Pollen © Alkimson / iStock / Thinkstock
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Heuschnupfen und Allergie

REIZENDE ZEITEN

Die meisten Menschen freuen sich, wenn sich im Frühling die ersten Sonnenstrahlen zeigen und es endlich wieder blüht. Für Pollenallergiker beginnt dann jedoch die qualvolle Zeit des Heuschnupfens.

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Rote, tränende und juckende Augen, eine triefende Nase und Probleme beim Atmen sind für Betroffene unangenehme Begleiterscheinungen dieser Jahreszeit. Die Beschwerden entstehen, weil das Immunsystem unangemessen auf eigentlich harmlose Substanzen (in diesem Fall auf Blütenpollen) reagiert. Doch Allergien beziehen sich nicht nur, wie beim Heuschnupfen, auf Blütenpollen. Der Organismus kann auch auf andere Fremdstoffe wie beispielsweise Katzenhaare oder Hausstaubmilben allergisch reagieren. Auch in diesen Fällen läuft die Nase, tränen die Augen oder juckt die Haut.

Arten der Allergie Es gibt verschiedene Allergieformen: Bei der Pollinose handelt es sich um eine Allergie vom IgE-vermittelten Soforttyp (Typ-1- Allergie). Beim Kontakt mit den Allergenen bilden sich IgE-Antikörper, welche an die Mastzellen binden. Treffen die Allergene dann auf die Antikörper, entstehen Antigen-Antikörper- Komplexe. Dies bewirkt, dass die Mastzellen den Botenstoff Histamin freisetzen, welcher innerhalb weniger Minuten für die entsprechende Immunantwort sorgt. Der Organismus kann auch auf andere Allergene mit der Typ-1-Allergie reagieren. Die Blutgefäße erweitern sich dann und werden durchlässig, sodass Flüssigkeit in das umliegende Gewebe austritt.

Es werden augenblicklich Entzündungsmediatoren wie Histamin, später auch Faktoren wie Leukotriene und Prostaglandine freigesetzt. Während Histamin die Soforttypsymptomatik (Juckreiz, Naselaufen, Bronchospasmus, Augentränen, Anaphylaxie) hervorruft, sind die Leukotriene und Prostaglandine für die Entzündungsreaktion und die verzögerten Symptome (Asthma, verstopfte Nase, Ekzeme) verantwortlich. Ein anaphylaktischer Schock tritt ein, wenn die Blutgefäße so weit gestellt sind, dass das Blut in der Peripherie versackt. Die Versorgung lebenswichtiger Organe ist dann nicht mehr gewährleistet, der Bereich um den Kehlkopf schwillt an und diesen Fällen muss sofort ein Notarzt gerufen werden.

Bei der zytotoxischen Reaktion (Typ-2-Allergie) bilden sich innerhalb weniger Stunden Immunkomplexe zwischen den Antigenen und den körpereigenen Antikörpern. Es folgt die Aktivierung des Komplementsystems sowie der zytotoxischen Killerzellen, die zur Zerstörung körpereigener Zellen führen. Auch die Typ-3-Allergie, der Immunkomplextyp, ist dadurch gekennzeichnet, dass Immunkomplexe aus Allergenen und Antikörpern entstehen. Es werden spezielle Komplementfaktoren aktiviert, die eine Phagozytose der Immunkomplexe durch Granulozyten unter Freisetzung gewebeschädigender Enzyme hervorrufen.

Die Typ-4-Allergie wird als zellulär vermittelte Spättypallergie bezeichnet. Zellulär bedeutet in diesem Zusammenhang „durch T-Lymphozyten vermittelt“, IgE- oder andere Antikörper sind hier nicht von Bedeutung. Es dauert 48 bis 72 Stunden bis das Vollbild der allergischen Entzündung eintritt, was deutlich langsamer ist als bei der IgE-vermittelten Soforttypreaktion.

HEUSCHNUPFEN

Beim Heuschnupfen reagieren Betroffene auf Stoffe aus der Umwelt wie zum Beispiel Gräserpollen. Diese gelangen über die Luft in den Körper, die Augen und die Nase. Zu den allergieauslösenden Stoffen gehören Pollen frühblühender Bäume sowie Kräuter-, Gräser- und Getreidepollen. Anhand eines Pollenflugkalenders lassen sich die genauen Blühzeiten der Pflanzen vorhersagen. Patienten mit Heuschnupfen leiden unter Symptomen wie Fließschnupfen, Beschwerden der Atemwege, brennenden Augen und häufig unter einem Gefühl des allgemeinen Unwohlseins. Der Heuschnupfen tritt nur zu bestimmten Jahreszeiten auf.

Heftigste Form Die Maximalreaktion einer Allergie ist der oben bereits erwähnte anaphylaktische Schock. Hierbei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf eine bestimmte Substanz, die zu einer lebensbedrohlichen Situation führt. Verschiedene Allergene können dafür verantwortlich sein – dazu gehören Nahrungsmittel-, Insektengift- und Inhalationsallergene. Auch medikamentöse Auslöser (etwa durch Penicilline) kommen in Betracht. Zu Beginn der Reaktion kommt es zu Alarmzeichen wie Jucken, Brennen, Schluckbeschwerden oder Hitzegefühlen im Rachen.

Aus dem eintretenden Bronchospasmus kann eine akute respiratorische Insuffizienz und somit eine Zyanose, also eine bläuliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute, resultieren. Durch die massive Erweiterung der Blutgefäße tritt ein Kreislaufschock ein, der Blutdruck sinkt auf extrem niedrige Werte und der Puls ist kaum tastbar. Der Organismus reagiert auf die Hypotonie mit einer kompensatorischen Tachykardie, um den Blutdruck wieder zu erhöhen. Der anaphylaktische Schock ist lebensbedrohlich, daher muss er unverzüglich behandelt werden. Zunächst sollte der Allergiker durch Anheben der Beine in Schocklagerung positioniert werden.

Bewusstlose werden in die stabile Seitenlage gebracht, bei einem Kreislaufstillstand wird mit der Reanimation begonnen. Der Notarzt legt einen Zugang in eine Vene, darüber hinaus verabreicht er verschiedene Medikamente wie Adrenalin, Dopamin, Noradrenalin, Vasopressin, Antihistaminika oder Glukokortikoide. Nach der Notfallbehandlung beobachtet man den Patienten noch einige Zeit auf der Intensivstation, da sich die anaphylaktische Reaktion wiederholen könnte.

Weitere Einteilungskriterien Eine weitere Differenzierung kann nach der Schwere der Symptomatik getroffen werden (leichte, schwere und lebensbedrohliche allergische Reaktionen). Darüber hinaus besteht die Möglichkeit der Klassifizierung in Allergien, die saisonal bedingt sind wie zum Beispiel Pollenallergien oder solche Formen, die saisonal unabhängig sind wie etwa eine Hausstaubmilbenallergie.

Allergene Es gibt Inhalationsallergene, die aus der Luft aufgenommen werden (Hausstaub, Pollen oder Schimmelpilze). Als Kontaktallergene bezeichnet man hingegen Stoffe, die bei Berührung allergische Hautekzeme verursachen. Auch Insektengifte durch Stiche oder Bisse führen mitunter zu heftigen Reaktionen. Zudem rufen Nahrungsmittel bei einigen Menschen Allergien hervor.

Ursachen Laut Angaben der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e.V. bestätigen epidemiologische Untersuchungen aus dem In- und Ausland die beunruhigende Prognose, dass allergische Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen haben und sich anscheinend noch weiter verbreiten. Bisher ist es noch nicht gelungen, die genauen Ursachen von Allergien zu ergründen. Bekannt ist, dass Umwelteinflüsse, ein schwaches Immunsystem, die Ernährung, die aktuelle Pollenkonzentration und genetische Dispositionen mit der Entstehung von Allergien korrelieren.

Die sogenannte Hygiene-Hypothese besagt außerdem, dass seltene Infektionen im Kindesalter die Entwicklung von Allergien begünstigen. Umgekehrt haben Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, weniger Allergien. Auch der frühe Kontakt mit anderen Heranwachsenden (etwa in Kinderkrippen) führte zu geringeren Allergieprävalenzen. Ebenso scheint Stress ein Risikofaktor für die Entstehung allergischer Erkrankungen zu sein.

Diagnostik Allergietests dienen dem Nachweis von Reaktionen auf die verwendeten Allergene. Anhand von Blutproben, zum Beispiel dem RAST (Radio- Allergo- Sorben- Test), lassen sich Antikörper und zugrunde liegende allergische Reaktionen bestimmen. Zur Ermittlung einer Typ-1-Allergie gegen Tierhaare oder Pollen eignet sich der Pricktest. Dabei wird das Allergen auf die Haut (meistens am Unterarm) aufgetragen und diese mit einer Lanzette leicht angestochen, sodass die Substanz in die Oberhaut gelangt. Im Anschluss werden potenzielle Hautrötungen und die Größe der Quaddeln betrachtet.

Beim Intrakutantest injiziert der Arzt eine genau festgelegte Menge des Allergens. Hierbei besteht allerdings das Risiko einer hochgradigen allergischen Reaktion. Der Epikutantest wird zum Nachweis einer Sensibilisierung in Form einer Typ-4-Allergie eingesetzt. Die Allergene befinden sich dabei in Trägersubstanzen auf der Haut unter aufgeklebten Testkammern. Nach 24, 48 und 72 Stunden erfolgt jeweils eine Testablesung. Eine weitere Methode ist der nasale Provokationstest. Dieser reproduziert die Reaktion der Nasenschleimhaut auf eine inhalierte Substanz aus der Umwelt unter kontrollierten Bedingungen.


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Therapie Die Pharmakotherapie erfolgt rein symptomatisch, dazu stehen verschiedene Antiallergika zur Verfügung. Bei leichten Ausprägungen kann eine lokale Anwendung von Antihistaminika gute Ergebnisse erzielen. Die Nasensprays und Augentropfen mit Azelastin oder Levocabastin werden zweimal täglich appliziert. Antihistaminika der ersten Generation sind zur systemischen Therapie geeignet, darunter fallen Wirkstoffe wie Dimenhydrinat, Dimetinden oder Clemastin. Sie überwinden allerdings die Blut-Hirn-Schranke und verursachen Müdigkeit. Bei regelmäßigen, allergischen Beschwerden empfiehlt es sich, die bewährten, rezeptfreien Wirkstoffe Loratadin oder Cetirizin einzunehmen.

Dabei handelt es sich um Antihistaminika der zweiten Generation – sie besitzen im Gegensatz zu Wirkstoffen der ersten Generation eine höhere H1-Rezeptor-Spezifität und passieren kaum die Blut- Hirn-Schranke. Bei beiden Substanzen ist eine Tagesdosis von zehn Milligramm üblich und sie werden vorwiegend abends eingenommen. Cetirizin zeigt bei allergischen Hautreaktionen einen stärkeren Effekt, Loratadin hat den Vorteil, dass es weniger müde macht. Zu den verschreibungspflichtigen H1- Antihistaminika der dritten Generation zählen die Wirkstoffe Desloratadin, Levocetirizin oder Fexofenadin.

Sie zeichnen sich durch ihre hohe H1-Rezeptor-Selektivität, durch ihre schnelle Resorption und hohe Bioverfügbarkeit aus. Bei geringer Sedierung weisen sie eine 24-stündige Wirksamkeit auf. Eine Alternative ist der Leukotrien-Rezeptorantagonist Montelukast, welcher Beschwerden bei Asthma und jahreszeitlich bedingte Allergie- Symptome lindert. OTC-Arzneimittel der zweiten Wahl ist der Mastzellenstabilisator Cromoglicinsäure. Er wird zur saisonalen Dauerprophylaxe eingesetzt, das heißt, seine Anwendung beginnt bereits drei Wochen vor dem ersten Pollenflug und muss drei bis vier Mal täglich stattfinden.

Cromoglicinsäure blockiert in aktivierten Mastzellen die Chloridkanäle und verhindert somit die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie Histamin. Prophylaktisch verwendet bewahren Cromoglicinsäure und Nedocromil gleichermaßen vor der Sofort- und der Spätreaktion. Zur Therapie von längerfristigen, mäßigen bis starken Beschwerden sind nasale Glukokortikoide wie Beclomethason geeignet. Der Wirkstoff ist der einzige Vertreter aus dieser Gruppe, der ohne Rezept für die nasale Applikation erhältlich ist. Er wirkt gegen laufende Nase, Juck-und Niesreiz. Glukokortikoide finden darüber hinaus auch in der Selbstmedikation in Form von Hydrokortison-haltigen Cremes bei Kontaktallergien Verwendung.

Eine weitere Option bei der topischen Behandlung von allergischen Symptomen ist das Antihistaminikum Levocabastin. Zusätzlich können Pollenallergiker sich mit Medizinprodukten helfen: Eine Nasendusche mit einer isotonischen Salzlösung spült Allergene aus, ein Allergiespray mit natürlichen Inhaltsstoffen (Alpensalz und Ectoin®) lindert die Beschwerden bei plötzlichen Pollenattacken. Das Wirkprinzip des Sprays besteht darin, die Allergene aus der Nase zu entfernen und einen luftdurchlässigen Hydrofilm auszubilden, der die Nasenschleimhaut beruhigt.

WEITERE ALLERGIEFORMEN

Bei Nahrungsmittelallergien leiden Betroffene unter Symptomen im Mundund Rachenbereich. Typische Beschwerden sind Kribbelgefühle sowie Schwellungen bis hin zur Atemnot. Häufig sind es Nahrungsmittel wie Milch, Eier, Obst und Getreide, die Allergien auslösen. Davon zu unterscheiden ist die Kontaktallergie. Die Symptome erscheinen, nachdem die Haut mit einem bestimmten Stoff in Berührung gekommen ist. Ein gängiges Beispiel ist die Nickelallergie. Wissen Betroffene, welche Substanz die Beschwerden hervorruft, sollte diese gemieden werden.

Kreuzweise allergisch Bei bestimmten Allergenen sind Kreuzallergien nicht selten. Pollenallergiker reagieren beispielsweise häufig auf den Genuss bestimmter Obst- und Gemüsesorten. Wer auf früh blühende Bäume und Sträucher (wie Erle, Hasel oder Birke) anschlägt, plagt sich meist auch beim Verzehr von Nüssen sowie einigen rohen Obstsorten (etwa Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen) mit Beschwerden. Die Kreuzallergie beruht auf der Ähnlichkeit der Pollen mit den Eiweißen der entsprechenden Nahrungsmittel. Heuschnupfenallergiker sollten demnach im Hinterkopf behalten, dass sich hinter den Symptomen, die sich nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel bemerkbar machen, möglicherweise Kreuzallergien verbergen.

Allergieschock durch körperliche Aktivität Eine sehr seltene Form der Allergie ist die sogenannte WDWIA (wheat dependent excercise induced anaphylaxis, übersetzt: weizenabhängige, anstrengungsinduzierte Anaphylaxie). Hier wird deutlich, wie wichtig die medizinische Abklärung durch den Arzt ist. Selbst für den erfahrenen Mediziner erfordert die Diagnostik der WDWIA Detektivarbeit: Diese Form der Weizenallergie führt nur in Kombination mit einem Trigger (Anstrengung, Alkohol oder Sport) zu lebensbedrohlichen Beschwerden.

Tipps für Ihre Kunden Im Beratungsgespräch sollten PTA und Apotheker zunächst nachfragen, in welchem Zusammenhang die Beschwerden typischerweise auftreten. Berichten Kunden von länger anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden, empfiehlt sich ein Arztbesuch zur Diagnose des Allergens. Nur wenn klar ist, worauf man allergisch reagiert, ist es möglich, den Auslöser bewusst zu meiden. Auch die Einnahme von Arzneimitteln gehört zu den Themen im Beratungsgespräch, denn einige Menschen reagieren auf die Einnahme von bestimmten Wirkstoffen, etwa Penicillinen oder Cephalosporinen, allergisch.

Dabei können sich die Beschwerden auch zeitlich verzögert entwickeln. Betrifft die Reaktion den gesamten Körper oder deuten die Symptome auf Asthma hin, sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Es ist außerdem hilfreich, Pollenallergikern folgende Ratschläge mit auf den Weg zu geben:

  • nach dem Aufenthalt im Freien sollten die Haare gewaschen, die Kleidung gewechselt und Brillengläser gereinigt werden,
  • draußen getragene Kleidung am besten sofort waschen und auf keinen Fall im Schlafzimmer ablegen,
  • in die Lüftungsanlage des Autos kann ein Pollenfilter eingebaut werden,
  • Allergiker erfahren über das Internet oder über den telefonischen Polleninformationsdienst alles über den aktuellen Pollenflug,
  • Betroffene mit einer starken Allergie bleiben während der individuellen Pollenflugzeit vorzugsweise bei geschlossenen Türen und Fenstern in der Wohnung,
  • der Rasen rund um das Haus sollte bei einer Allergie auf Wiesengräser möglichst kurz gehalten werden.

Wer an einer Hausstaubmilbenallergie leidet, sollte:

  • milbenundurchlässige Matratzenbezüge verwenden,
  • die Wohnung feucht wischen anstatt zu staubsaugen,
  • Staubfänger (Stofftiere, Gardinen) möglichst reduzieren,
  • Bettwäsche regelmäßig reinigen, sodass Hautschüppchen, die den Milben als Nahrung dienen, beseitigt werden.

Im Fall der Fälle gerüstet PTA und Apotheker sollten Kunden, denen bekannt ist, dass sie beispielsweise allergisch auf Insektenstiche reagieren, empfehlen, ein Notfallset bei sich zu führen. Es enthält einen Autoinjektor, mit dem sich Betroffene im Akutfall selbst Adrenalin in den Oberschenkel spritzen können. In der Regel sind in dem Set auch ein Glukokortikoid sowie ein Antihistaminikum enthalten.

„Impfung“ gegen Allergie Viele Allergiker sind erleichtert, wenn der Sommer vorbei ist, denn es folgt in der Regel eine symptomfreie Zeit. Im Herbst fliegen keine Pollen, sodass sich in dieser Jahreszeit eine Hyposensibilisierung in Vorbereitung auf den nächsten Frühling anbietet. Diese spezifische Immuntherapie ist die einzige kausale Maßnahme gegen Allergien. Sie wird meist bei Heuschnupfen, Insektengiftallergien sowie allergisch kontrolliertem Asthma bronchiale angewendet. Zusätzlich ist sie bei Reaktionen auf Hausstaubmilben, Katzenhaare oder bestimmte Schimmelspore möglich.

Bei der Hyposensibilisierung erhält der Allergiker über einen längeren Zeitraum eine stetig ansteigende Menge des Allergens, bis eine Erhaltungsdosis erreicht ist. Wie beim Prinzip der Impfung kommt es durch den kontrollierten und wiederholten Kontakt mit der Substanz zu einer Gewöhnung, die über die Beendigung der Therapie hinaus reicht. Während Antihistaminika oder Kortikosteroide allergische Beschwerden nur vorübergehend reduzieren, besteht die Wirkung der spezifischen Immuntherapie dauerhaft.

Die präsaisonale Hyposensibilisierung startet nach der Allergiesaison mit einer Aufbaubehandlung und ruht während des Pollenflugs. Bei der perennialen (ganzjährigen) Therapie wird die Dosis während des Pollenflugs lediglich vermindert. Die Dauer der Anwendung beträgt je nach Allergietyp zwischen drei und fünf Jahren, nur selten ist ein längerer Zeitraum angezeigt. Demnach erfordert die Maßnahme ein stabiles Durchhaltevermögen von Seiten des Allergikers.

Verschiedene Darreichungsformen Die Allergene werden bei der spezifischen Immuntherapie entweder unter die Haut gespritzt oder als Tropfen oder Schmelztabletten verabreicht. In der Regel sind die Präparate gut verträglich, dennoch können allergische Reaktionen auftreten, die den Kreislauf, die Atemwege oder die Haut betreffen. Daher ist es empfehlenswert, dass die Patienten nach der Injektion für etwa eine halbe Stunde in der Arztpraxis warten, sodass der Allergologe im Notfall rasch handeln kann. Bei der Behandlung mit Tropfen oder Tabletten findet mindestens die erste Einnahme in der Arztpraxis statt.

Kontraindikationen Der ärztlichen Betreuung kommt im Rahmen der Hyposensibilisierung ein hoher Stellenwert zu. Zum einen, weil sich in sehr seltenen Fällen ein allergischer Schock entwickeln kann und zum anderen, weil die Maßnahme verschiedene Entscheidungen etwa in Bezug auf die Indikationsstellung, Dosissteigerungen oder Therapieintervalle beinhaltet. Vor Beginn der Behandlung muss der Allergologe zudem abklären, ob sich diese überhaupt für den Patienten eignet: Bei schweren Autoimmunerkrankungen, bei nicht ausreichend behandeltem Asthma, bei schweren Erkrankungen des Herz-Kreislauf- Systems, bei der Einnahme von Medikamenten wie Beta- Blockern oder ACE-Hemmern oder bei Personen mit einer unzureichenden Compliance ist eine spezifische Immuntherapie nicht sinnvoll.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 03/17 ab Seite 56.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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