Es ist schon lange Forschungsobjekt der großen Pharma-Konzerne: die Pille für den Mann. Bald Realität? © vadimguzhva / iStock / Thinkstock

Arzneistoffforschung | Verhütung

KOMMT JETZT DIE PILLE FÜR DEN MANN?

Der längst überholte Satz „Verhütung sei Frauensache“, besitzt leider weiterhin in einem Punkt Gültigkeit: Nämlich, wenn es um hormonelle Verhütung geht. Bisher durchgeführte Studien über hormonelle Kontrazeptiva für das männliche Geschlecht wurden vorzeitig abgebrochen, zu stark waren die auftretenden unerwünschten Wirkungen.

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Indonesien wagt einen erneuten Versuch. Bei dem eingesetzten Wirkstoff handelt es sich allerdings nicht um ein Hormon, sondern um Auszüge aus der Pflanze Justicia gendarussa, die in Indonesien für die Anpflanzung von Hecken genutzt wird. Dort besitzt sie aber ebenfalls schon eine lange Tradition als Heilpflanze. Sie wird gegen Angstzustände, Grippe, Hautkrankheiten oder Arthritis eingesetzt. Forscher entdeckten bereits vor einiger Zeit, dass ein kleiner Eingeborenenstamm diese Pflanze erfolgreich zur Empfängnisverhütung benutzt – und zwar in Form eines Tees, den sie daraus zubereiten. Die Männer trinken das Dekokt etwa eine halbe Stunde vor dem Geschlechtsverkehr und die ungewollte Empfängnis bleibt aus.

Dr. Bambang Prajoga von der Airlangga Universität in Surabaya (Indonesien) forscht bereits seit 1985 an der Pille für den Mann. Seine Untersuchungen zeigten, dass keine hormonelle Wirkung an der Empfängnisverhütung beteiligt ist, sondern ein Enzym. Es verringert die Spermienmobilität und verhindert so ein Eindringen in die Eizelle. Dr. Prajoga, der bereits die Phase-I- und –II-Studien begleitet hat, gibt für den Arzneistoff mit dem passenden Namen Gendarusin eine beinahe 100-prozentige Sicherheit vor ungewollten Schwangerschaften. Die Einnahme sollte dabei täglich erfolgen und zeigt seine volle Wirksamkeit nach ungefähr einer Stunde. Nach Absetzen des Verhütungsmittels ist die normale Spermienqualität nach ungefähr einem Monat wieder vollständig hergestellt. Unerwünschte Wirkungen können natürlich trotz pflanzlichen Ursprungs auftreten, und zwar eine mögliche Gewichtszunahme und eine gesteigerte Libido – im Vergleich zu den aufgelisteten Nebenwirkungen im Beipackzettel einer Standard-Pille für Frauen überschaubar. Könnte es wirklich sein, dass neben Vasektomie oder Kondomen eine weitere Verhütungsmethode ganz ohne Hormone zur Verfügung steht? Eine weitere zwölfmonatige Studie steht allerdings noch aus. Bis die neue Pille in Deutschland zugelassen wird, geht sicherlich noch einige Zeit ins Land.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc
   www.chemreporter.de

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