Katze spielt mit Kapseln. © Lightspruch / iStock / Getty Images Plus
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Tiere in der Apotheke

VERGIFTUNGEN BEI DER KATZE

Im Vergleich zu Hunden sind Katzen im Allgemeinen weniger gefährdet Giftköder aufzunehmen, doch auch bei ihnen kommt es zu Vergiftungen. Was sind die häufigsten Ursachen und wie äußert es sich?

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Das Spektrum von Gefahrstoffen, denen Haustiere ausgesetzt sind, hat sich im Laufe der Zeit geändert. Während es sich früher hauptsächlich um Vergiftungen durch gerinnungshemmende Rodentizide („Rattengift“) handelte, stehen heute eher Haushaltsreinigungsmittel, Zimmerpflanzen, Ethylenglykol (Frostschutzmittel), äußere Vergiftungen wie beispielsweise die Verunreinigung mit Teer oder Öl und vor allem Arzneimittel als Ursachen für eine Vergiftung im Vordergrund. So wurde eine Verdreifachung der Intoxikationen durch Arzneimittel im Vergleich zu den 70er/80er-Jahren festgestellt, jedoch eine Abnahme von Vergiftungen durch Schädlingsbekämpfungsmittel.

Im Gegensatz zu Hunden sind Katzen weniger durch Human- als vielmehr durch Tierarzneimittel betroffen. So können vor allem Hautmedikamente oder Mittel gegen Ektoparasiten schädliche Auswirkungen haben. Das heißt, dass oftmals der Besitzer für die Vergiftung seiner Katze selbst verantwortlich ist, beispielsweise aufgrund unsachgemäßer Medikamenteneingabe oder durch giftige Zimmerpflanzen in der Wohnung.

Orale Intoxikation eher selten Katzen haben einen relativ langsam arbeitenden Stoffwechsel und reagieren deshalb viel empfindlicher auf die Nebenwirkungen vieler Arzneimittel als andere Tiere. Zudem können auf die Haut aufgebrachte Medikamente durch das ständige Reinigen des Fells aufgenommen werden. Allgemein werden bei der Katze drei Vergiftungswege unterschieden: oral, transdermal und per Inhalation. Die eher selteneren oralen Vergiftungen sind vermutlich darauf zurückzuführen, dass Katzen selektiver fressen. Deshalb werden ausgelegte Köder entweder nicht beachtet oder nur kleine Mengen davon gefressen. Durch die gründliche Körperpflege besteht jedoch die Gefahr der Aufnahme von Kontaktgiften, die auf das Fell gelangt sind. Durch den natürlichen Jagdinstinkt der Katze kann es aber auch zu einer sekundären Vergiftung kommen, indem vergiftete Mäuse gefressen werden.

Intoxikationen mit Permethrin Katzen reagieren empfindlicher gegenüber Pyrethroiden als Hunde. Daher kommen Pyrethroid-Vergiftungen bei ihnen relativ häufig vor, sogar mit Todesfolge. Zu den Pyrethroiden gehört auch Permethrin, ein Wirkstoff, der in der Tiermedizin als Mittel gegen Zecken und Milben eingesetzt wird. Gefährlich für Katzen sind vor allem Spot-on Präparate, die für Hunde vorgesehen sind, aber vom Besitzer auch für Katzen verwendet werden. Vergiftungsfälle sind auch möglich, wenn Katzen am selben Ort wie damit behandelte Hunde schlafen oder diese ablecken. Erklären Sie Kunden, die ein Spot-on-Präparat für ihre Katze kaufen, dass sie die Flüssigkeit unbedingt auf eine Stelle tropfen sollen, die die Katze nicht selbst mit der Zunge erreichen kann, ideal ist zwischen den Schulterblättern.

Die Haare müssen an der Stelle gescheitelt werden, sodass die Flüssigkeit die Haut benetzt. Bei einer Vergiftung treten erste Symptome nach 24 bis 72 Stunden auf. Sie können sich neurologisch durch Ataxie, Krämpfe, Parästhesien, Schwäche, Tremor, Übererregbarkeit sowie gastrointestinal durch Erbrechen und Durchfall äußern. Auch Dyspnoe und allergische Hautreaktion wie Haarausfall und Juckreiz, werden bei topischer Anwendung beobachtet. Bei Pyrethrin/Pyrethroidvergiftungen gibt es kein Antidot. Tremor und Krampfanfälle werden vom Tierarzt unter anderem mit Barbituraten behandelt. Ist das Tier in einem stabilen Zustand, sollte es bei einer dermalen Intoxikation mit Spülmittel abgewaschen werden. Eine Infusionstherapie ist bei Dehydratation durch die gastrointestinalen Symptome sinnvoll.

Keine Humanarzneimittel für Katzen Vergiftungen durch Schmerzmittel wie Paracetamol und nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) können mit Erbrechen, Magen-Darm-Geschwüren, Fieber, Krämpfen, Schwäche, Schock und Anämie einhergehen. Auch Antibiotika können zu Anämien, Erbrechen und Durchfall führen. Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine sind eine weitere Vergiftungsquelle. Amphetamine, die unter anderem bei Depressionen und für Kinder mit ADHS verschrieben werden, gehören zu den häufigsten Vergiftungsursachen bei Katzen. Diese zeigt sich durch Hypertonie, erhöhte Herzfrequenz, Fieber, Erregung, Weitstellung der Pupillen und manchmal auch epileptische Konvulsionen. Daher sollten Katzenbesitzer immer auf herumliegende Tabletten achten. Niemals dürfen Arzneimittel, die für den menschlichen Gebrauch bestimmt sind, bei Katzen ohne vorherige Absprache mit dem Tierarzt angewendet werden.

Vergiftung durch Rodentizide Die meisten Rodentizide enthalten Antikoagulanzien, was zu einem Mangel an Gerinnungsfaktoren führt. Nach drei bis fünf Tagen kommt es zu blutigem Erbrechen, Blut im Kot und Urin. Zu den neurologischen Symptomen durch Blutungen ins Zentralnervensystem zählen epileptische Anfälle, Ataxie, Blindheit, Lethargie und Paresen/Paralysen. Auch Nasenbluten, Hämatome und Blut im Urin werden beobachtet. Die wichtigste Maßnahme ist die Gabe von Vitamin-K1 peroral oder subkutan. Zusätzlich sollten die Tiere infundiert werden.

Pflanzliche Gifte Das Fressen von Zier- und Gartenpflanzen kann Vergiftungserscheinungen verursachen. Wenig bekannt ist, dass Liliengewächse für Katzen sehr gefährlich sind. Bereits die Aufnahme von Teilen dieser Pflanzen können auf Grund ihrer Nephrotoxizität tödliche Folgen haben. Bereits der Blütenstaub, der durch Putzen der Pfoten von der Katze aufgeleckt wird, kann ein akutes Nierenversagen verursachen. Auch Alpenveilchen, Birkenfeige, Buchsbaum, Efeu, Hortensie, Tulpen und Weihnachtsstern gelten als Giftpflanzen für Haustiere.

Meist symptomatische Behandlung Ein spezifisches Antidot wird nur verabreicht, wenn das Gift sicher nachgewiesen wurde. Ist das Gift nicht bekannt oder gibt es kein Antidot, erfolgt eine symptomatische Therapie wie die Gabe von Aktivkohle zur Toxinbindung und Infusionen zur forcierten Diurese, um Toxine über die Nieren zu eliminieren. Bei ätzenden und wasserlöslichen Toxinen an der Hautoberfläche oder auf dem Fell sollte man die Katze zur Dekontamination mit lauwarmem Wasser waschen. Die Gabe eines Emetikums ist nur innerhalb von vier bis acht Stunden nach oraler Toxinaufnahme sinnvoll. Bei einer Vergiftung mit ätzenden Substanzen, Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen sollte darauf verzichtet werden. Es gibt unendlich viele Substanzen aus Haushalt und Umwelt, die für Haustiere eine toxische Wirkung haben können. Vergiftungen treten in der Tiermedizin jedoch insgesamt seltener als vermutet auf.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 01/2021 ab Seite 98.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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