Geburt
E-Learning-Fortbildung

Wann ist es denn soweit?

Noch etwas hinauszögern, ein wenig beschleunigen oder gar beenden? Nicht einfach, denn vieles muss im Verlauf einer Schwangerschaft und vor allem rund um den Geburtstermin berücksichtigt werden.

17 Minuten

Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. August 2020

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Die Geburt (Partus) stellt eines der einschneidendsten Erlebnisse im Leben von Mutter und Kind dar. Für die physiologische Steuerung dieses Vorganges spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle. Hier erhalten Sie einen Überblick über die Medikamente, die zur Verlängerung der Schwangerschaft, zur Einleitung der Geburt oder zum Abbruch der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Geburtsablauf Der Geburtsvorgang einer normalen Geburt, die auch als Spontangeburt bezeichnet wird, unterteilt sich in Eröffnungs-, Austreibungs- und Nachgeburtsperiode. Das Zusammenspiel von Dehnungs- und Reifungsvorgängen ist auslösend für den Geburtsbeginn einer vaginalen Geburt, die gleichzeitig bei Mutter und Kind als Stimulus zu einer gesteigerten Oxytocin- und Prostaglandin-Ausschüttung führt. In der Eröffnungsperiode treten die sogenannten Eröffnungswehen auf. Wehen sind rhythmische Kontraktionen des Myometriums (Muskelschicht der Gebärmutterwand). Muttermundwirksame Wehen, die regelmäßig alle zehn Minuten auftreten, haben das Ziel den Muttermund bis zur Vollständigkeit zu öffnen und die Cervix uteri (Gebärmutterhals, Zervix) zu verkürzen. Ein leicht blutgefärbter Schleimpfropf, der während der Schwangerschaft die Zervix abgedichtet hat, kann jetzt oder schon einige Stunden vor dem eigentlichen Geburtsbeginn abgehen. Am Ende kommt es zum sogenannten Blasensprung, bei dem die Eihäute der Fruchtblase einreißen und es zur Entleerung des Fruchtwassers kommt. Die Austreibungsperiode erstreckt sich von der vollständigen Eröffnung des Muttermundes bis zur Geburt des Kindes. Der Geburtskanal besteht aus dem Weichteilkanal, der sich aus unterem Uterinsegment, dem Gebärmutterhals, der Vagina und der Beckenbodenmuskulatur zusammensetzt und in das weibliche Becken eingebettet ist. Der Beckeneingang ist queroval, der -ausgang längsoval geformt. Jetzt entstehen sogenannte Presswehen, die sich mit Wehenpausen abwechseln. Mit dem Kopf voran passiert das Kind normalerweise den Geburtskanal und erfährt auf diesem Weg zunächst eine innere Drehung (Rotation). Nach Austritt des kindlichen Kopfes kommt es zur Überstreckung und nach einer zweiten, äußeren Rotation, können die Schultern aus dem längsovalen Beckenausgang austreten. Der Rest des kindlichen Körpers kann nun unmittelbar folgen. Die Nachgeburtsphase, die auch als Plazentarperiode bezeichnet wird, beginnt mit dem Abnabeln des Kindes und endet mit der Lösung und Ausstoßung des Mutterkuchens und der Fruchtblase, der sogenannten Nachgeburt. Die Nachgeburt muss auf Vollständigkeit überprüft werden. Sollte sie nicht vollständig sein, wird eine manuelle Lösung der Plazenta oder eine Ausschabung notwendig, um Infektionen oder Gewebewucherungen zu verhindern.

Schwangerschaftsabbruch Interruptio, Abruptio graviditatis oder induzierter Abort sind Synonyme für den Begriff Schwangerschaftsabbruch. Es handelt sich hierbei um das künstliche Herbeiführen einer Fehlgeburt, wobei sich die Art der Durchführung nach der Schwangerschaftsdauer richtet.

Wehenphysiologie Die Oxytocin-Konzentration im mütterlichen Plasma steigt während der gesamten Schwangerschaft stetig an, erfährt jedoch kurz vor der Geburt (sub partu) eine signifikante Höhe. Auch die Oxytocin-Rezeptoren-Dichte im Myometrium steigt stark. Hier senkt Oxytocin das Ruhepotential, erleichtert so eine Erregung der Uterusmuskulatur und stimuliert die Synthese von Prostaglandinen. Auch der fetale Oxytocin-Wert steigt bis auf das 50-Fache an. In jeder Geburtsphase werden Start und Ablauf der Geburtswehen stark von Prostaglandinen beeinflusst. Diese Wirkung wird möglicherweise noch durch Steroide der fetalen Nebenniere unterstützt. Der Einfluss von Estrogen und Progesteron, die antagonistisch am Myometrium wirken, dient dem Fein-Tuning der Kontraktionen. Auch eine Innervation von α- und ß-Rezeptoren ist vorhanden. Agonisten wie Noradrenalin führen an α-Rezeptoren der Muskelfasern zur Uteruskontraktion, während Adrenalin mit vorwiegender ß-Stimulation zur Erregungshemmung führt.

Fehlgeburt Bei einer Fehlgeburt kommt es zu einer vorzeitigen Beendigung der Schwangerschaft vor Erreichen der Lebensfähigkeit, meist vor Beginn der 24. Schwangerschaftswoche (SSW). Sie erfolgt durch Ausstoßen und/oder Absterben der Frucht, die weniger als 500 Gramm (g) wiegt. Der Begriff der Fehlgeburt wird synonym mit Abort verwendet. Der sogenannte Frühabort findet noch vor der 12. SSW statt und wird vom Spätabort abgegrenzt. Fehlgeburten aus natürlicher Ursache werden als Spontanaborte bezeichnet.

Frühgeburt Jede Geburt, die vor der 37. SSW stattfindet, wird als Frühgeburt bezeichnet. Verschiedenste maternale (mütterlicherseits) wie auch fetale (den Fetus betreffend) Ursachen können Auslöser sein. Neben vorzeitigen Wehen, vorzeitigem Blasensprung oder einer Zervixinsuffizienz, bei der es zur schmerzlosen Erweichung und Eröffnung des Muttermundes kommt, können auch medizinisch indizierte Gründe vorliegen, die eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft erfordern.

Totgeburt Bei einer Totgeburt zeigt das entbundene Kind keine erkennbaren Lebenszeichen und weist im Gegensatz zur Fehlgeburt bereits bestimmte Mindestmaße auf (500 bis 1000 g Körpergewicht, 25 bis 35 cm Körperlänge in der 21. bis 28. SSW) auf. Seit 2018 gilt auch als Totgeburt, wenn das Gewicht des Kindes unter 500 Gramm liegt, aber die 24. Schwangerschafts¬woche erreicht wurde. Eine Totgeburt gilt in Deutschland als meldepflichtig. Die Eltern erhalten eine Geburtsurkunde mit Sterbevermerk, das totgeborene Kind hat somit einen Namen und unterliegt der Bestattungspflicht.

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