Kopfschmerz & Migräne
PTA-Fortbildung

Gut beraten zu Kopfschmerz und Migräne

Stechen, Pulsieren oder Hämmern im Kopf – Kunden beschreiben ihre Schmerzen im Kopf ganz unterschiedlich. Kein Wunder, schließlich gibt mehr als 200 verschiedene Varianten. Informieren Sie sich hier über die Unterschiede, Hintergründe und Behandlungsoptionen.

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Der Weg zur Diagnose ist nicht immer leicht. Daher lautet eine Empfehlung an die Betroffenen, ein Kopfschmerztagebuch zu führen, in dem sie verschiedene Faktoren dokumentieren:

  • Dauer und Intensität des Schmerzes,
  • Schmerzlokalisation und
  • -charakteristik,
  • potenzielle Auslöser (z. B. psychisch, körperlich, alimentär),
  • Begleitsymptome,
  • Medikamente und deren Wirksamkeit.

Zudem lässt sich mit einer gezielten manuellen Untersuchung (Tastbefund) feststellen, ob der Betroffene unter einer erhöhten muskulären Schmerzempfindlichkeit der Muskeln im Bereich von Kopf und Nacken (perikranielle Muskulatur) leidet. Bei etwa der Hälfte der Patienten mit Spannungskopfschmerzen sind Verspannungen und Druckschmerzhaftigkeit der perikraniellen Muskulatur beziehungsweise vermehrt aktivierte muskuläre Triggerpunkte feststellbar. Man spricht dabei auch von myofaszialem Schmerz.

Diagnosestellung schwierig

Nicht immer findet sich sofort die richtige Diagnose, vor allem für Spannungskopfschmerzen. Selbst für auf Kopfschmerzen spezialisierte Ärzte kann es kompliziert sein, episodische Spannungskopfschmerzen von einer Migräne ohne Aura abzugrenzen. Ebenso ist die Abgrenzung eines chronischen Spannungskopfschmerzes von einer chronischen Migräne nicht leicht.

Obwohl für die jeweiligen Kopfschmerzformen besondere Merkmale charakteristisch sind, gibt es auch Überschneidungen. So können Spannungskopfschmerzen auch eine halbseitige Ausprägung aufweisen und von leichter Übelkeit sowie einer Foto- oder Phonophobie begleitet sein – alles Symptome, die eigentlich für eine Migräne typisch sind.

Eine besondere Schwierigkeit besteht zudem bei Mischformen, beispielsweise wenn Patienten mit einer Migräne ohne Aura zusätzlich unter episodischen Spannungskopfschmerzen leiden. Daher betonen Kopfschmerzexperten, dass die Diagnose eines Spannungskopfschmerzes nicht durch das Vorhandensein bestimmter Symptome, sondern vielmehr durch ihr Fehlen gekennzeichnet ist.

Leitlinienempfehlungen

Für die medikamentöse Akuttherapie von episodischen Spannungskopfschmerzen sowie der Migräne können Betroffene auf verschiedene Substanzen in unterschiedlichen Darreichungsformen und Dosierungen aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen zurückgreifen. Dazu zählen bei beiden Kopfschmerzformen vor allem Analgetika (z. B. Paracetamol, Phenazon) sowie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, z. B. Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Naproxen). Bei der Migräne stehen zudem noch die Triptane zur Verfügung. Viele der genannten Substanzen sind ohne Rezept erhältlich und wirken bereits in den rezeptfreien Dosierungen ausreichend schmerzstillend.

Prinzipiell lässt sich mit löslichen Arzneiformen (z. B. Brausetabletten, Granulat, Tropfen) ein schnellerer Wirkeintritt als mit Tabletten erzielen. Bei starker Übelkeit und/oder Erbrechen kann auch auf Suppositorien zurückgegriffen werden (z. B. Paracetamol, Diclofenac (Rx)). Bei schweren Migräneattacken sind einige Substanzen zudem intravenös (z. B. ASS/Lysinacetylsalicylat (Rx)) oder subkutan (z. B. Sumatriptan (Rx)) applizierbar. Leitlinien verschiedener Fachgesellschaften (z. B. DMKG/Deutsche Migräne und Kopfschmerzgesellschaft, DNG/Deutsche Gesellschaft für Neurologie, DGS/Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V.) geben eine Orientierung, welcher Wirkstoff beziehungsweise welche Wirkstoffkombinationen bei den entsprechenden Kopfschmerzformen ratsam sind.

Zudem machen sie Dosierungsempfehlungen. Leichtere und mittelstarke Migräneattacken sind leitliniengemäß zunächst mit Analgetika und NSAR zu behandeln. Sie sollen in einer ausreichenden Startdosis möglichst frühzeitig eingesetzt werden. Dann lassen sich die Schmerzen sogar bei einem Teil der Betroffenen mit schweren Migräneattacken kupieren. Ein allmähliches „Auftitieren“ der Dosis und eine (zu) späte Applikation gehen hingegen nicht selten mit einer unzureichenden analgetischen Wirkung einher, was die Betroffenen zu einem (zu häufigen) Nachdosieren veranlasst. Lässt sich mit Analgetika und NSAR keine Schmerzfreiheit erzielen, sind Triptane zu applizieren. Sie gelten als die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei akuten Migräneattacken.

Spannungskopfschmerzen benötigen hingegen aufgrund der oft nur leichten Schmerzintensität nicht immer eine medikamentöse Therapie. Eine nebenwirkungsarme Alternative zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Spannungskopfschmerzen kann leitliniengemäß die kutane Applikation von Pfefferminzöl sein. Die Wirkung ist der Einnahme von Paracetamol oder Acetylsalicylsäure ebenbürtig, so die Expertenmeinung.

Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch vermeiden

Der konsequente und zugleich zurückhaltende Einsatz von schmerzstillenden Substanzen ist vor dem Hintergrund der Gefahr der Entwicklung eines Kopfschmerzes durch einen Medikamentenübergebrauch zu verstehen. Schmerzstillende Medikamente können bereits bei zehn und mehr Einnahmetagen pro Monat einen Medikamentenübergebrauchs-Kopfschmerz bedingen. 

Konkret bedeutet dies:
Monoanalgetika sollten nicht häufiger als an 15 Tagen im Monat und Kombinationsanalgetika sowie Triptane nicht häufiger als an zehn Tagen im Monat eingenommen werden.

Diese Regel sollte allen Betroffenen mit primären Kopfschmerzen im Beratungsgespräch vermittelt werden. Kopfschmerzexperten betonen aber auch, dass die Einnahmeregeln den Betroffenen keine Angst vor einer Medikamenteneinnahme machen sollen. Vielmehr sind sie als ein Hinweis zu verstehen, bei sehr häufiger Einnahme schmerzstillender Präparate den Arzt aufzusuchen, um von ihm die Medikation überprüfen und gegebenenfalls anpassen zu lassen.

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