Gesunde Menschen brauchen ihren Fleischkonsum nicht einschränken. Sie haben keine gesundheitlichen Risiken zu befürchten, befand jetzt ein internationales Forscherteam. © AlexRaths/ iStock / Getty Images Plus

Ernährungsempfehlung | Zusammenhang umstritten

METASTUDIE LEGT NAHE: FLEISCH IST GAR NICHT SO UNGESUND

Überraschung: Fleisch essen ist gar nicht so schlimm. Viele Forscher analysierten viele Daten und kamen zu einem Schluss, der dem Rat der Deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE entgegensteht.

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Dieser Rat lautet: 600 Gramm Fleisch und Wurst soll ein Erwachsener pro Woche höchstens essen, die DGE sagt deutlich: „Wer viel rotes Fleisch und Wurst isst, hat ein höheres Risiko für Darmkrebs.“ Auch die Internationale Agentur für Krebsforschung (IACR) bläst ins gleiche Horn: Es stuft den Verzehr von rotem Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ ein; bei verarbeitetem Fleisch gilt es sogar als sicher.

Das stimmt so nicht, widerspricht eine internationale Gruppe von Medizinern nach Sichtung etlicher Studien zu dem Thema. Sie nahm dazu in den verfügbaren Datenbanken alle medizinischen Studien zum Thema unter die Lupe, die bis Juli 2018 erschienen waren. Die Untersuchungen hätten lediglich einen schwachen Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebs, Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen gefunden, schreibt das Team um Bradley Johnston von der Dalhousie University in Halifax (Kanada) im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“. „Diese Empfehlungen beruhen jedoch in erster Linie auf Beobachtungsstudien, bei denen ein hohes Risiko für Störfaktoren besteht.“

Im Einzelnen schauten sich die Forscher folgende Szenarien an: Mäßigt man seinen Fleischkonsum um drei Portionen pro Woche – also etwa von sieben auf vier Portionen -,so sinkt das Erkrankungsrisiko nur leicht. Wenn 1000 Menschen entsprechend wenig verarbeitetes Fleisch essen, sinkt die berechnete Zahl der Diabetes-Fälle binnen elf Jahren demnach um zwölf. Wenn 1000 Menschen wenig unverarbeitetes rotes Fleisch verzehren, sinkt die Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen binnen elf Jahren um vier. In allen Szenarien war die Beleglage für diese Risikoverringerung schwach oder sehr schwach.

Die Wissenschaftler richteten ihr Augenmerk auch auf das allgemeine Wohlbefinden, das viele Menschen beim Verzehr von Fleisch empfinden. Nach dem Abwägen der Gesundheitsrisiken und dem Verlust an Wohlbefinden, das der Verzicht auf Fleisch bedeuten würde, empfehlen Johnston und Kollegen: Gesunde Menschen sollten weiterhin so viel Fleisch und Fleischprodukte essen, wie sie es aktuell tun.

Das sei sogar berechtigt, merkt Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam an, denn in der Ernährung hänge nun mal vieles mit vielem zusammen: „Da ist es nicht leicht, Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge herzustellen.“

Die kanadischen Wissenschaftler erwähnen jedoch explizit, dass ein Fleischverzicht aus anderen als gesundheitlichen Gründen sinnvoll sein könne: etwa wegen des Tierwohls oder wegen der Auswirkungen der Tierhaltung auf Umwelt und Klima.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: n-ty

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