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POST-HOSPITAL-SYNDROM

Einer amerikanischen Studie zufolge wird jeder fünfte Patient, der nach einem Krankenhausaufenthalt entlassen wird, innerhalb eines Monats erneut eingewiesen – meist mit einer ganz anderen Diagnose.

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Möglicherweise ist Ihnen das auch schon einmal aufgefallen: Ein in der Regel älterer Kunde war im Krankenhaus, beispielsweise wegen einer Herzerkrankung, und muss kurze Zeit später wieder stationär behandelt werden – diesmal wegen einer Infektion, einer Lungenentzündung, eines Knochenbruchs oder psychischen Problemen. Der Kardiologe Dr. Harlan Krumholz von der Yale Univerity School of Medicine in New Haven, USA hat dieses als Post-Hospital-Syndrom bezeichnete Phänomen anhand von 2,6 Millionen Patientendaten untersucht.

Vor allem Senioren betroffen Wer gerade die Klinik verlässt, befindet sich noch in der Phase der Rekonvaleszenz und besitzt noch nicht wieder seine volle Widerstandskraft. So ein Krankenhausaufenthalt bedeutet außerdem jede Menge Stress für Körper und Psyche. Man schläft nicht besonders gut, weil man in einem fremden Bett liegt und das Zimmer eventuell mit mehreren Personen teilen muss.

Dazu kommt der ungewohnte Tagesrhythmus. Frühe Weckzeiten bringen den eigenen Rhythmus durcheinander. Und tatsächlich zeigt sich, dass Patienten in der Klinik weniger Tiefschlafphasen durchlaufen, die aber für die Erholung nötig sind. Junge Menschen stecken dies meist besser weg als ältere. Auch die Mahlzeiten können zum Problem werden. Sie sind anders als zuhause, häufig schmeckt es nicht besonders.

Bei älteren Patienten ist Mangelernährung im Krankenhaus keine Seltenheit. Dies kann sich negativ auf alle Funktionen des Organismus auswirken. So verzögert sich dadurch die Wundheilung und das Infektionsrisiko steigt ebenso wie die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein weiterer Störfaktor ist die mangelnde körperliche Aktivität. Durch den Bewegungsmangel bauen gerade ältere Menschen schnell ab, verlieren an Kraft und Koordinationsfähigkeit. Das Risiko für Stürze und damit verbundene Knochenbrüche steigt im Anschluss an den Klinikaufenthalt.

Psychischer Stress trifft alle Das größte Problem ist allerdings die seelische Belastung. Die Patienten haben Angst vor der Krankheit, Angst vor einer ungünstigen Diagnose oder vor einem bevorstehenden operativen Eingriff. Manchen macht auch schon die Umgebung mit den vielen fremden Menschen, den Ärzten und Krankenschwestern oder den ganzen medizinischen Geräten zu schaffen.

Zu diesen Stressfaktoren kommen möglicherweise Schmerzen und eine Fülle von Informationen, die sie teilweise gar nicht aufnehmen und verstehen können. Die Überforderung kann zu psychischen Problemen und – dies trifft wieder hauptsächlich ältere Menschen – Desorientierung führen.

Die ersten dreißig Tage Die Summe all dieser Faktoren führt dazu, dass zahlreiche Patienten direkt wieder eingewiesen werden, je nach Diagnose dieses Mal auf eine andere Station oder sogar in ein anderes Krankenhaus. Vor allem die ersten dreißig Tage nach dem ersten Klinikaufenthalt haben sich in der Studie als kritisch erwiesen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/13 auf Seite 22.

Sabine Bender, Apothekerin / Redaktion

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