© monstArrr_ / iStock / Getty Images
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Aktionstage

SCHOCKDIAGNOSE: BRONCHIALKARZINOM

Am 1. August dieses Jahres findet der Weltlungenkrebstag statt. Der Erinnerungstag dient dazu, auf die prognostisch ungünstige Krebserkrankung aufmerksam zu machen. Und es betrifft nicht nur Raucher.

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Einst galt Lungenkrebs als typische Männerkrankheit – dies hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert, denn Lungenkrebs ist mittlerweile bei Frauen die häufigste Krebstodesursache, sogar noch vor Brustkrebs. Die Zunahme der Häufigkeit von Lungenkrebs bei Nichtrauchern ist ebenfalls alarmierend, weltweit beträgt der Anteil der betroffenen Nichtraucher immerhin 25 Prozent. Erst kürzlich warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) insgesamt vor einer Zunahme von Krebserkrankungen.

2018 gab es weltweit 18,1 Millionen Menschen mit einem Tumor oder einer anderen Krebsart, wobei der Lungenkrebs, gefolgt vom weiblichen Brustkrebs und Darmkrebs, am häufigsten auftrat. Der Weltlungenkrebstag (1. August) wurde im Jahr 2011 von Betroffenen ins Leben gerufen. Das „American College of Chest Physicians“ sowie das „Forum of International Respiratory Societies“ unterstützen den Aktionstag, um die Menschen beispielsweise über Risiken, die aktuelle Forschung sowie Behandlungsmöglichkeiten aufzuklären. Zudem erinnern im November ein weiterer Lungenkrebstag sowie am 4. Februar der Weltkrebstag an das Schicksal Betroffener.

Oft spät erkannt Das Tückische an der Erkrankung ist, dass sie sich erst vergleichsweise spät durch Symptome bemerkbar macht und im Grunde wenige Möglichkeiten der Früherkennung bestehen. Da der Krebs meist nicht zeitig entdeckt wird, ist die Letalität erschreckend hoch. Wie bei anderen Karzinomen gilt, dass die Heilungschancen umso besser sind, je eher die Krankheit entdeckt wird. Dennoch sollten Röntgenuntersuchungen oder Computertomografien aufgrund der hohen Strahlenbelastung nicht regelmäßig bei Gesunden durch- geführt werden – der Schaden wäre hier vermutlich höher als der Nutzen.

Unspezifische Krankheitsanzeichen Zu Beginn der Erkrankung leiden Betroffene nur selten unter Beschwerden, was häufig zu einer späten Entdeckung des Krebses führt. Eine weitere Problematik besteht darin, dass die Symptome recht unspezifisch sind und teilweise auch einer Bronchitis oder einer Lungenentzündung zugeschrieben werden können. Berichten Kunden über länger anhaltenden Husten, Schmerzen in der Brust, Auswurf, Kurzatmigkeit, Atemnot oder Gewichtsverlust, sollten Sie sie unbedingt an einen Arzt verweisen.

Oft konsultieren Erkrankte erst einen Arzt, wenn sie unter Schmerzen, Fieberschüben, Atemnot, hartnäckigem Husten und Blutbeimischungen im Auswurf leiden. Hat der Tumor bereits metastasiert, verursachen die Absiedlungen in den anderen Organen häufig weitere Probleme. Metastasen im Gehirn führen beispielsweise zu neurologischen Auffälligkeiten, während Kunden beim Befall der Knochen oft über Arthrose-​ähnliche Schmerzen klagen. In vielen Fällen führen die Symptome, die durch die Metastasen entstehen, erst zur Entdeckung des Bronchialkarzinoms.

Klassifikation durch Gewebeart Zur Diagnostik eines Lungenkarzinoms sind verschiedene Untersuchungen erforderlich. Dazu zählen Röntgen, die Bronchoskopie, die Computertomografie sowie die mikroskopische Untersuchung des Tumorgewebes. Man differenziert zwischen dem kleinzelligen, schnell wachsenden Bronchialkarzinom sowie dem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom, welches am häufigsten vorkommt. Letztere werden weiterhin unterteilt in das Adenokarzinom (Karzinom des drüsenbildenden Gewebes), in das Plattenepithelkarzinom so- wie das großzellige Karzinom.

Auswahl der Behandlung Bei den meisten Patienten wird ein nichtkleinzelliges Karzinom diagnostiziert. Ziel der Therapie ist die vollständige Elimination des Tumors sowie eine langfristige Heilung, die jedoch nur in den Anfangsstadien erreicht werden kann. Im fortgeschrittenen Stadium kommen Chemo-, Strahlen- sowie Radiochemotherapien zur Anwendung, um den Krankheitsverlauf möglichst zu bremsen. Da kleinzellige Karzinome rasch wachsen und metastasieren, befinden sich Betroffene recht schnell in einem fortgeschrittenen Stadium.

Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen operative Verfahren, Chemo- und Immuntherapien. Forscher der Universität Shandong in China untersuchten die Krankengeschichten von 143 an kleinzelligem Lungenkrebs verstorbenen Personen und stellten fest, dass eine Chemotherapie am Ende des Lebens mit einem kürzeren Überleben und einer aggressiveren Versorgung einhergeht. Für Ärzte gehört die Entscheidung über eine palliative Therapie stets zu den schwierigsten Entscheidungen in der Medizin.

Nachsorge ist wichtig Um die Lebensqualität von Personen mit Lungenkrebs zu verbessern, lohnt sich ein Aufenthalt in einer speziellen Tumornachsorgeklinik zur Rehabilitation. Der Lungenfacharzt entscheidet im Einzelfall, ob diese Maßnahme erforderlich und möglich ist. Außerdem sollten Kunden mit Lungenkrebs nach der Chemotherapie beziehungsweise nach einer Operation regelmäßig an Nachsorgeuntersuchungen teilnehmen, um ein Rezidiv zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln. In der Regel gibt es einen genauen Zeitplan, in welchen Abständen die Untersuchungen stattfinden (im ersten Jahr nach einem Monat, nach drei, sechs, neun und zwölf Monaten, im zweiten Jahr alle drei Monate). Im Rahmen der Nachsorge führt der Arzt Untersuchungen wie Blutanalysen, Bronchoskopien oder Röntgen des Thorax durch.

Prävention von Lungenkrebs Rauchen gilt mit Abstand als der bedeutendste vermeidbare Krebsrisikofaktor. Der Tabakkonsum erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit von Lungenkrebs, sondern auch das Risiko von weiteren Tumorarten wie Malignome des Gastrointestinal- und des Harntrakts. Die wichtigste Maßnahme zur (Lungen-)Krebsprävention ist somit ein Rauchstopp, schließlich befinden sich im blauen Dunst unzählige kanzerogene Substanzen. PTA und Apotheker sollten aufhörwillige Raucher beim Rauchstopp unterstützen und ihnen Wege aufzeigen, vom Glimmstängel weg zu kommen. Nikotinersatzprodukte erleichtern die Umstellung in der ersten Phase, indem sie Entzugssymptome wie Gereiztheit, Schlafstörungen, Unruhe, Heißhungerattacken oder Konzentrationsprobleme vermindern.

Für einen Therapieerfolg reicht die Anwendung der Präparate allein aber nicht aus, Aufhörwillige müssen bei ihrem Vorhaben zusätzlich einen starken Willen mitbringen. Das Apothekenpersonal sollte Raucher mit Lungenkrebs darüber aufklären, dass die Prognose deutlich besser auszufallen scheint, wenn das Rauchen aufgegeben wird. Es lohnt sich demnach mit dem Qualmen auch dann noch aufzuhören, wenn man bereits erkrankt ist. Hinzu kommt, dass die Therapien bei Lungenkrebs von Nicht- und Ex-Rauchern besser verkraftet werden und sie während der Behandlung weniger an Nebenwirkungen leiden. Ein gesunder Lebensstil reduziert das Lungenkrebsrisiko ebenfalls: Vermitteln Sie Kunden daher die Bedeutung von Bewegung sowie einer gesunden Ernährung (wenig Wurst, Fleisch, Salz). Zusätzlich ist es ratsam, Übergewicht zu reduzieren, von Solarienbesuchen abzusehen oder krankmachende Umweltfaktoren zu vermeiden.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 08/2020 ab Seite 90.

Martina Görz, PTA, M.Sc. Psychologie und Fachjournalistin

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