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Giftpflanzen

SCHWARZ WIE TINTE

Ligusterhecken sind bei Hobbygärtnern äußerst beliebt. Oftmals wissen sie aber nicht, dass es sich dabei um eine Giftpflanze handelt. Vor allem die Beeren können für kleine Kinder gefährlich werden.

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Der Gemeine Liguster ist ein Strauch aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae), und die einzige in Europa heimische Art der Gattung Liguster (Ligustrum). Die meisten anderen Liguster-Arten haben ihre Heimat im östlichen Asien. Ligustrum vulgare ist bei uns sehr verbreitet und damit allgemein bekannt, worauf sowohl sein Artname vulgare als auch der deutsche Beiname „gemein“ verweist. Der Gattungsname Ligustrum stammt von lateinisch ligare = binden und nimmt auf die frühere Verwendung der jungen biegsamen Zweige zum Flechten von Körben Bezug.

Klassische Heckenpflanze Der Gemeine Liguster wächst bei uns in lichten Wäldern, an Waldrändern und in Gebüschen, wo er trockene, kalkreiche und warme Böden bevorzugt. Er kommt von der Ebene bis in Gebirgshöhen von 1100 Metern vor. Die Pflanze entwickelt sehr unterschiedliche Wuchsformen. Im freien Stand kann sie Wuchshöhen von bis zu fünf Metern erreichen. In Konkurrenz und im Schatten größerer Gehölze bleibt sie dagegen deutlich kleiner.

Sie wächst dann mehr in die Breite und wird zu dichtem Unterholz. Das Ölbaumgewächs ist wegen seiner dichten Struktur und seines schnellen Wachstums sowohl als solitär gepflanztes Ziergehölz als auch zur Grundstücksbegrenzung in Form einer Hecke sehr beliebt. Aber auch andere Liguster-Arten, vor allem die aus China und Japan, dienen als Heckenpflanze. Die leichte Schneidbarkeit und gute Schnittfestigkeit ermöglicht schöne Formhecken, die sowohl in privaten Gärten als auch in öffentlichen Parkanlagen zahlreich zu finden sind.

Schwarze Beeren Ligustrum vulgare trägt ganzrandige, eiförmig- lanzettliche Blätter, die oberseits sattgrün und unterseits heller sind. Sie sind gegenständig angeordnet und kurz gestielt (ein bis drei Millimeter). Die Laubblätter verfärben sich im Herbst häufig violett und bleiben bis ins späte Jahr am Strauch, in milden Lagen fallen sie erst zum Blattaustrieb im nächsten Frühjahr ab.

An den Spitzen des Neuaustriebs erscheinen von Juni bis Juli weiße Blüten mit vier Blütenblättern. Sie bilden bis zu acht Zentimeter lange Rispen und verströmen einen strengen unangenehmen Duft. Ab September entwickeln sich eiförmige bis kugelige, erbsengroße, glänzend schwarze Beeren mit zwei violetten Samen, die häufig den Winter über am Strauch verbleiben.

Bienenweide und Futterquelle Ligusterblüten sind eine beliebte Pollenquelle für Honigbienen und andere Bienenarten sowie Nektarspender für verschiedene Schmetterlingsarten. Obwohl die Blüten lediglich ein mäßiges Angebot an Pollen und Nektar bereithalten, stellen sie aufgrund ihrer weiten Verbreitung eine wichtige Nahrungsquelle dar. Von den Beeren ernähren sich mehr als 20 Vogelarten. Sie schätzen vor allem das Angebot an Beeren im späten Winter.

Intensiver Farbstoff Der manchmal als Synonym verwendete Name Tintenbeerstrauch für den Liguster gibt einen Hinweis auf die frühere Verwendung der Beeren zur Herstellung von Tinte. Die schwarzen Beeren enthalten den Farbstoff Ligulin, worauf die Farbe ihres karminrot bis schwarz-violetten Saftes zurückzuführen ist. Der intensiv gefärbte Beerensaft diente zum Färben von Stoffen und Leder sowie von schwach gefärbten Obstsäften und Wein.

Gering giftig Heute wird aufgrund vorhandener Giftstoffe vor dem Verzehr der Früchte gewarnt. Man geht davon aus, dass die Secoiridoid-Bitterstoffe Ligustrosid und Oleuropein für die Toxizität verantwortlich sind. Allerdings existieren unterschiedliche Bewertungen über ihre Giftigkeit. Die kritische Dosis ist bislang nicht bekannt.

Ältere Berichte über Todesfälle widersprechen heutigen Erfahrungen toxikologischer Beratungsstellen. Demnach werden in der Regel bis zu fünf Beeren problemlos vertragen. Erst der Verzehr größerer Mengen an Beeren führt zu Vergiftungserscheinungen. Dabei kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen kommen. Gelegentlich zeigen sich Kopfschmerzen, Krampfanfälle, schwere Magen-Darmreizungen und Kreislaufstörungen.

Vorsicht walten lassen Obwohl die Informationszentralen gegen Vergiftungen nur selten Vorfälle gemeldet bekommen, bleibt der Liguster vor allem für Kinder gefährlich, da er als beliebtes Zier- und Heckengehölz praktisch überall angepflanzt wird und seine schönen glänzenden Beeren auf Griffhöhe präsentiert. Auch die Rinde und Blätter des Ligusters sind gering giftig. Die Toxizität soll auf das Glycosid Syringin zurückzuführen sein, das Hautreizungen auslösen kann (Liguster-Ekzem). Beim Heckenschneiden sollten daher lange Ärmel und Handschuhe getragen werden, um unangenehmen Hautkontakt zu vermeiden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 11/16 ab Seite 64.

Gode Meyer-Chlond, Apothekerin

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