Hund © humonia / iStock / Getty Images
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Homöopathie

AUCH BEI TIEREN?

Die Nachfrage nach einer Behandlung mit homöopathischen Arzneimitteln ist auch bei Tieren sehr groß. Dies betrifft insbesondere Klein- und Heimtiere, aber auch Tiere in der Landwirtschaft.

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Die Homöopathie gilt in Deutschland als die beliebteste alternative Therapieform. Homöopathische Arzneimittel können auch in der Tiermedizin in einem weiten Spektrum von Erkrankungen, alleine oder unterstützend, eingesetzt werden. Bereits Samuel Hahnemann, auf dem das homöopathische Gedankengut basiert, schrieb, dass „die Tiere durch die homöopathische Heilart wenigstens so sicher und gewiss wie die Menschen zu heilen sind.“ Bei den Besitzern von Heimtieren ist es der Wunsch, ihren Vierbeiner mit effektiven Arzneimitteln behandeln zu lassen, aber möglichst ohne Nebenwirkungen.

Vor allem Katzen reagieren auf zahlreiche Medikamente häufig empfindlich, sodass gerade auch bei den Samtpfoten die Anwendung von homöopathischen Präparaten immer beliebter wird. Bei Nutztieren in der Landwirtschaft soll eine möglichst rückstandsfreie Behandlung durchgeführt werden. Die Kenntnis der homöopathischen Mittel ist zwar Voraussetzung für eine einschlägige, erfolgreiche Therapie, es stehen jedoch Symptomenverzeichnisse zur Verfügung, die hilfreich sind, um je nach Indikation nach dem geeigneten Mittel zu suchen. Darüber hinaus werden neben den klassischen Einzelmitteln auch in der Tiermedizin Komplexmittel angeboten, die den Einstieg in die Welt der Homöopathie erleichtern können.

Darreichung und Dosierung Homöopathische Arzneimittel gibt es auch für Tiere unter anderem als Tabletten, Globuli, Dilution oder Injektion. Alle Darreichungsformen können mit dem Futter oder über das Trinkwasser verabreicht werden. Am effektivsten ist die direkte Gabe auf die Zunge oder Lefze. Abhängig von Größe beziehungsweise Körpergewicht erhalten die Vierbeiner unterschiedlich viele Globuli: kleine Heimtiere, wie zum Beispiel Meerschweinchen, Kaninchen, Terrarientiere oder Ziervögel ein bis drei, Katzen und Welpen zwei bis fünf, Hunde fünf bis zehn und Pferde etwa 30 bis 50 Globuli. Eine Dosis für die Katze entspricht demnach einer Tablette beziehungsweise fünf Globuli oder fünf Tropfen Dilution.

Werden die Arzneimittel subkutan injiziert, beträgt die Einzeldosis pro Tag für einen großen Hund drei bis vier Milliliter (ml), für einen mittleren Hund zwei ml, für einen kleinen Hund beziehungsweise eine Katze ein bis zwei ml, Pferd, Rind und Schwein erhalten fünf ml. Welpen bekommen in der Regel die halbe Dosis (0,5 bis 1 ml), Kleinnager 0,5 ml und Ziervögel 0,1 bis 0,5 ml. Die Häufigkeit der Arzneigabe richtet sich nach der Potenz: Tiefe Potenzen (D1–D8) drei- bis viermal täglich, mittlere Potenzen (D9–D20) ein- bis zweimal täglich, Potenzen ab D30/C30 einmal wöchentlich.

Potenzen ab D200/C200 sind in der Regel eine Einzelgabe, die in Absprache mit dem Therapeuten eventuell noch einmal wiederholt wird. Für den Hausgebrauch eignen sich D- und C-Potenzen am besten. In akuten Fällen, beispielsweise bei hohem Fieber oder Durchfall, kann eine Dosis in D6- oder D12-Potenz alle 30 Minuten gegeben werden, dies kann am Tag bis zu zehnmal wiederholt werden, dann sollte eine Besserung der Symptome eingetreten sein. Anschließend wird langsam reduziert. Bei chronischen Erkrankungen wird einmal täglich eine Dosis verabreicht.

Häufige Indikationen Homöopathie wird unter anderem erfolgreich bei traumatischen Geschehen (Verstauchung, Zerrung, Unfall), Entzündungen, Gelenkerkrankungen, Atemwegsinfektionen, Erkrankungen des Gastrointestinal- und Urogenitaltrakts und Hautkrankheiten angewendet. An Bedeutung gewinnen insbesondere bei Kleintieren auch die „Alterserkrankungen“.

Atemwegsinfektionen und Fieber: Cepa ist ein Mittel bei akutem Katzenschnupfen, der sich durch tränende Augen, wässriges Sekret und häufigen Niesreiz äußert. Luffa operculata wird bei subakutem und chronischem Verlauf gegeben. Bei chronischem Schnupfen ist Arsenicum album wirksam. Entwickeln sich innerhalb weniger Stunden hochakute Symptome wie Unruhe und eine hohe Körpertemperatur über 40 Grad Celsius (°C), findet Aconitum Anwendung. Auch Belladonna D4 ist ein Mittel für akute Infektionen mit Fieber über 40 °C. Ferrum phosphoricum wird bei einem weniger akuten Verlauf und Fieber unter 40 °C gegeben.

Erbrechen/Diarrhoe: Nux vomica ist ein in der Tiermedizin besonders häufig eingesetztes homöopathisches Arzneimittel bei Erbrechen, Durchfall und Blähungen. Der Bauch ist typischerweise hart und gespannt. Nux vomica wird in diesem Fall in der Potenz D6 zwei- bis viermal täglich verabreicht. Bei Erbrechen und faulig riechendem Durchfall ist Arsenicum album, auch in der Potenz D6, ein gutes Mittel. Ipecacuanha ist indiziert bei Erbrechen und Verdacht auf Gastritis.

Hautkrankheiten: Sulfur (Schwefel) ist eines der wichtigsten homöopathischen Arzneimittel bei der Behandlung von Veränderungen der Haut und der Haare. Typisch für Sulfur ist der Geruch der Tiere und ein fettiges verfilztes Fell. Die betroffenen Vierbeiner werden hier mit Sulfur (D12) einmal täglich für fünf bis zehn Tage behandelt. Graphites ist für die Therapie trockener, schuppiger Ekzeme, insbesondere bei übergewichtigen Tieren, geeignet und wird über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen einmal täglich verabreicht. Silicea ist ein gutes Mittel bei Haarbruch und trockenem, schuppigem Fell sowie für Hündinnen, die nach einem Wurf ein struppiges Haarkleid haben.

Wundbehandlung, Bissverletzungen, Hämatom: Bei frischen, wenig verschmutzten Wunden empfiehlt sich eine Reinigung mit Arnica-Tinktur: 15 bis 20 Tropfen der Tinktur werden mit einem Esslöffel Wasser verdünnt. Eine Mullbinde (keine Watte) wird damit getränkt und die Wunde und die Wundränder damit gereinigt. Die Tinktur ist darüber hinaus auch schmerzlindernd und unterstützt die Wundheilung. Bei akuten Blutungen, Hämatomen sowie prophylaktisch nach chirurgischen Eingriffen ist Arnica, das anfangs alle zwei Stunden gegeben werden sollte, das Hauptmittel.

Arnica wird auch bei Verstauchungen, Prellungen und Gehirnerschütterung eingesetzt. Bei Schürf- oder Quetschwunden sowie älteren Verletzungen hat sich Calendula bewährt, ebenso eine Calendulatinktur bei Bissverletzungen. Kommt es zu einer eitrigen Entzündung, die mit Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit einhergeht, ist Hepar sulfuris ein ausgezeichnetes Mittel. Bei tiefen Wunden, starken Blutungen oder Schnittverletzungen, die größer als zwei Zentimeter sind, ist grundsätzlich eine chirurgische Versorgung der frischen Wunde durch den Tierarzt Voraussetzung für eine rasche Wundheilung.

Wichtig: Homöopathie ist in vielen Fällen eine wertvolle Ergänzungstherapie zur Allopathie oder anderen Naturheilverfahren, kann aber keinesfalls den Gang zum Tierarzt oder Operationen beziehungsweise Eingriffe wie eine adäquate Wundversorgung ersetzen. Auch bei hochakuten Infektionen oder einer Mangelerkrankung müssen andere, schulmedizinisch-konventionelle Therapieverfahren eingesetzt werden.

Den Artikel finden Sie auch in unserem Sonderheft „Phytotherapie und alternative Heilmethoden“ ab Seite 82.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin und Journalistin

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