Die Ursachen für die Entstehung eines kreisrunden Haarausfalls sind bislang weitestgehend unklar. © axelbueckert / iStock / Getty Images Plus

Forschung | Haarausfall

BESSERE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN IN SICHT

Kahle Stellen am Kopf sehen nicht nur unschön aus, sondern machen dem Betroffenen auch Angst. Doch der sogenannte kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) kann behandelt werden. Forscher aus dem Saarland haben nun eine Möglichkeit gefunden, die Behandlung mit einem gezielten Wirkstofftransport nochmals zu verbessern.

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Jeder kann eigentlich unabhängig vom Alter und vom Geschlecht jederzeit am kreisrunden Haarausfall erkranken. Die Ursachen sind bislang eher unklar. In der Forschung geht man häufig davon aus, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Ob Stress oder auch Vererbung eine Rolle spielen ist wissenschaftlich nicht belegt. Alopecia areata tritt dabei seltener auf als die androgenetische Alopezie, die bei Betroffenen beispielsweise mit Finasterid behandelt werden kann. Und trotzdem sind etwa zwei Prozent der Menschen weltweit davon betroffen. Die kreisrunden Stellen, die durch Alopecia areata auf dem Kopf entstehen, sind entzündlich bedingt und reversibel. „Über Entzündungen auf der Kopfhaut werden Botenstoffe freigesetzt, die den Haarfollikeln mitteilen, keine Haare mehr zu produzieren“, erklärt Professor Dr. Thomas Vogt vom Universitätsklinikum Homburg. In der Therapie setzen Ärzte auch Immunsuppressiva, oft Glucocorticoide, ein.

„Um die Arzneimittelbelastung zu minimieren, wäre es von Vorteil, die Wirkstoffe direkt an ihren Wirkort, nämlich in die Haarfollikel, zu bringen“, so Professor Dr. Claus-Michael Lehr, der am HIPS die Abteilung Wirkstoff-Transport leitet. Seine Idee basiert darauf, dies mit biologisch abbaubaren Nanopartikeln möglich zu machen. Das ein solche Vorgang grundsätzlich möglich ist, also die Wirkstoffe mithilfe von Nanopartikeln im Haarfollikel direkt zu platzieren, hat Lehr mit anderen Kollegen bereits an behaarter Haut des menschlichen Unterarms gezeigt. Die Idee, das Ganze auch für den Kopf umzusetzen, wurde bislang nicht ausreichend untersucht. Das Forscherteam hat daher nun den Kopf in den Fokus ihrer Untersuchungen gestellt und zudem die Frage in den Raum geworfen, ob es überhaupt möglich ist, dass Nanopartikel in Haarfollikel eindringen können, die vom Haarausfall betroffen sind.

Für ihre Untersuchung haben die Forscher als Partikel biologisch abbaubare, biokompatible Polymere verwendet, die sie mit einem fluoreszierenden Farbstoff markiert haben. Den Wissenschaftlern zufolge ist es gelungen nachzuweisen, dass der Wirkstofftransport auch auf dem Haar funktioniert, selbst dann, wenn das Haar erkrankt ist und der Haarschaft nicht mehr existiert. In einem weiteren Schritt hat die Forschungsgruppe mit Hilfe dermatologischer Untersuchungen herausgefunden, dass im Haarfollikel ein Wirkstoffdepot angelegt wird: „Die Nanopartikel lagern sich im oberen Teil der Haarfollikel ab“, erklärt Vogt. Derzeit besteht die Annahme, dass eine Substanz von dort kontrolliert freigesetzt wird und anschließend von dort an den Grund des Haarfollikels diffundiert und von den follikuläre Epithelzellen und Immunzellen aufgenommen wird.

Die Vorarbeiten waren nun also erfolgreich. In einem weiteren Schritt wollen die Wissenschaftler nun Tests mit wirkstoffbeladenen Nanopartikeln durchführen.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung



Originalpublikation: DOI: 10.1016/j.jid.2019.05.028

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