DIE NATUR VERDORRT

Temperaturen über 30 Grad und blauer Himmel: Wer frei hat, freut sich darüber. Doch das anhaltende Sommerwetter wird für die Natur zur Belastung. Vor allem die Trockenheit ist ein Problem.

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Wann sollte es am besten regnen? Darauf hat der Sprecher des Hessischen Bauernverbandes, Bernd Weber, schnell eine Antwort: „Sofort, ein richtig schöner Landregen, die Böden sind total ausgetrocknet.“ Nur wer an der Ernte sei, brauche noch ein bis zwei Tage trockenes Wetter. Dass der Wunsch der Landwirte nach Regen in den nächsten Tagen in Erfüllung geht, glaubt Weber nicht.

Für die Natur ist das Wetter eine Belastung geworden.

Bäume, Pflanzen und auch einige Tiere leiden unter der Trockenheit. Offensichtlich wird das auch im häuslichen Garten. „Man braucht sich nur den eigenen Rasen anzuschauen“, sagt Weber, „da ist alles braun.“ Was den Hobbygärtner ärgert, ist für den Bauern ein ernstes Problem. Denn das Grünland braucht er als Tierfutter.

Für die Ernte habe das dritte Jahr mit trockenen Frühjahr in Folge Konsequenzen: „Das macht sich deutlich bemerkbar in den Erträgen“, so Weber. Dem Weizen halfen die Juni-Niederschläge noch, für die Gerste kamen sie zu spät. Beim Raps rollen sich bereits die Blätter - ein Zeichen für Trockenheit. „Da wo die Böden schwächer sind, lechzt der Mais nach Wasser.“

Auch die Wälder leiden - und sehen teilweise schon herbstlich aus: „Besonders gut kann man dieses Phänomen derzeit an Buchen und Hainbuchen beobachten“, sagt Michael Gerst, Landesbetriebsleiter bei Hessen Forst. Eine frühzeitige Herbstverfärbung sei eine natürliche Reaktion von Laubbäumen auf Trockenheit. Besorgniserregender sind Fälle, bei denen Blätter ohne Verfärbung trocken hängen bleiben. „Dann ist der Baum vertrocknet.“ Das betreffe einzelne jüngere Bäume ohne großes Wurzelwerk.

Die Borkenkäfer haben den Wäldern bereits stark zugesetzt. „Wenn die Trockenheit weiter anhält, wird sich die Katastrophe für die Forstbetriebe fortsetzen“, erklärt Gerst. Nadelbäume, wie die Fichte, bräuchten Wasser, um durch starkes Harzen den Borkenkäfer am Eindringen in die Baumrinde zu hindern. Besonders gefährdet durch Trockenheit sind laut Hessen Forst die tieferen Lagen, aber auch südliche Hänge in den Mittelgebirgslagen. Eine weitere Sorge der Förster: „Nahezu landesweit herrscht eine anhaltend hohe Waldbrandgefahr“, sagt Gerst.

Es gibt auch Profiteure der Trockenheit: Da der Aufwuchs vieler Gräser auf den Wiesen geringer ist, kommen bestimmte andere, einjährige Arten besser zum Zuge, wie der Biologe Detlef Mahn vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Gießen erklärte. Dazu zählten die Vogelmiere, ein Nelkengewächs, oder das Hirtentäschelkraut. Auch die Nelken-Haferschmiele oder Bauernsenf träten in diesem Jahr nach seinen Beobachtungen mehr auf, sagte Mahn. „Sie profitieren davon, dass die Grasdecke wegen der Trockenheit Lücken aufweist.“ Dadurch entstehe für andere Platz zum Keimen.

Insgesamt sei es für jede Pflanzen- oder Tierart sehr spezifisch, welche Auswirkungen eine Trockenphase hat. Entscheidend sei, in welchem Entwicklungszyklus sich eine Art gerade befindet, erklärte der Biologe. Beispielsweise habe eine Trockenphase im April dieses Jahres dazu geführt, dass sich die Orchideenart „Kleines Knabenkraut“ nur schlecht entwickeln konnte. Diese Art hat während der Trockenphase geblüht - viele Blütenstände sind verwelkt. Zu einem anderen Zeitpunkt im Jahr hätte diese Art die Trockenheit besser verkraftet.

Der Naturschutzbund Nabu rät dazu, im Garten oder auf dem Balkon Vogeltränken aufzustellen, da viele natürliche Wasserstellen wie Pfützen und Gräben ausgetrocknet seien. Oberstes Gebot für die Tränke sei die Sauberkeit, teilte der NABU-Landesvorsitzende Gerhard Eppler in Wetzlar mit. „Ansonsten können sich die Tiere leicht mit tödlichen Krankheitserregern infizieren.“ Das Wasser müsse regelmäßig gewechselt und das Gefäß ausgewaschen werden - jedoch ohne Spülmittel. „Bei großer Hitze ist eine tägliche Reinigung angesagt, um die Infektionsgefahr zu verringern.“

Vögel nähmen eine Tränke nur an, wenn sie sich dort auch sicher fühlen, erläuterte Eppler. „Wichtig ist deshalb, dass die Wasserschale an einem Platz steht, der für die Vögel gut einsehbar ist.“ Für eine Vogeltränke müsse man nicht viel Geld ausgeben. „Eine flache Schüssel oder ein Blumentopf-Untersetzer tun es auch.“ Auch nichtgefiederte Gartenbewohner wie Igel und Insekten freuten sich über ein zusätzliches Trinkangebot.

Quelle: dpa

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