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Krätze

AUF DEM VORMARSCH

Die durch Milben verursachte Hautkrankheit ist mit einem starken Juckreiz verbunden. Mittel der Wahl gegen die Parasiten ist die lokale Behandlung mit einer fünfprozentigen Permethrinsalbe.

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Da bekomme ich die Krätze – wer kennt ihn nicht, diesen umgangsprachlichen Ausdruck? Viele wissen allerdings gar nicht, was Krätze eigentlich ist oder denken, dass diese Krankheit längst ausgerottet ist. Das stimmt jedoch nicht. Sie wird medizinisch auch als Scabies oder Ascarodermatitis benannt. Erreger ist die Krätzmilbe „Sarcoptes scabiei“, ein Spinnentier, das sich in die Epidermis bohrt und dort in feinen Kanälen seine Eier ablegt.

Das Immunsystem reagiert darauf mit Pusteln, Bläschen, Quaddeln und extremem Juckreiz. In der Folge des Kratzens entwickeln sich häufig auch blutige Läsionen mit Krustenbildung. Bei schweren Verläufen kommt es zu Superinfektionen zum Beispiel mit Staphylokokken. Für das ungeübte Auge sieht das Erscheinungsbild leicht nach einem Ekzem aus. Um die Milben zu entdecken, müsste eigentlich die Haut millimeterweise abgeschabt und mikroskopisch untersucht werden.

Übertragung Die Infektion erfolgt von Mensch zu Mensch über direkten Hautkontakt. Möglich – aber eher selten – ist wohl auch die Übertragung über Textilien wie Kleidung oder Handtücher. Dabei bevorzugen die Milben als Eintrittspforte Körperregionen mit einer hohen Temperatur und dünner, leicht zu durchbohrender Hornschicht – zum Beispiel Ellbogen, Finger, Achselhöhlen oder der Genitalbereich.

Erste spürbare Reaktionen des Immunsystems beginnen zwei bis fünf Wochen nach der Erstinfektion. Der Juckreiz aufgrund der allergischen Reaktion kann auch nicht befallene Körperregionen betreffen. Typisch ist, dass der Juckreiz nachts in der Wärme des Bettes stärker wird. Insbesondere in Gemeinschaftseinrichtungen ist die Infektionsgefahr erhöht. Deshalb gilt in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz bei Verdacht ein Verbot des Aufenthalts und Arbeitens in diesen Einrichtungen.

Die Krätze trifft nicht nur, wie oft angenommen, Menschen mit einer mangelhaften Körperhygiene. Patienten mit einer besonders sorgfältigen Körperpflege können die Symptome verschleiern und erst spät einer Therapie zugeführt werden. Gute Hygiene und ein intaktes Immunsystem können die Milbenzahl auf ein niedriges Niveau begrenzen. Selten sehen Ärzte auch Verläufe, bei denen sich die Milben explosionsartig vermehren, zum Beispiel bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Lokale Therapie Ziel der Behandlung ist, die Krätzmilben abzutöten und die allergische Reaktion der Haut zu lindern. Symptomatisch helfen Antihistaminika und fettende Dermatika gegen die ekzematösen Hautläsionen und den Juckreiz. Bevorzugt wird die Haut zur Bekämpfung der Milben mit einer fünfprozentigen Permethrincreme behandelt. Die Substanz wird durch die Haut resorbiert und erreicht so die Milben mit ihrer abtötenden Wirkung. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder ab einem Alter von drei Jahren dürfen so therapiert werden.

UMGEBUNG BEHANDELN
Neben der Personenbehandlung sollten auch die Textilien, mit denen Kontakt bestand, gereinigt oder desinfiziert werden. Ausreichend ist dabei die Wäsche bei 60 °C in der Waschmaschine. Da Milben ohne Körperkontakt nicht länger als zwei bis vier Tage überleben, genügt es auch eine Quarantäne bei kühlen Temperaturen zu gewährleisten.

Permethrin kann auch bei Neugeborenen, Säuglingen, Schwangeren und Stillenden eingesetzt werden, dann allerdings in einer Konzentration von 2,5 Prozent. Eine Stillpause von zwei bis drei Tagen nach Applikation der Permethrincreme wird empfohlen. In der Regel reicht eine einmalige Anwendung. Patienten sollten die Creme am besten über den gesamten Körper, mit Ausnahme des Kopfes, verteilen und sie über Nacht einwirken lassen. Dann sollte sie am folgenden Morgen abgewaschen werden. Nach zwei Wochen sollten die klinischen Symptome zurückgegangen sein, ansonsten ist eine Wiederholungsbehandlung durchzuführen.

Eine Behandlungsalternative bei Unwirksamkeit oder Kontraindikation der Permethrinanwendung ist Allethrin in Kombination mit Piperonylbutoxid. Das Spray ist die zweite Wahl in der Therapie, da es eine Reihe von Kontraindikationen und Nebenwirkungen gibt. Ebenfalls lokal kann eine Emulsion mit Benzylbenzoat aufgetragen werden. Zubereitungen mit 25 Prozent für Erwachsene und 10 Prozent bei Kindern kommen zum Einsatz.

Obwohl die Wirksamkeit als hoch beurteilt wird, sprechen doch einige Aspekte gegen diese Therapie der zweiten Reihe. Die zeitaufwändige Ganzkörperapplikation zwei Mal pro Tag an drei aufeinanderfolgenden Tagen inklusive einer Wiederholungsbehandlung zehn Tage später bedeutet ein echtes Adhärenzproblem. Außerdem berichten Betroffene bei der Behandlung über ein brennendes Gefühl auf der Haut.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/14 ab Seite 96.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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