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Diäten

AUSGEWOGEN ABNEHMEN

Bald beginnt die Saison der Shorts und Strandkleidung. Die gute Nachricht: Ein paar Pfunde sind meist fix abgespeckt. Die Schlechte: Der Erfolg ist oft nicht von Dauer. Doch dagegen lässt sich etwas tun.

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Hollywood-, Kohlsuppen-, Ananasdiät & Co. – Diäten gibt es wie Sand am Meer und jedes Jahr, rechtzeitig zur Frühjahrs- und Abspeckzeit, kommen neue „Wunderkuren“ hinzu. Manche Diäten versprechen sensationelle und schnelle Erfolge und damit leider mehr, als sie halten können.

Verständlicherweise ist der Frust bei Abnehmwilligen groß, wenn sich nach harten Diättagen oder -wochen der berüchtigte Jo-Jo-Effekt einstellt und die mühsam abgehungerten Kilos ruck-zuck wieder auf den Hüften sitzen. Für dieses Phänomen gibt es einen logischen Grund: Während der Diätphase sinkt – durch die teilweise drastisch verminderte Kalorienzufuhr – nicht nur das Gewicht, sondern der Körper verliert auch an Muskelmasse.

Dadurch reduziert sich der körpereigene Grundumsatz, also die Energiemenge, die der Mensch benötigt, um seine Körperfunktionen in völliger Ruhe aufrechtzuerhalten. Ist die Diät beendet und verfällt der Mensch wieder in seine alten Ernährungsmuster, schnellt das Gewicht – durch den weiterhin verminderten Grundumsatz – wieder in die Höhe. Oft hat man ein paar Wochen nach der Diät sogar mehr auf den Rippen als je zuvor.

Einmaleins des Abnehmens Fest steht: Um dem ewigen Auf und Ab der Gewichtskurve ein Ende zu bereiten, müssen Übergewichtige umdenken. Die recht simple Formel für den Diäterfolg lautet: Dauerhaft abnehmen kann nur derjenige, der die Kalorienzufuhr – durch eine vernünftige und „gesunde” Ernährungsumstellung – behutsam und langfristig reduziert und den Kalorienverbrauch – durch mehr körperliche Aktivitäten – steigert.

Denn nur wenn mehr Kalorien verbraucht als zugeführt werden, purzeln die Pfunde. Und nach der Diätphase gilt: Kalorienzufuhr und -verbrauch müssen sich weiterhin die Waage halten, damit das Gewicht konstant bleibt. Was sich vergleichsweise einfach anhört, ist für Übergewichtige jedoch ein langer Prozess, der es oft erfordert, sich von bisherigen Lebensgewohnheiten zu verabschieden.

Doch ein Umdenken lohnt sich auf jeden Fall, denn bekanntermaßen gleicht Übergewicht einem Generalangriff auf die Gesundheit: Es steigert das Risiko für zahlreiche Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Verschleißerkrankungen der Hüft-, Knie- sowie Sprunggelenke, für Venenleiden und sogar für einige Krebserkrankungen.

BEWEGUNG IST WICHTIG
Wie gesagt, an Körpertraining führt beim Abnehmen kein Weg vorbei. Adipöse und ältere Kunden sollten jedoch zuerst einen Check-up beim Arzt machen, ehe sie mit dem Sport beginnen. Oft wird übergewichtigen Menschen von Medizinern empfohlen, zwei bis drei Mal pro Woche moderat Kraft und Ausdauer zu trainieren – beispielsweise durch Walking, Schwimmen, Radfahren und leichtem Gerätetraining im Fitnessstudio. Neben einem individuellen Sportprogramm ist es grundsätzlich ratsam, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen – durch Treppensteigen, kurze Spaziergänge,
Morgengymnastik, Gartenarbeit und, und, und …

Von Übergewicht ist bei einem Body- Mass-Index (BMI) ab 25 die Rede. Deutliches Übergewicht wird von Medizinern als Fettleibigkeit oder Adipositas bezeichnet. Sie beginnt bei einem BMI ab 30 und erfordert in der Regel auch aus medizinischer Sicht eine langfristige Gewichtsreduktion. Egal, ob der Arzt einem adipösen Apothekenkunden das Abnehmen „verordnet” hat oder ob eine mollige Kundin „nur” etwas Winterspeck loswerden möchte, als PTA können Sie Übergewichtige in vielerlei Hinsicht unterstützen und motivieren.

Anforderungen an eine gute Abnehmstrategie Eine gute Diät sollte längerfristig angelegt sein und einen moderaten, aber kontinuierlichen Gewichtsverlust ermöglichen. Faustregel: 500 Gramm weniger pro Woche sind realistisch. Enttäuschungen und Diätfrust ersparen können sich übergewichtige Kunden, die sich von Anfang an realistische Ziele setzen.

Ein gutes Abnehmprogramm sollte grundsätzlich auf die Kombination von ausgewogener Ernährung, Bewegung und Verhaltensänderung setzen. Der Kunde sollte weder hungern noch Kalorien zählen müssen. Schließlich muss die Diät auch Strategien beinhalten, die es ermöglichen, das erreichte Wunschgewicht dauerhaft zu halten. Dies ist meist nur dann möglich, wenn eine Ernährungsumstellung stattfindet und der Kunde sein Aktivprogramm dauerhaft fortsetzt.

Gesunde Kost Gute Diätprogramme setzen auf eine ausgewogene, abwechslungsreiche, meist leicht fett- und kalorienreduzierte Mischkost. Während der Diät muss der Körper trotz der verminderten Kalorienzufuhr ausreichend mit allen wichtigen Nähr- und Vitalstoffen versorgt werden; eventuell ist eine Substitution bestimmter Vitamine und Mineralstoffe sinnvoll. Hier können Sie geeignete Nahrungsergänzungsmittel empfehlen. Kalorienarm und reich an Vitalstoffen sind Obst und Gemüse, die reichlich verzehrt werden sollten.

Wichtige Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung sind auch gut sättigende Vollkornprodukte, fettarme Milchprodukte sowie kalorienfreie Durstlöscher wie Mineralwasser und ungesüßte Früchte- und Kräutertees. Bei Fett und fettreichen Lebensmitteln ist Zurückhaltung angesagt. Weisen Sie übergewichtige Kunden in diesem Zusammenhang auch auf „versteckte Fette” in Backwaren, Fertigprodukten etc. hin. Außerdem wichtig: Möglichst regelmäßig essen, gründlich kauen und sich genug Zeit für die Mahlzeiten nehmen.

Das ABC der Diäten Es existieren Hunderte von Diäten und Abnehmprogrammen, darunter sehr gute, umstrittene, schlechte und sogar gesundheitsgefährdende. Hier eine kleine Auswahl:

  • Atkins-Diät: nach dem amerikanischen Arzt Dr. Robert Atkins benannte Diät, die Fette und Proteine erlaubt, aber auf Kohlenhydrate fast vollständig verzichtet. Fazit: einseitig und umstritten.
  • Brigitte-Diät: von der gleichnamigen Zeitschrift entwickelter Klassiker, der nach wie vor aktuell ist und wichtige Ernährungsregeln berücksichtigt. Täglich sind 1200 bis 1400 Kilokalorien „erlaubt”. Fazit: wird in Fachkreisen seit vielen Jahren als „gute Diät” gelobt.
  • FdH: der Name „Friss die Hälfte” ist Programm, denn es geht darum, von allem nur 50 Prozent zu essen oder eine Mahlzeit komplett zu streichen. Fazit: problematisch, denn Mangelerscheinungen sind denkbar, ein knurrender Magen ist sogar wahrscheinlich.
  • Glyx-Diät: Sie unterscheidet zwischen Lebensmitteln mit hohem, mittlerem und niedrigem glykämischen Index (GI). Produkte mit hohem GI sollten gemieden werden. Fazit: Kritiker bemängeln eine unausgewogene Nährstoffrelation, außerdem hänge der glykämische Index von vielen Faktoren ab, zum Beispiel von der Zubereitung der Lebensmittel.
  • Heilfasten: hier steht nicht das Abnehmen, sondern die „Körperreinigung” und „Entgiftung” im Vordergrund. Flüssignahrung ist erlaubt, Festes meist nicht. Fazit: kann von gesundheitlichem Nutzen sein, als Abnehmstrategie aber nicht geeignet.
  • Ich nehme ab: Langfristig angelegtes Diätprogramm der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Übergewichtige und Adipöse mit dem Ziel, die Ernährung dauerhaft und behutsam umzustellen. Fazit: langfristig, behutsam, gesund – wesentliche Kriterien einer guten Diät sind erfüllt.
  • LliD: Abkürzung für „Leichter leben in Deutschland”. Ein Diätprogramm, das die Apotheke einbezieht und auf eine kalorienund leicht fettreduzierte Ernährung setzt. Übergewichtige werden von ihrer Apotheke informiert und betreut, es gibt Gruppensitzungen und umfangreiche Materialien, die das Durchhalten und die Erfolgskontrolle erleichtern. Fazit: eine gute Sache – für Apotheken und ihre Kunden.
  • Trennkost: Diät, bei der konzentrierte Kohlenhydrate nicht zusammen mit konzentrierten Eiweißen verzehrt werden dürfen. Fazit: viele Ernährungsexperten raten ab; die Theorie, die dahinter steckt, gilt als wissenschaftlich widerlegt.
  • Weight Watchers: ursprünglich aus den USA stammende Abspeckmethode mit Gruppentreffen, die auf eine kalorienreduzierte Mischkost und viel Bewegung setzt. Fazit: von Experten vielfach gelobt; die Gruppe ist ein zusätzlicher Motivationsfaktor.

„Diätassistenten” aus der Apotheke Produkte aus Ihrem Sortiment, so genannte Formuladiäten, können die Gewichtsreduktion erleichtern. Sie werden mit Wasser oder Magermilch zubereitet und liefern pro Mahlzeit maximal 400 Kilokalorien. Zu Beginn einer Diät können sie zeitlich begrenzt alle Mahlzeiten ersetzen, im weiteren Verlauf dann noch zwei oder eine.

Die Präparate können Ihren Kunden den Einstieg in eine langfristige Diät erleichtern. Für deutlich übergewichtige Erwachsene mit einem BMI ab 28 kommen – so Kontraindikationen ausgeschlossen sind – Lipasehemmer mit dem Wirkstoff Orlistat infrage. Dieser sorgt dafür, dass ein Teil der aufgenommenen Nahrungsfette wieder unverdaut ausgeschieden wird. In einer Dosierung von 60 Milligramm sind Orlistat-haltige Arzneimittel rezeptfrei erhältlich.

Doch handelt es sich hierbei um erklärungsbedürftige Präparate. Weisen Sie bei der Abgabe unter anderem darauf hin, dass die Einnahme von Orlistat eine Ernährungsumstellung und vor allem eine begrenzte Fettzufuhr erfordert. Neben Formuladiäten und Lipasehemmern gibt es in der Apotheke Medizinprodukte, deren Wirkung darin besteht, dass sie den Magen füllen und für ein Sättigungsgefühl sorgen. Wichtig ist jedoch immer der Hinweis, dass Präparate aus der Apotheke nur dann zum Abbau von Übergewicht beitragen können, wenn sie in eine ganzheitlich sinnvolle Diätstrategie eingebettet sind.

Weitere Tipps Viele Übergewichtige brauchen Rat und Menschen, die sie zum Durchhalten motivieren. Als PTA können Sie solch ein starker Partner sein: Vielleicht raten Sie, Süßigkeiten und Knabberzeug nur in Minimengen einzukaufen, um abends nicht zum Naschen „verführt” zu werden. Oder Sie empfehlen, sich einem Lauftreff anzuschließen, wenn es schwerfällt, sich aus eigener Kraft zu motivieren.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/12 ab Seite 14.

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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